Suche nach digitalen Talenten
Hohe Talentdichte im Betrieb erleichtert das Recruiting
Digitalexpertinnen und -experten sind auf dem Arbeitsmarkt rar. Das zeigt sich seit Jahren bereits besonders deutlich im IT-Sektor: Dort fehlen hierzulande rund 96.000 Fachkräfte – Tendenz steigend. Niels Haußmann von der Personalberatung Digilents erklärt, wie Firmen digital- und technologieaffine Fachkräfte für sich gewinnen können.
23.09.2022
Niels Haußmann
ist General Manager der Personalberatung Digilents
Wie stellt man sicher, dass man die richtige Person mit dem richtigen Know-how für eine offene Stelle sucht?
Niels Haußmann: Zuallererst ist es wichtig, die Aufgaben und die Rolle des neuen Mitarbeitenden genau zu definieren. Daraus lässt sich dann ableiten, welche Kompetenzen und welche Erfahrungen für diese Rolle erforderlich sind. Darüber hinaus sollte man den Blick aber nicht nur auf die Rolle, sondern auch auf das Team oder die Abteilung richten. Aus diesen Anforderungen lässt sich dann das Zielprofil für den neuen Mitarbeitenden erarbeiten. Anschließend sollte mithilfe von externen Experten ein Marktcheck für das Profil durchgeführt und dabei folgende Fragen erörtert werden: Gibt es Profile, welche die Kompetenzen in dieser Kombination anbieten können? Wie groß ist der Markt für diese Profile? Und: Passt das Budget zu diesem Profil oder müssen das Profil oder das Gehalt nachjustiert werden? Denn wenn ein Profil gesucht wird, dass am Markt kaum vorhanden ist, verliert man wertvolle Zeit.
Was können Unternehmen tun, um im umkämpften Arbeitsmarkt digitale Fachkräfte für sich zu gewinnen?
Haußmann: Ein leergefegter Markt bedeutet, dass man weniger Bewerbungen bekommen wird und sich in einem Verdrängungswettbewerb befindet. Daher ist es für das Unternehmen elementar, unnötige Fehler zu vermeiden, welche Bewerbende abschrecken. Hygienefaktoren sind daher eine schnelle Reaktion und kurzfristig verfügbare Termine für Gespräche. Weiterhin hilft ein schlanker Bewerbungsprozess ohne unnötige Stationen. Auch sollte man High-Potentials transparent darlegen, welche Kultur im Unternehmen vorherrscht und wie es sich am Markt differenziert. Und grundsätzlich gilt: Talente wollen in der Regel in einem Umfeld mit hoher Talentdichte arbeiten, um sich am besten weiterentwickeln zu können. Ein adäquates Budget, also Gehalt, zur gesuchten Rolle wäre dann ein weiterer Hygienefaktor.
Wo finden Unternehmen heute digitale Talente?
Haußmann: Die Digilents – also die digitalen Talente – sind keine homogene Gruppe, sondern es gibt mittlerweile sehr viele verschiedene Rollen und Fachrichtungen. Daher kann man diese Fragen nicht pauschal beantworten. Für die meisten Digilents gilt jedoch, dass sie nicht frei verfügbar, sondern in bestehenden Arbeitsverhältnissen sind und stark umworben werden. Wenn man nicht auf einen vorhandenen Bewerber-Pool oder ein Netzwerk zurückgreifen kann, bleibt nur die mühsame Suche über die bekannten Portale. Man muss sich jedoch bei der Suche nach sehr gefragten Profilen darauf einstellen, dass diese von vielen angesprochen werden und die Reaktionen eher verhalten ausfallen.Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit spezialisierten Personalberatungen, die über ein breites Netzwerk an Talenten im E-Commerce und in Digitalisierung im DACH-Raum verfügen.
Welche grundsätzlichen Entwicklungen sehen Sie aktuell im Recruiting?
Haußmann: Generell stellen wir fest, dass – abgesehen von sehr erfahrenen Positionen – die Umzugsbereitschaft für eine neue Stelle bei Bewerbenden praktisch gegen Null geht. Das gilt häufig auch schon für Berufseinsteiger. Es gibt eine hohe Erwartungshaltung bezüglich Homeoffice-Optionen bis hin zu einer Full-Remote-Tätigkeit. Die Unternehmen müssen sich auf einen sehr hohen Recruiting-Aufwand und eine intensive Suche einstellen. Bedingt durch die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen trifft man bei Bewerbenden zudem auf eine deutlich geringere Risiko- und Wechselbereitschaft.
Mehr zum Thema Fachkräftemangel
DUP Magazin Newsfeed
Ziemlich beste Benefits: Welche Zusatzleistungen sind besonders beliebt?
10/23/2024
Zusatzleistungen gehören im Bewerbungsprozess mittlerweile zum guten Ton – aber es müssen die passenden sein.
allgemein
DUP Magazin Newsfeed
Recruiting: Wie die Stadt Stuttgart Fachkräfte findet
8/19/2024
Mit über 16.000 Mitarbeitenden in rund 350 Berufen gehört die Landeshauptstadt Stuttgart zu den größten Arbeitgeberinnen in der Region. Sie steht aber auch mit finanzkräftigen Unternehmen in direkter Konkurrenz um Personal und Fachkräfte. Deshalb versuchen der Erste Bürgermeister Dr. Fabian Mayer und sein Team, mit kreativen Employer-Branding-Ideen, einer zielführenden Personalstrategie und dem Siegel „Arbeitgeber der Zukunft“ neue Talente für den öffentlichen Dienst zu gewinnen und zu binden.
karriere
DUP Magazin Newsfeed
Wissen generieren und bewahren dank Künstlicher Intelligenz
6/24/2024
Künstliche Intelligenz wird oft genutzt, um neue Inhalte zu entwickeln. Dabei bedeutet "intelligent" auch, schnell auf schon bestehendes Wissen zuzugreifen. Dieser Gastbeitrag erklärt, wie das gelingt.
innovation
big-data
management
DUP Magazin Newsfeed
So wird sich die digitale Arbeitswelt verändern
6/20/2024
Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in die digitale Arbeitswelt gehalten und verändert sie in einem rasanten Tempo. Werden dadurch bald Jobs wegfallen? Eine Expertin gibt Antworten.
big-data
technologie