Arbeitszeitmodelle

Die 4-Tage-Woche – Zukunft oder nur Utopie?

Drei Tage Wochenende, vier Tage Arbeit und volles Gehalt – klingt fast zu schön, um wahr zu sein. In Island wird dieses Modell schon umgesetzt, in Deutschland getestet.

13.10.2021

In Kürze:

  • 4-Tage-Woche hat viele Vorteile
  • Effizienz steigt, Krankenstand sinkt
  • Zufriedenere Mitarbeitende

Die isländische Non-Profit-Organisation Alda (Association for Sustainability and Democracy) hatte 2015 eine groß angelegte Studie in Auftrag gegeben. Untersucht wurde vier Jahre lang, ob sich die Arbeitszeit um fünf Stunden minimieren lässt, ohne dass weniger Arbeit erledigt wird oder Personal aufgestockt werden muss – und das bei gleichbleibendem Gehalt. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

Studie ein voller Erfolg

Das langfristige Ziel von Alda: Die Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden, also auf eine 4-Tage-Woche, reduzieren. Die aktuelle Studie und die Verkürzung auf 35 Stunden pro Woche war der erste Schritt in diese Richtung. Zahlreiche Organisationen – Krankenhäuser, soziale Dienstleister, Schulen und Kindergärten sowie viele Firmen, in denen die Mitarbeitenden vor allem in Büros tätig sind – nahmen an der Studie teil. Sie testeten das Modell über einen längeren Zeitraum.

Die Ergebnisse: Dank verkürzter Arbeitszeit entwickelten sich effizientere Arbeitsprozesse, komprimiertere und produktivere Meetings und eine höhere Arbeitsleistung. Auch die Mitarbeitenden profitierten davon. Denn mit verringerter Arbeitszeit stiegen ihre Motivation, die Produktivität sowie die Zufriedenheit. Darüber hinaus wurde das Burn-out-Risiko minimiert, die Work-Life-Balance verbesserte sich.

Erste Tests in Deutschland

Auch einige Unternehmen in Deutschland arbeiten bereits nach einem verkürzten Arbeitszeitmodell. Die Strategieberatung „VORN Strategy Consulting“ etwa hat das Konzept der 4-Tage-Woche ein Jahr lang getestet. Fazit: Es ist das Modell der Zukunft, so müsse heutzutage gearbeitet werden. „Die 4-Tage-Woche ist für uns Ausdruck unserer Kultur. Wir haben ein hohes Vertrauen in die Eigenständigkeit der Menschen, und wir merken, dass Mitarbeitende entspannter, motivierter und oft klarer in ihren individuellen Themen sind“, sagten die Geschäftsführerin Theresa Schleicher und ihre Kollegin Frieda Bellmann kürzlich der „Werben & Verkaufen“.

Auch die Werbeagentur „Digitaler Umbruch“ aus Oranienburg, die mit einem 6-Stunden-Modell mehr Freizeit für Mitarbeitende schaffen will, um so die Produktivität im Arbeitsalltag zu steigern, glaubt an das Konzept. „Durch verkürzte Arbeitszeiten gibt es weniger krankheitsbedingte Ausfälle und geringere Fehlerquoten, was zur Steigerung des Umsatzes beiträgt“, sagte die Geschäftsführerin Alexandra Quiring-Tegeder der „FAZ“.

In Island ist das Thema besonders brisant, weil dort Vollbeschäftigte im Schnitt 44,4 Stunden – inklusive Überstunden – pro Woche arbeiten. Zum Vergleich: In Deutschland sind es inklusive Überstunden 41 Stunden. Als die Island-Studie abgeschlossen war, konnten zahlreiche Gewerkschaftsverbände aber Anschlussverträge aushandeln. So haben nun 86 Prozent der Isländerinnen und Isländer einen Rechtsanspruch auf die verminderte Arbeitszeit von 35 bis 36 Stunden. Im Pflege-Schichtdienst sind es sogar 32 Stunden.