Gute Führungskräfte, die Wert auf eine kollaborative, offene und wertschätzende Unternehmenskultur legen, müssen nicht viel reden. Was sie müssen, ist vor allem aufmerksam zuhören, und zwar regelmäßig und jedem und jeder einzelnen Mitarbeitenden. Diese Leadership-Kompetenz lässt sich trainieren wie ein Muskel. Der erste Schritt ist die Entwicklung einer neuen Haltung. Diese basiert im Wesentlichen auf zwei Leitsätzen:

- Ich möchte nicht nur hören, was du sagst, sondern ich möchte verstehen, was du mir sagen möchtest und was du brauchst, damit es dir gut geht und wir gut zusammenarbeiten können.
- Ich konzentriere mich nicht nur darauf, was du sagst, sondern auch darauf, was du nicht sagst. Nicht-verbale Zeichen sind oft die stärksten Botschafter.
Diese Grundhaltung gepaart mit Zeit und Offenheit bilden beste Voraussetzungen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Von einer sich so entwickelnden Kultur des Austauschs und Miteinanders über alle Abteilungen und Hierarchien hinweg profitieren beide Seiten: Mitarbeitende wie Führungskräfte. Indem Führungskräfte aktiv zuhören
- bekommen sie mehr und bessere Informationen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie kluge Entscheidungen treffen.
- zeigen sie Mitarbeitenden Wertschätzung.
- steigern sie das Zugehörigkeitsgefühl und die Verbundenheit miteinander.
- können sie anschließend Wichtiges von Unwichtigem besser unterscheiden.
- haben sie eine Basis, um Mitarbeitenden dabei zu helfen, Prioritäten zu setzen und ihre Kapazitäten besser einzuschätzen und zu nutzen.

Zuhören auf Distanz: Digitales Coffee Date
Vieles, was sonst informell bei Tür-und-Angelgesprächen, in der Teeküche oder in der Mittagspause besprochen wird, fällt weg. Auch wenn mit dem Abflachen der Pandemie einige Mitarbeitende wieder zurückkehren, arbeiten viele dauerhaft nicht mehr unter einem Dach . Auch Führungskräfte, die vorher „mittendrin“ waren und stets in regem Austausch mit ihren Mitarbeitenden standen, müssen neue Wege finden, um Stimmungen und Schwingungen einzufangen. Sich Zeit zu nehmen, um diesen neuen Rahmen zu gestalten, ist aktuell die wichtigste Führungsaufgabe. Dann lassen sich auch remote Räume schaffen, miteinander ins Gespräch zu kommen, etwa:
- virtuelle Coffee und Lunch Dates
- Virtuelles Chat-Roulette
- Check-Ins bei Meetings
Wo möglich, sind auch Spaziergänge mit Mitarbeitenden eine Option, um in einem geschützten wie informellen Rahmen miteinander zu sprechen. Viele Coaching-Ansätze setzen von jeher auf Frischluft und Bewegung statt auf das Gegenübersitzen im geschlossenen Raum.
Wie so oft gilt: Eine Blaupause, die für alle Mitarbeitenden angelegt werden kann, wird nicht funktionieren. Führungskräfte müssen ein Gespür dafür entwickeln, über welchen Kanal sie die verschiedenen Persönlichkeitstypen in ihrer Belegschaft am besten erreichen. Gerade die „stillen” Mitarbeitenden sollten sie immer wieder ansprechen und den regelmäßigen Austausch forcieren. Entscheidend ist ein Setting, mit dem sich beide Seiten wohlfühlen. Und das findet man am besten heraus, indem man? – Richtig: gut zuhört.