Vertano Vordenker 2022
13.09.2022    Holger Reher
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Zur Person

Klaus-Martin Meyer

Pressebeauftragter bei Ventano

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt?

Klaus-Martin Meyer: Das Geschäft mit unseren Replikaten historischer Beschläge hat sich in den letzten Monaten im Vorjahresvergleich bei steigenden Umsätzen weiter dynamisch entwickelt. Damit trotzen wir aktuell dem allgemeinen E-Commerce-Trend und dies, obwohl es in der Baubranche bekanntermaßen zurzeit zu vielen Verzögerungen kommt. Ein wichtiges Learning aus der Corona-Krise war es, die Lagerbestände durch Erhöhung des Einkaufsvolumens substanziell und durchaus mutig aufzustocken. Lieferfähigkeit ist ein wichtiger Wettbewerbs- und Servicevorteil.

Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business?

Meyer: Neben der erwähnten Verbesserung der Lieferfähigkeit hat sich die permanente Optimierung aller Vertriebskanäle als wachstumsfördernd herausgestellt. Im digitalen Bereich sind das z.B. die Verbesserung des mobilen Shops, die Beschleunigung der Artikelneuanlage unserer antiken Beschläge mithilfe eines Textroboters, der tool-unterstütze Ausbau des Marketplace-Business auch mit mehr und besserem Bildmaterial. Aber auch analoge Vertriebswege wie ein neuer  Katalog und der Telefonvertrieb wurden auf ein neues Qualitätslevel gehoben. Dies wird vom Kunden honoriert.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Meyer: Wir zwingen uns selbst, pro Kalenderjahr eine Cutting-Edge-Technologie zu implementieren, damit wir geistig jung und attraktiv für gut ausgebildete Professionals bleiben. Im laufenden Jahr war dies die tiefe Implementierung von Textroboter-Technologie in unser Warenwirtschaftssystem. Dabei scheuen wir uns nicht, auch unsere Auszubildenden mit auf die herausfordernde Reise zu nehmen. Das führt zu Einladungen zu Video-Podcasts, Vorträgen und hilft das Netzwerk und die Awareness unserer Marke Ventano zu erhöhen. Deep Tech, KI und traditionelles Handwerk müssen kein Widerspruch sein.

Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?

Meyer: Die Stärke: Wir lieben unsere Kunden, die Denkmalgeschützte Bausubstanz stilgerecht für die Nachwelt erhalten und die Menschen in unseren Manufakturen, die ein traditionelles Handwerk erhalten. Aus dieser Liebe schöpfen wir die Motivation den überlebensnotwendigen Costumer-first Ansatz zu leben.

Schwäche: Unsere sture Heimatverbundenheit, die uns am Standort in der Provinz in Bissendorf im Osnabrücker festhalten lässt, statt nach Berlin zu ziehen, wo viele betuchte Kunden sitzen und es leichter ist qualifizierte E-Commerce Mitarbeitende zu finden.

In wenigen Worten: Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpas-sen?

Meyer: Die jährliche Implementierung einer neuen Leuchtturmtechnologie – aktuell Textroboter. Entwicklung eigener Technologie zur Digitalisierung manueller Vorgänge. Das sind zur Zeit eigene Technologien zur Freistellung von Fotos unserer Beschläge und zur automatisierten Montage von Bildern von Einzelteilen – Türklinken und Türgriffen.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Meyer: Da sind an erster Stelle die Produktqualität unserer Replikate zu nennen und das bloße Zurverfügungstellen der Produkte entsprechend moderner Normen. Damit ermöglichen wir die Einhaltung der Anforderungen des Denkmalschutzes und unsere Kunden müssen sich nicht auf Secondhand-Märkten mit unzureichenden Qualitäten und Quantitäten zufrieden stellen. Das wissen Immobilienbesitzer und noch mehr Architekten, Fenster- und Türenbauer sehr zu schätzen.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Meyer: Wir liefern eine hervorragende Qualität an handwerklich erzeugten Beschlägen für Fenster und Türen. Das spricht sich bei den Kunden herum. Ein wesentlicher Treiber unseres Neugeschäfts ist word to mouth. Dies gepaart mit einer exzellenten Lieferfähigkeit und Lagerreichweite sind attraktiv für die Erstkäufer. Aufwändige Replikationen für spektakuläre Restaurierungen wie beim Wiener Burgtheater tragen zu einem erfreulichen Presseecho bei, was wiederum Neugeschäft nach sich zieht.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Meyer: Kurz gesagt, hören wir den Kunden zu. Wir freuen uns nicht nur über Lob. Geht mal etwas schief, greift die Geschäftsführung bei einer schlechten Bewertung persönlich zum Hörer, um der Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen. Es werden regelmäßig neue Einbauanleitungen verfasst, die mithilfe von case-sensitiv aufgedruckten QR-Codes auf den Rechnungen aufrufbar sind.

Nennen Sie ein konkretes Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt?

Meyer: Für ein E-Commerce-Unternehmen halten wir ungewöhnlich große Ressourcen bereit, unsere Kunden auch telefonisch zu beraten. Kunden schicken gern Bildmaterial ihrer Landhäuser, Jugendstilvillen oder Schlösser. Unser „Head of Curation“ kann jederzeit Epoche- und Denkmalpflege-gerechte Empfehlungen geben, die auch die Kundschaft zufriedenstellt. Wenn überraschend unangemeldet Kunden vor der Tür stehen, sind wir stolz, unser Produkte im Showroom zu präsentieren.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden? Gibt es eine Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?

Meyer: Den Einsatz neuer Technologien kombinieren wir mit einer offenen Kommunikation. Innovationen motivieren nach innen und wirken nach außen. Wir nehmen Einladungen zu Interviews/Podcasts von Presse, Partnerfirmen und Schulen bereitwillig wahr. Gern replizieren wir aufwändige Beschläge für berühmte Gebäude, selbst wenn es auch mal nur Unikate sind, die wir produzieren. Wir sind stolz, wenn wir Beschläge für das Burgtheater in Wien liefern. Aber besonders stolz sind wir, wenn ein „frisch gebackener“ Azubi Teil des Implementierungsteams einer neuen Software ist und darüber in seiner Abschlussprüfung präsentieren darf, als einziger Schüler seiner Klasse mit 100% abschließt und die Prüfer die Zeit nicht einhalten, weil sie so viele Fragen haben!

13.09.2022    Holger Reher
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