Flughafen München
Herausforderungen für die Luftfahrtbranche
Der Flughafen München gehört zu den größten Arbeitgebern Bayerns. Wie der Airport die Pandemie gemeistert hat und sich zukunftsfähig aufstellt, erklärt Jost Lammers, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Jost Lammers
ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafens München. Seine Karriere in der Luftfahrt begann der Luftfahrtmanager 1998 bei HOCHTIEF AirPort. Ab 2008 leitete Lammers bis zu seinem Wechsel nach München den Budapest Liszt Ferenc Airport. Seit Juni 2022 ist er Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wie bleibt das Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie im Management, um das zu fördern?
Jost Lammers: Wir setzen auf Vielfalt bei den Mitarbeitenden, eine diverse Belegschaft und ein breites Berufsspektrum – vom Bodenverkehrsdienst über Gastronomie und Handel bis hin zu hoch spezialisierten Mitarbeitern im IT- und Technikbereich. Dabei ermuntern wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder dazu, Neues auszuprobieren und sich im Unternehmen zu entwickeln. Wir fördern projektübergreifende Teams beziehungsweise abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Dadurch stoßen wir Innovationen an und können Prozesse beschleunigen. Als Geschäftsführung versuchen wir durch Dialogformate, egal ob digital oder in Präsenz, nah an der Belegschaft zu bleiben. Das verschafft uns auch die Möglichkeit, innovative Ideen und Verbesserungsvorschläge direkt und unmittelbar entgegenzunehmen und zu diskutieren.
Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden?
Lammers: Wir sind einer der größten Arbeitgeber in der Region, der ein attraktives Arbeitsumfeld gepaart mit vielfältigen und spannenden Aufgaben bietet. Dabei sind wir ein verantwortungsvoller Arbeitgeber mit sicheren Beschäftigungsverhältnissen. Das Spektrum der Angebote an unsere Mitarbeiter reicht von individuell flexiblen Arbeitszeiten inklusive Mobile Office und einer flughafeneigenen KiTa über eine bezuschusste Verpflegung und vergünstigte Reisemöglichkeiten bis hin zur Mitarbeit in verschiedenen nationalen, aber auch internationalen Projekten. Besonders hervorheben möchte ich unsere Willkommenskultur, die große Kollegialität und die sehr ausgeprägte Identifikation mit dem Unternehmen, die für unsere „Flughafenfamilie“ kennzeichnend ist.
Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business – der Motor für Wachstum?
Lammers: Wichtigster Motor für das Wachstum unseres Flughafens ist natürlich die Mobilitätsnachfrage aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. Indem wir unser Münchner Premium-Hub in enger Zusammenarbeit mit der Lufthansa bedarfsgerecht weiterentwickeln, sichern wir die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unseres Flughafens. Dabei haben wir uns im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie höchst anspruchsvolle Ziele gesetzt. Spätestens ab 2030 werden wir unseren Flughafen klimaneutral betreiben. Gleichzeitig gilt es, sich als moderner Arbeitgeber zu profilieren. Nur so können wir beim Recruiting neuer Arbeitskräfte bestehen und möglichst viele innovative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für unser Unternehmen gewinnen.
Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt? Gibt es ein besonderes Learning aus der Coronakrise für Ihr Unternehmen?
Lammers: Die gesamte Luftverkehrsbranche ist sehr früh und sehr massiv von der Pandemie betroffen worden. In den letzten Monaten sehen wir am Flughafen München aber einen enormen Aufschwung. Dieser wird sich nach unserer Einschätzung auch fortsetzen. Management und Belegschaft haben in der Krise frühzeitig gegengesteuert und so die Liquidität und Handlungsfähigkeit des Unternehmens gesichert. Die Flughafenmannschaft hat gezeigt, dass sie flexibel auf ungewöhnliche Situationen reagieren kann. Mit der Ausweitung der Mobile-Office-Angebote und der verstärkten Nutzung von Videokonferenzen hat die Digitalisierung in der Arbeitswelt des Flughafens einen enormen Schub erhalten.
Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?
Lammers: Wir nutzen die mit der Digitalisierung einhergehenden Möglichkeiten, um das Serviceangebot unseres Flughafens zu erweitern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dabei reicht das Spektrum möglicher Anwendungen von der biometrischen Zugangskontrolle an den Sicherheitsschleusen bis hin zum kontaktlosen Mobile Payment in unseren Einzelhandelsgeschäften. Ganz entscheidend ist es für uns in diesem Zusammenhang, die Flughafenmannschaft frühzeitig einzubinden und auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Wir bauen Know-how durch gezielte Schulungen, E-Learning-Angebote und das betriebliche Learning by doing auf, um die digitale Transformation professionell voranzutreiben.
Was ist die größte Stärke der Company? Und trauen Sie sich auch eine Schwäche preiszugeben?
Lammers: Der Flughafen München wird – wie die zahlreichen Rankings der vergangenen Jahre immer wieder bestätigt haben – als verlässlicher und guter Arbeitgeber wahrgenommen. Unsere Airport-Familie hat auch gerade während der Krise einen tollen Zusammenhalt bewiesen. Das spezifische Arbeitsumfeld und die besondere Atmosphäre eines internationalen Verkehrsflughafens schaffen einen zusätzlichen Reiz. Allerdings müssen wir auch feststellen, dass das Image von Flughäfen ebenso wie das der gesamten Luftverkehrsbranche während der Coronapandemie und der damit verbundenen Unsicherheiten stark gelitten hat.
Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?
Lammers: Der Flughafen München zählt seit Jahren zu den bedeutenden Luftverkehrsdrehscheiben Europas und bietet attraktive Flugverbindungen zu Zielen in aller Welt. Vom renommierten Londoner Luftfahrtforschungsinstitut Skytrax wird der Münchner Flughafen auf Basis weltweiter Passagierbefragungen regelmäßig als einer der besten Airports Europas ausgezeichnet und erhielt zudem als erster europäischer Flughafen das Gütesiegel „5-Star-Airport“. Die große Wertschätzung unseres Flughafens resultiert vor allem aus der hohen Service- und Aufenthaltsqualität, die unser Airport bietet. Wir führen regelmäßig Kundenbefragungen durch und unternehmen alles, um unser Serviceangebot für die Passagiere kontinuierlich zu optimieren.
Und wie gelingt es Ihnen, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen?
Lammers: Als leistungsfähiges Drehkreuz des internationalen Luftverkehrs bieten wir interessierten Luftverkehrsgesellschaften, die neue Verbindungen planen, zahlreiche Standortvorteile. So verfügt der Münchner Airport über ein Einzugsgebiet, das von Süddeutschland über den gesamten Alpenraum bis in den Osten Deutschlands und die angrenzenden Länder reicht. Hier gibt es nicht nur die größte Anzahl von Dax-Konzernen, sondern auch etliche mittelständische „Hidden Champions“, die ihre innovativen Produkte weltweit vermarkten. Da Bayern und seine Landeshauptstadt überdies auch über eine enorme touristische Anziehungskraft verfügen, erfreuen sich die Flugverbindungen von und nach München in beiden Richtungen einer konstant hohen Nachfrage. Diese Standortvorteile verbinden wir als Flughafenbetreiber mit maßgeschneiderten Angeboten, die neuen Kunden beste Entwicklungsmöglichkeiten an unserem Flughafen bieten.
Können Sie uns bitte ein Beispiel dafür nennen, wie Ihr Unternehmen Service lebt?
Lammers: Ein attraktives Serviceangebot unseres Flughafens, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist die Onlinebuchung von Parkplätzen. Diese Vorausbuchung ist bei uns mit allen gängigen Kreditkarten und per PayPal möglich. Wer diesen Service nutzt, profitiert von den günstigen Online-Angeboten und findet immer einen freien Stellplatz in dem gewünschten Parkbereich. Und die Besitzer von elektrisch betrieben Fahrzeugen können dann bei längeren Standzeiten gleich noch einen E-Lade-Service dazu buchen.
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