Wege aus der Energiekrise

Gas sparen durch Homeoffice?

Statt Corona nun Energie sparen: Die Politik diskutiert angesichts der Energiekrise eine Homeoffice-Pflicht, damit Büroräume im Winter weniger geheizt werden. Ob mit oder ohne gesetzliche Pflicht: Unternehmerinnen und Unternehmer sollten für geringere Heizkosten einvernehmliche Lösungen mit der Belegschaft suchen.

06.10.2022

Neustart für die Homeoffice-Pflicht? Nachdem die wegen der Coronapandemie eingeführte gesetzliche Regelung ausgelaufen ist, bringen Politiker wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) nun eine Wiederauflage ins Spiel, um angesichts der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Gaskrise im Winter Energie einzusparen.

Die scheinbar einfache Rechnung: Müssen Büros weniger beheizt werden, bleibt mehr Gas für Industrie und Privathaushalte. Die Wohnungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden schließlich ohnehin geheizt.

Homeoffice wegen der Energiekrise anordnen – das geht nicht

So könnten auch die Kosten für Unternehmen sinken. Allerdings ist ohne eine neue gesetzliche Regelung klar: Einfach so anordnen dürfen Arbeitgebende die Arbeit von zu Hause aus nicht – selbst wenn sie von den Einspareffekten überzeugt wären. Dem steht in der Regel der Arbeitsvertrag entgegen, der für Unternehmerinnen und Unternehmer meist die Pflicht vorsieht, einen Arbeitsplatz für Beschäftigte vorzuhalten.

Arbeitsrechtler machen zudem verfassungsrechtliche Bedenken geltend – kann doch gegen die im Grundgesetz festgehaltene Unverletzlichkeit der Wohnung dort kein Schreibtisch erzwungen werden. Einvernehmliche Regelungen zwischen Arbeitgeber und Angestellten sind selbstverständlich möglich. Doch wollen Unternehmerinnen und Unternehmer  das überhaupt?

Produktivität und Kreativität leiden im Homeoffice

Die Trendstudie „Die Zukunft des Arbeitens“ weckt Zweifel daran: Von den dafür befragten 2.767 Unternehmen gaben nur 25 Prozent an, dass es nach den Erfahrungen der Coronazeit bei ihnen keine Probleme mit Homeoffice gebe. Explizit problematisch finden hingegen 51 Prozent das Arbeiten von außerhalb des Büros.

Die Sorge der Unternehmerinnen und Unternehmer: Nur 14 Prozent der Befragten sehen eine höhere Produktivität ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice. Mit 71 Prozent erkennen mehr als zwei Drittel vor allem eine sinkende Kreativität, wenn ihre Teams remote zusammenarbeiten müssen. Angesichts der Bedeutung von Innovationen für die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft könnten daraus rasch Probleme erwachsen, lautet ein Fazit der vom Deutschen Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung erstellten Studie.

Einsparpotenziale genau berechnen

Vorbehaltlich einer allgemeinverbindlichen gesetzlichen Regelung gilt es für Unternehmerinnen und Unternehmer also zu kalkulieren, wie viel Energiekosten sie durch eine einvernehmliche Homeoffice-Vereinbarung mit ihren Mitarbeitenden sparen könnten.

Diese abzuschließen sollte vielfach möglich sein – auch wenn dann privat die Energiekosten für Mitarbeitende steigen. Denn eine Erhebung des ifo-Insituts zeigt, dass die Zahl der gewährten Homeoffice-Tage mit durchschnittlich 1,4 pro Woche in Deutschland nur knapp unter dem weltweiten Durchschnitt von 1,5 liegt – und dass sich etwa jeder vierte Beschäftigte eine neue Stelle suchen würde, falls seine Chefin beziehungsweise sein Chef dieses Angebot streichen würde.