Transformation

Grüne Wirtschaft: Vom Wow zum How

Viele Unternehmen sind Richtung nachhaltig unterwegs, doch oft fehlen Wissen und Fertigkeiten. HR-Expertin Kathrin Hess sagt, was dann weiterhelfen kann.

Illustration einer schwebenden Glühbirne mit Windrädern im Inneren als symbol für grüne Wirtschaft und zwei Business-Menschen, die darauf zulaufen

30.10.2024

Die „grüne Welle“ schwappt schon seit geraumer Zeit über die Wirtschaft. Jetzt gehen viele Unternehmen konkret an die Umsetzung ihrer nachhaltigen Transformation: ein komplexer Prozess. Wie müssen HR-Abteilungen ihre Arbeit anpassen – und wie finden sie angesichts des Fachkräftemangels das passende Personal, insbesondere beim Recruitment junger Talente? Wertvolle Hinweise, wie grüne Wirtschaft gelingen kann, gibt Kathrin Hess, Director Green Transformation beim Personaldienstleister ManpowerGroup.

schwarz-weiß Porträt einer Frau mit langen dunklen Haaren

Kathrin Hess

ist Director Green Transformation beim Personaldienstleister ManpowerGroup Deutschland. Dort war sie zuvor Geschäftsführerin. Hess verfügt über umfassende Praxiskenntnisse in Transformation, Recruiting und Sales

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wo liegen aus HR-Sicht die größten Herausforderungen bei der grünen Transformation?

Kathrin Hess: Vor ihrem ersten CSRD-Reporting sind viele Unternehmen damit befasst, die Daten zusammenzubringen, die sie dafür benötigen. In der nächsten Phase gilt es dann, ein Zukunftsbild zu kreieren. Das ist die Basis für ein Assessment, das Kompetenzlücken abbildet – also die Fragen beantwortet: Welche Qualifikationen haben wir im Betrieb, und welche brauchen wir? Dann kann man einen Weg zum Ziel festlegen. Dabei ist auch der Zeitkorridor zu beachten. Denn in fünf oder zehn Jahren werden nicht mehr alle aktuellen Mitarbeitenden da sein. Meinem Eindruck nach haben vor allem große Konzerne hier durchaus Pläne, vielen mittelständischen Unternehmen ist das aber offenbar noch nicht so bewusst.

Was können speziell kleinere und mittelgroße Unternehmen konkret tun?

Hess: Wissen aufbauen! Dafür gibt es inzwischen diverse Veranstaltungen und Events. Man kann sich auch Unterstützung holen von einem Dienstleister. Wichtig aus meiner Sicht: interne Kommunikation. Denn in der Regel gibt es im Unternehmen immer Menschen, denen die grüne Transformation eine Herzensangelegenheit ist. Diese sind dann aus ihrer intrinsischen Motivation heraus bereit, die Transformation voranzutreiben. Das können insbesondere kleinere Unternehmen nutzen, um den Pfad zur Nachhaltigkeit abzustecken: vom Wow zum How.

Kann das auch bei der doppelten Herausforderung aus digitaler und grüner Transformation helfen?

Hess: Wir sehen in der Praxis, dass es ein verbindendes Element zwischen beiden gibt: Sie gelingen am besten, wenn Unternehmen damit die Menschen, ihre Mitarbeitenden, in den Mittelpunkt stellen. Am besten treibt man die Aufgaben voran, indem man die Belegschaft kommunikativ mitnimmt und sie möglichst eng einbindet. Das löst oft auch Widerstände gegen Veränderungen in der Belegschaft.

Wie finden Unternehmen die dafür nötigen Talente?

Hess: Was wir feststellen: Bei jüngeren Menschen, die einen Job suchen, spielt heute die Positionierung eines potenziellen Arbeitgebers zum Thema Nachhaltigkeit eine wesentlich größere Rolle. Für Unternehmen ist es daher ganz wichtig, dass sie ihr Engagement in diesem Bereich kommunizieren – auf der Website, in Social Media. Sie müssen sichtbar werden, und zwar authentisch. Denn nur echte Maßnahmen der grünen Transformation sind hier zielführend. Ein grüner Hintergrund in der Bildsprache reicht nicht: Es geht um den Beleg, dass das, was ich nach außen hin präsentiere, tatsächlich auch in meinem Unternehmen geschieht.