Laut einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim in Zusammenarbeit mit Prof. Jens Horbach von der Fachhochschule Augsburg wird die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft weniger durch einen Akademiker- als durch einen Facharbeitskräfte-Mangel geschwächt. „Derzeit beginnen gut zwei Drittel aller Schulabgänger ein Studium. Nur ein Drittel startet in eine Ausbildung. Früher war dies genau umgekehrt”, so Gerard Wolny, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und Gestaltung e.V. (BVT).
Genau dieses Drittel an Facharbeitskräften würde laut Wolny den handwerklich geprägten Wirtschaftszweigen fehlen. Aktuell gebe es gut 60.000 nicht besetzte Ausbildungsplätze in Industrie und Handwerk. Insbesondere der in Deutschland innovationsstarke Mittelstand sei von den Personalengpässen betroffen.
Mehr Anreize für Berufsausbildung schaffen
Besonderer Bedarf an beruflich ausgebildeten Kräften bestehe nach der ZEW-Studie vor allem im Produktions- und IT-Bereich. Meldeten gesamtwirtschaftlich betrachtet 39,6 Prozent der Betriebe einen Mangel an Fachkräften, sind es im Mittelstand 43,8 Prozent. Dies hat bereits jetzt zur Folge, dass manche Innovationsprojekte nicht durchgeführt werden können.
Es reiche nicht aus, allein die Studierendenzahlen an den Hochschulen zu erhöhen, damit Deutschland den Status eines Fortschrittgestalters im Mittelstand beibehalten kann. Denn Innovationshemmnisse würden sich seltener aus einem Mangel an Fachkräften mit akademischen Berufsbildern ergeben.
Dr. Christian Rammer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereiches Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik, meint, die Politik müsse Verantwortung dafür übernehmen, dass Ausbildungsberufe mehr gesellschaftliche Anerkennung erfahren und finanzielle Anreize bieten. Auch Wolny vom BVT sieht Handlungsbedarf: „Die Mittelständler benötigen dringend Techniker, Meister, Gesellen und Azubis, um die Produktivität stabil zu halten. Hinzu kommt, dass die Wirtschaftslage für diesen Sektor derzeit und auch in den kommenden Jahren sehr gut ist. Es bieten sich ausgezeichnete berufliche Perspektiven für ausgebildete Fachkräfte.”
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