In Kürze:
- Moderne Unternehmen müssen flexibel auf in- und externe Veränderungen reagieren können.
- Graduelle und disruptive Veränderungen sorgen für Innovationen und müssen von der Unternehmensführung berücksichtigt werden.
- Als Basis fungiert die Wirtschaftlichkeit, die mit einer nachhaltigen Ausrichtung harmonieren sollte.
Für Collonil stellt die Coronapandemie ein Paradebeispiel dar, wie ganz plötzlich alles anders sein kann. 2019 baute das Unternehmen ein digitales Vertriebsnetz mit chinesischen Partnern auf, um den boomenden asiatischen Markt für Schuh- und Textilpflegeprodukte neu zu erschließen. Doch durch die Ausbreitung des Virus Covid-19 im Januar 2020 in China war Collonil gezwungen, zu improvisieren.
„Bei einer Tagung haben wir von unseren chinesischen Partnern dann den Auftrag bekommen, so schnell wie möglich Desinfektionsmittel herzustellen. Daher haben wir unsere Produktion spontan umgestellt“, berichtet Frank Becker, geschäftsführender Gesellschafter von Collonil im DUB Digital Business Talk. Doch als Corona auch Deutschland erfasste, scheiterte die Auslieferung an einem Exportstopp. „Wir haben das Desinfektionsmittel dann auf die hiesigen Märkte angepasst und somit völlig neue Absatzbereiche entdeckt“, so der Firmenchef.
Nationale Regulierungen bremsen
An einen Zufall glaubt Becker nicht. Vielmehr sei diese Ausnahmesituation eine Mahnung dafür, wie wichtig es sei, flexibel und anpassungsfähig auf disruptive Veränderungen reagieren zu können. Anfangs verhinderten zwar unterschiedliche nationale Regulierungsgesetze für Biozid-Produkte den EU-weiten Vertrieb des damals stark nachgefragten Desinfektionsmittels. Doch habe man sich auch damit arrangiert, erläutert der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Collonil, Ulrich Drechsler.
Auch als ein Teil der Produktion für die herkömmlichen Produkte wegen der internen Auslastung vorerst ruhen musste, reagierte Collonil kreativ: Drechsler entwickelte mit seiner Abteilung in dieser Phase eine Pflegeserie für Steinböden und -fassaden – ein bis dato völlig neuer Markt für das Unternehmen. „Das hat uns mit einer sehr großen disruptiven Veränderung konfrontiert, aber wir haben es durch diese Umverteilung geschafft, damit klar zu kommen“, blickt Becker auf diese Zeit zurück.
Innovation wagen, Tradition bewahren
Dass sich disruptive und graduelle Veränderung innerhalb des Unternehmens nicht ausschließen, sondern als Beschleuniger des Wandels fungieren, gehöre bei Collonil bereits zur Tradition: Ähnlich konstruktiv habe man so auch schon den Einstieg in den boomenden Sneaker-Markt oder die Produktionsumstellung im Rahmen eines abteilungsübergreifenden Digitalisierungsprojekts vor vier Jahren bewältigt, führt Becker aus.
Am Fortbestand der Werte und der Tradition des 110 Jahre alten Familienunternehmens, das auch Partner-Sponsor des Fußballvereins Werder Bremen ist, habe das nichts geändert, sondern – im Gegenteil – zum Positiven beigetragen. „Manchmal kommt es nicht immer auf die absolute Neuigkeit, sondern eher auf die graduelle Verbesserung an“, erläutert Drechsler. Dazu gehören lebhafte interne Diskussionen sowie Umschulungen der Mitarbeiter. Nur so könne Collonil am umkämpften Absatzmarkt konkurrenzfähig bleiben oder auf bestimmte Ereignisse oder Trends adäquat reagieren. Hier war Desinfektionsmittel der Türöffner.
Collonil ist nachhaltig zertifiziert
Verstärkt liegt der Fokus derzeit auch auf dem Thema Nachhaltigkeit, welches „firmenintern und beim Endkunden sehr wichtig“ sei, so Drechsler. Seit 2019 lässt sich Collonil in einer umfangreichen Prüfung hinsichtlich Faktoren wie ressourcenschonender Rohstoffeinsatz oder verminderter Energieverbrauch vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit zertifizieren.
Doch vergessen, so Becker, dürfe man bei dem Nachhaltigkeits-Diskurs nicht, dass die Trias aus ökologisch, ökonomisch und sozial aufeinander abgestimmt werden müsse: „Die Wirtschaftlichkeit ist nun mal die Basis eines Unternehmens. Allerdings müssen wir daraus die ökologische und gesellschaftliche Verantwortung ableiten.“
Collonil orientiere sich an fünf Leitlinien, die den Anspruch an ein Produkt des Hauses aufzeigen: „Die Produkte müssen nachhaltig sein, einen sehr hohen Nutzen und hohe Qualität haben, einfach anwendbar und gewinnbringend zu verkaufen sein“, erläutert Becker. Dann sei man für jede disruptive und graduelle Veränderung gewappnet.