„Sie müssen empathisch sein, Sie müssen authentisch sein und Sie müssen mutig sein“: Das ist Angelika Giffords leidenschaftlicher Appell an die Führungskräfte in allen Unternehmen der Republik. Gifford ist Vice President für Zentraleuropa bei Facebook. Herausforderungen, vor denen Unternehmen im Zuge der Digitalisierung stehen, können nicht zuletzt durch die Empathie einer Führungspersönlichkeit gemeistert werden, sagt sie.
Emotionen und Empathie sind wichtig
Emotionen zu zeigen und empathisch zu sein – das hält auch Uwe Geissinger, Executive Vice President beim Autozulieferer Magna, für wichtige Eigenschaften moderner Führungskräfte: „Man muss auf die Leute eingehen und schauen, was bei ihnen passiert – auch im Privaten. Eine gute Führungskraft muss das im Blick behalten und sich fragen: Wie kann ich denjenigen noch besser fördern? Ich bin ja immer nur so gut wie meine Leute.“
Nur wer seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Ganzes begreife – mit all ihren beruflichen und privaten Herausforderungen –, könne erreichen, dass diese wirklich für das Unternehmen brennen, gibt Gifford zu bedenken.
Und auch Lufthansa hat als großer Konzern diese Aspekte an prominenter Stelle in der Unternehmenskultur verankert: „Wir haben neue Führungskriterien eingeführt, sogenannte Leadership Principles: Verantwortung, Empathie und Ambition. Und daran muss sich bei uns eine gute Führungskraft messen lassen“, sagt Andreas Bartels, Senior Vice President und Leiter der Unternehmenskommunikation der Lufthansa Group.
Dass Empathie nicht nur gerade in Mode oder ein Nice-to-have ist, sondern ganz konkreten Einfluss auf den Unternehmenserfolg und die Innovationsfähigkeit hat, davon ist man bei Facebook überzeugt: „Wir wollen Betroffene zu Beteiligten machen, die Leute für Innovation gewinnen, ihnen die Freiheitsgrade geben und dann auch beweisen, dass eine tolle Idee in ein Projekt umgewandelt wird.“
Bei Diversität geht es nicht nur um geschlechtsgemischte Teams
Ebenso wie Empathie ist auch Diversität ein wichtiger Punkt, um moderne Führung erfolgreich umzusetzen. DUP-Herausgeberin und Bundeswirtschaftsministerin a.D. Brigitte Zypries, sagt: „Es geht ja jetzt nicht nur darum, dass die Frauen auch mal ordentlich Geld verdienen wollen, sondern es geht eben auch darum, dass das Unternehmen als solches besser aufgestellt ist. Und dazu gehören eben diese divers aufgestellten Teams. Davon bin ich fest überzeugt.“
Auch wenn viele Unternehmen da schon den richtigen Weg eingeschlagen haben, bleibe noch ein Stück zu gehen: „Und bei diesem Weg brauchen wir natürlich auch die Unterstützung der Männer, die noch ganz überwiegend in den leitenden Positionen sind. Mein eigenes Beispiel ist das Beste: Wenn Gerhard Schröder mich nicht so gefördert hätte, wäre ich nie das geworden, was ich geworden bin“, sagt Zypries.
Dass in vielen Branchen Frauen fehlen, weil Stellen oder Studiengänge nicht attraktiv genug sind, will Gifford nicht gelten lassen: „Wir warten nicht, bis sich Frauen oder eben auch diverse Gruppen bei uns bewerben. Wir drehen den Spieß rum und gehen aktiv auf potenzielle Kandidaten zu, obwohl wir gerade vielleicht gar keinen Job haben. Denn wenn wir die Position dann offen haben, haben wir schon Interessentinnen und Interessenten in der Hinterhand. Das ist zwar sehr zeitintensiv, aber wir konnten so schon ein paar tolle Mitarbeitende gewinnen.“
Gifford warnt auch davor, Diversität auf geschlechtsgemischte Teams zu reduzieren – Hautfarbe, Rasse oder Religion spielen keine geringere Rolle. Dadurch, dass Facebook auf sehr diverse Teams achtet, muss auch eine Begleitung der Führungskräfte stattfinden. Der „bias“ – also Vorurteile, die über bestimmte Bevölkerungsgruppe bestehen – werden dadurch aufgedeckt und Manager werden im Umgang mit Menschen anderer Kulturen oder sexueller Orientierung geschult. Auch Mut sei in diesem Zusammenhang von Führungspersonen gefordert – der Mut, nicht nur kleine „Ichs“ einzustellen, wie Gifford sagt, sondern sich ein komplementäres, komplexes Team zusammenzustellen. Denn: Exzellenz brauche Vielfalt.
Innovation braucht Freiheit
Dass divers aufgestellte Teams kreativer und innovativer sind, hat sich inzwischen rumgesprochen. Exzellenz und Innovation brauchen aber auch Freiheit, die nicht in allen Unternehmen gegeben ist.
Bei Lufthansa hat man deshalb umgedacht und 2014 einen Innovation-Hub in Berlin gegründet. „Wir wussten genau, dass wir hier im Konzernumfeld in der Zentrale nicht genug Freiheitsgrade schaffen können, damit Menschen sich abseits der Hierarchien und des Alltags mal mit etwas beschäftigen können – und zwar ohne, dass andere sagen: Das ist ja Quatsch, lass es sein“, sagt Bartels. Hier kommt dann auch die Führungskraft ins Spiel: „Das Management ist in der Pflicht, diese Räume zu schaffen und es muss das, was dort entsteht, auch unterstützen.“
Geissinger ergänzt: „Innovation muss man fördern, denn von allein kommt sie nicht.“ Was wichtig ist, um etwas Innovatives hervorzubringen? Kurze Wege, offene Ohren sowie die Fähigkeit, auch mal unbequeme Entscheidungen zu treffen, so der Magna-Vertreter. „Denn als Führungskraft muss man erkennen, was wirklich innovativ ist. Denn nicht jede Innovation ist auch ein Erfolg.“
Im Gegensatz zur Lufthansa versucht Geissinger bei Magna Neues und Innovatives direkt im Konzern zu entwickeln: „Eigentlich haben wir Firmen in der Firma, so dass wir auch schnell reagieren können. Wir lieben das unternehmerische Denken und setzen deshalb auf eine Open-Doors-Policy. Das heißt natürlich, man muss als Führungskraft auch ein Stückweit Verantwortung abgeben. Allerdings muss es auch Leute geben, die diese Verantwortung übernehmen. Dann kann man viel besser mit den Entwicklungen im Markt Schritt halten.“