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Die mauen wirtschaftlichen Aussichten drücken auch auf die Vorstandsgehälter. Erstmals seit 2020 verzeichnet die oberste Führungsebene im Schnitt im Vergleich zum Vorjahr leichte Einbußen bei der Vergütung. Das zeigt eine Auswertung von 1.424 Personendatensätzen aus Umfragen unter Top-Entscheiderinnen und -entscheidern aus den Jahren 2011 bis 2023. Durchgeführt hat sie die Personalberatung I-Potentials, die auf die Besetzung von Führungspositionen spezialisiert ist.
Höhere Fixgehälter spiegeln Wunsch nach Stabilität
Noch stärker als die Höhe der Vergütung hat sich demnach in den vergangenen Jahren die Zusammensetzung der Bezüge gewandelt. So wurden weniger variable Gehaltsbestandteile gezahlt – etwa Boni oder Unternehmensanteile. Die Fixgehälter hingegen stiegen und machen im Vergütungsmix jetzt 78 Prozent aus, fünf Prozentpunkte mehr als in den Jahren 2020/2021 (siehe Grafik unten). Diese Entwicklung spiegele einen wachsenden Wunsch des Top-Managements nach finanzieller Stabilität wider, so die Herausgebenden der Studie.
New Economy im Vorteil
Insbesondere traditionelle Organisationen wie Konzerne, Familienunternehmen oder Mittelständler zahlen im Schnitt ein höheres Fixum. Die Digitalwirtschaft hingegen setzt im Vergleich mehr auf leistungsabhängige Vergütungen. Erfolgsabhängige Variablen sollen hier das Führungspersonal stärker zu unternehmerischem Handeln motivieren. „Dass Unternehmensbeteiligungen als Vergütungsbestandteil in der New Economy im Vergleich zu traditionellen Mittelstandsunternehmen üblicher sind, bietet einen entscheidenden Vorteil bei der Gewinnung von Top-Führungskräften“, sagt Martina van Hettinga, Managing Partner bei I-Potentials, gegenüber DUP UNTERNEHMER-Magazin (siehe Interview unten).
Finanzressort legt am stärksten zu
Die Rolle im Vorstand bestimmt maßgeblich über die Höhe der Gehaltszuwächse. Das größte Plus konnten über die vergangenen drei Jahre bis 2023 Finanzvorständinnen und -vorstände (CFOs) verzeichnen, gefolgt von Chief Commercial Officers (CCOs). Ihre Gehälter legten um 17 beziehungsweise 13 Prozent zu. CFOs kamen 2023 damit auf durchschnittliche Gehälter von 230.000 bis 340.000 Euro, CCOs verdienten im Schnitt 210.000 bis 330.000 Euro.
Diese Entwicklung zeigt, dass viele Unternehmen in unsicheren Zeiten verstärkt Führungspersonen suchen, die sich um Finanzierungen, Risikomanagement, Kosten und Effizienzsteigerungen kümmern. Vorstandspersonal im Bereich Product und Tech konnte im Schnitt einen Zuwachs von neun Prozent verbuchen und liegt bei Einkommen zwischen durchschnittlich 200.000 bis 330.000 Euro. Die geringste Steigerung verzeichneten CEOs mit fünf Prozent Zuwachs. Ihr durchschnittlicher Verdienst bewegt sich zwischen 220.000 und 400.000 Euro.
Top-Vorstandsgehälter in Nordrhein-Westfalen
Bestimmt wird das Einkommen auch durch den Standort des Arbeitgebers. So sind Vorstandsmitglieder in Nordrhein-Westfalen mit im Schnitt 310.000 Euro am höchsten dotiert, vor Bayern (290.000 Euro) und Berlin (285.000 Euro).
Das Geschlecht spielt bei der Bezahlung auf dem C-Level eine weniger bedeutsame Rolle als in der Gesamtbetrachtung aller Gehälter. So verdienten Frauen im bundesweiten Schnitt 2023 nach Daten des Statistischen Bundesamts 18 Prozent weniger als Männer. Auf Vorstandsebene liegen ihre Gehälter lediglich sieben Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen. Woran dies liegt, welche Risiken zu sicherheitsbetonte Vorstandsgehältern bergen und wie Unternehmen die Vergütung des Top-Managements idealerweise ausgestalten sollten, erklärt Martina van Hettinga im Interview.