NTT Deutschland

Digitalisierung: „Do or die!“

Wer analoge Prozesse eins-zu-eins digitalisiert, kann nur verlieren, sagt Kai Grunwitz, CEO bei NTT Deutschland – und erklärt, wohin die Reise ins digitale Morgen geht.

10.02.2022

Kai Grunwitz

ist Geschäftsführer der NTT Deutschland. In den vergangenen fünf Jahren verantwortete er als Senior Vice President EMEA von NTT Security das Geschäftsfeld Cybersecurity

Was macht künftig konkret den Erfolg Ihres Unternehmens aus?

Kai Grunwitz: Wenn die Digitalisierung vor unseren Kunden nicht haltmacht, wieso sollte sie es vor unserer Tür tun? Die iterative Modernisierung unserer Workflows und Prozesse steht daher auf der Prioritätenliste ganz oben. Das ist die interne Sicht. Aus der Perspektive der Leistungspalette für unsere Kundinnen und Kunden bedeutet das: Wir müssen unsere Beratungsleistungen, Services und Plattformen so gestalten, dass wir sie bei ihrer Digitalisierungsreise bestmöglich unterstützen. Letztlich ist ihr Modernisierungserfolg der Maßstab für die Qualität unserer Leistungen.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft?

Grunwitz: Innovationen sind der Kern unseres Geschäfts. Darum dreht sich bei uns alles, genauso wie bei unseren Kunden. Hier wie dort hilft punktuelle Erneuerung nicht wirklich weiter. Innovation ist ein ganzheitlicher, sich ständig erneuernder Prozess. Dafür haben wir die NTT-Innovation-Center mit globalen, agil arbeitenden Teams gegründet, die sowohl an internen Schwerpunktthemen arbeiten, etwa der Optimierung unserer Business-Modelle, als auch an der Modernisierung unserer Lösungen, Services und Angebote. Diese Teams tragen ihre Impulse in das Unternehmen und helfen dabei, es im Ganzen noch innovativer zu machen.

Wie steht es um die Digitalisierung im eigenen Haus?

Grunwitz: Die Frage nach der Wichtigkeit stellt sich nicht mehr, sie ist im Sinne von „Do or die!“ bereits entschieden – für alle. Der vielleicht größte Fehler, der dabei gemacht werden kann, ist der, analoge Prozesse eins-zu-eins digitalisieren zu wollen. Das wird nicht funktionieren. Also muss man zuerst die Infrastruktur betrachten. Deshalb werden wir 2022 unsere heterogene Systemlandschaft komplett umkrempeln und daraus eine einheitliche Plattform machen. Das erleichtert uns das Erreichen unseres selbstgesteckten Ziels, für unsere Kundinnen und Kunden ein Partner zu sein, mit dem es Spaß macht zu arbeiten und Digitalisierungsprojekte umzusetzen.

Gerade in Ihrer Branche herrsch Fachkräftemangel. In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?

Grunwitz: IT-Spezialisten für Cloud, Security, KI oder 5G sind ähnlich rare Wesen wie der Luchs oder die Haselmaus, man bekommt sie nur schwer zu Gesicht. Deshalb setzen wir 2022 verstärkt auf Employer Branding, um die Attraktivität von NTT und die enormen Entwicklungsmöglichkeiten in unserem Unternehmen näher und plakativer an potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen zu bringen.

Und welche Maßnahmen treffen Sie noch, um die Talente von sich zu überzeugen?

Grunwitz: Erstens: Wir bewegen uns mit NTT im Maschinenraum der Digitalisierung, sozusagen im Zentrum des Zyklons. Allein das ist schon spannend. Zweitens sind wir ein innovatives globales Unternehmen, das die umfassende Modernisierung vieler Unternehmen und Organisationen aktiv mitgestaltet. Und drittens kümmern wir uns intensiv um die Fragen rund um New Work und Sustainability. Wenn man so will, sprechen also sowohl harte als auch weiche Faktoren dafür, NTT auf der Karriere-Agenda zu haben.

Treffen Sie auch Maßnahmen, um die Talente aktiv zu halten?

Grunwitz: Zuerst einmal müssen wir die Folgen limitierter Interaktionsmöglichkeiten abfedern. Der Wegfall direkter Kontakte belastet viele Kolleginnen und Kollegen und die Prozesse. Diese Situation stellt auch neue Anforderungen an die Führungsqualitäten und Führungsstrukturen. Wir erleben gerade eine gewisse Renaissance von Top-Down. Aber das ist aus meiner Sicht der falsche Weg. Wir versuchen vielmehr die ganze Palette aus flacheren Hierarchien, agileren Strukturen, mehr intrinsischer Motivation, höherer Selbstorganisation und -verantwortung in Teams für das künftige Organisationsmodell unseres Unternehmens zu nutzen. Das ist prinzipiell nicht neu, stellt sich aber in einem völlig neuen Kontext.

Wohin geht die Reise in Zukunft?

Grunwitz: Das vergangene Jahr war für die IT-Branche insgesamt als auch für NTT sehr erfolgreich. Die Digitalisierung hat durch die Zwänge der Pandemie einen enormen zusätzlichen Schub erfahren, der uns allen geholfen hat. Der wichtigste IT-Zukunftsmarkt ist aus unserer Sicht neben klassischen Digitalisierungsprojekten, Cybersicherheit und 5G der Bereich der Managed Services, also die Bereitstellung von leicht, flexibel und hochskalierbar nutzbaren IT-Dienstleistungen. Das ist der größte Wachstumsfaktor und dementsprechend bauen wir gerade unsere Plattform-Services für Managed Networking, 5G und Cloud massiv aus.