Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein funktionierendes Homeoffice ist die technische Infrastruktur – und das heißt: Geräte, die up-to-date sind genauso wie Dokumente in der Cloud, Prozesse, die zeit- und ortsunabhängig funktionieren, Filesharing-Dienste und Messenger. Welche Herausforderungen dies bedeutet, haben wir Anfang des Jahres erlebt, als es schnell gehen musste und viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden von heute auf morgen ins Homeoffice schicken mussten.
Doch ein funktionierendes Homeoffice hört bei der technischen Infrastruktur nicht auf, auch wenn das manchmal aus dem Blick gerät. Wir neigen in Deutschland dazu, Digitalisierung als technischen Prozess wahrzunehmen, doch die Konversion von analog nach digital ist lediglich der erste Schritt – die Arbeit im Homeoffice mag dann beginnen können, doch die Arbeit am Home-Office beginnt dann erst!
Das Homeoffice ist gekommen um zu bleiben. Und auch wenn wir uns – hoffentlich – im nächsten Jahr wieder unbeschwert in den Büros treffen können, so wird uns doch erhalten bleiben, dass es nicht mehr selbstverständlich ist, dass wir dort von Montag bis Freitag ohne Ausnahme unsere Arbeitszeit verbringen. Drei Erkenntnisse sollten wir ins nächste Jahr mitnehmen:
Homeoffice ist Meta-Kommunikation: Im besten Falle können wir konzentriert und ungestört im Homeoffice arbeiten – endlich mal das Postfach zumachen und das Telefon stumm. Kein Kollege, der mal eben reinschaut, keine Chefin, die kurz etwas dalässt. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn im Homeoffice fällt die nahezu unbemerkte Nebenbei-Kommunikation weg. Dinge, die wir en passant klären oder die wir einfach so mitbekommen. Und das führt dazu, dass wir entweder viel zu viel kommunizieren und ständig Telkos planen oder viel zu wenige und es einfach so laufen lassen. Irgendwann stellen wir dann fest, dass es einfach nicht klappt und es knirscht im Gebälk.
Damit das Homeoffice funktioniert und produktiv ist, müssen wir verstehen, dass Reflexion und Meta-Arbeit Teil der Arbeit sind: Was klappt gut, was klappt nicht so gut? Was brauchen wir? Wie lief die Woche? Was können wir besser machen? Und dafür müssen wir bewusst Räume schaffen und sie zeitlich in unsere Arbeit einplanen.
Homeoffice ist remote Führen: Je ortsunabhängiger wir arbeiten, umso mehr verändert sich auch unsere Führung. Denn viel unseres Führungsverständnisses hebt noch immer darauf ab, Aufgaben zu verteilen und ihre Erledigung zu überwachen. Doch wenn das Team nicht mehr an einem Ort ist, verändert sich das zwangsläufig.
Remote Führung heißt, zu verstehen, dass es darum geht, Gelegenheiten zur Kommunikation zu schaffen und Räume aufzumachen, damit Menschen in ihre individuelle Wirksamkeit kommen können. Damit es ihnen gelingt, ihre Arbeit remote neu zu strukturieren und zu erledigen, wenn das äußere Gerüst des Büros mit seinen Strukturen wegfällt.
Und das heißt: Remote führen bedeutet Menschen anzuleiten, sich ihre eigenen Strukturen aufzubauen und sie gleichzeitig zu ermuntern, Verantwortung zu übernehmen. – Das heißt: Gemeinsam trainieren, auf Ergebnisse schauen und nicht auf Abläufe.
Homeoffice ist virtuelle Kollaboration: Das ist wohl einer der wichtigsten Punkte – wenn wir remote arbeiten, verändert sich unsere Zusammenarbeit. Wir brauchen die notwendige Infrastruktur, um asynchron miteinander kollaborieren zu können. Das entscheidende Stichwort ist asynchron, also zu unterschiedlichen Zeiten respektive zeitlich versetzt. Denn wenn wir das mit den eigenen Strukturen ernst meinen, dann geht das nicht anders.
Um dies zu ermöglichen, brauchen wir zwei Dinge: Die technische Infrastruktur – Cloud-Dienste, Messenger, Ticketsysteme – und den Mut und die Fähigkeiten, das umzusetzen.
Und das bedeutet auch, Schriftlichkeit wiederzuentdecken in Job-Kontexten, in denen wir es gewohnt sind, für jede Absprache ein Meeting einzuberufen. In ortsflexiblen Arbeitsumfeldern müssen wir neu lernen, unsere Gedanken schriftlich festzuhalten und zur Diskussion zu stellen.