Portrait Richard Gottwald
02.02.2022
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Die bonprix Gruppe ist 2021 im 13. Jahr in Folge profitabel gewachsen. „Mit einem sehr starken ersten Halbjahr und einem pandemiebedingt schwächeren zweiten Halbjahr haben wir 2021 ein Umsatzplus im zweistelligen Bereich erreicht“, sagt Dr. Richard Gottwald, Vorsitzender der Geschäftsführung des Textilhändlers bonprix. Drei Faktoren machen den Erfolg des Unternehmens aus: Zum einen wird das Sortiment flexibel an die Lebensumstände der Kundinnen und Kunden angepasst. „In der Pandemie etwa war bequeme Kleidung sehr gefragt“, sagt Gottwald.

Im Gesamtsortiment liegt der Fokus zudem vermehrt auf nachhaltiger Mode. „Mit unserer Corporate-Social-Responsibility-Strategie haben wir 2021 die Weichen gestellt: Bis 2030 wollen wir ausschließlich nachhaltige Produkte anbieten, die Lieferkette bis zur Faserproduktion transparent offenlegen können und als Unternehmen klimaneutral arbeiten.“ Und last, but not least investierte bonprix zuletzt massiv in die Stärkung der Kundinnen- und Kundenbeziehung. Wesentlich sei dabei die bonprix-App mit einer hohen Personalisierbarkeit und vielen nutzerorientierten Funktionen, die im Mittelpunkt der länderübergreifenden Kampagnen des Unternehmens steht. Die App fungiere als der zentrale Touchpoint in der Customer-Journey.

Zur Person

Dr. Richard Gottwald

ist Vorsitzender der Geschäftsführung von bonprix und verantwortlich für Vertrieb
im Ausland, Personal und Unternehmenskommunikation

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft und wie stellen Sie sicher, dass ausreichend neue Ideen generiert werden?

Dr. Richard Gottwald: Als ein komplett auf Digitalisierung ausgerichtetes Unternehmen treiben wir laufend Innovationsprojekte voran. Bei der Entwicklung von Ideen sind Business-Intelligence-Projekte für uns von hoher Relevanz. Wir forcieren damit unter anderem auch den Einsatz Künstlicher Intelligenz, also KI, in vielen Bereichen des Unternehmens, etwa für die Planung von Sortimenten oder in der Betrugsprävention. Und durch eine verbesserte Prognose mittels eines eigenen Machine-Learning-Systems erreichen wir eine passgenauere Anzeige von Produkten im Webshop, die auch die Warenbestände berücksichtigt – ein klarer Nutzen für unsere Kundinnen und Kunden. In der hohen Lernfähigkeit von KI sehen wir immer wieder Chancen, diesen Nutzen zu steigern und ein bestmögliches und smartes Shoppingerlebnis zu bieten.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung?

Gottwald: Die Digitalisierung durchzieht bei uns das gesamte Unternehmen. Beispielsweise haben wir im letzten Jahr alle unsere Unternehmensdaten in die Google Cloud migriert, um mit dieser neuen Infrastruktur eine bessere Basis für Business-Intelligence-Projekte zu haben. Zudem unterstützt uns die Digitalisierung und KI bei der Sortimentssteuerung und dem Management von Beständen. Aktuell arbeiten wir auch noch an KI-Anwendungen für noch mehr Personalisierung in unseren 30 Webshops sowie im Bereich der Marketing Analytics mit dem Ziel, für die Kundinnen und Kunden noch relevantere Marketingkampagnen auszuspielen.

Planen Sie, sich in den kommenden drei Jahren zu vergrößern?

Gottwald: Als europaweites E-Commerce-Unternehmen suchen wir ständig neue Mitarbeitenden, die mit Neugier, Mut und Begeisterung für Technologie und Innovationen bonprix vorantreiben wollen. Dabei wollen wir uns vor allem gezielt innerhalb unserer Fokusbereiche Technologie, IT und Digital Marketing verstärken. Zudem entstehen im Zuge der weiteren Entwicklung unserer internationalen Organisation ebenfalls neue Positionen. Somit schaffen wir die Grundlage für ein zukunftsorientiertes, leistungsfähiges und internationales Unternehmen.

Wie finden Sie die richtigen Talente?

Gottwald: Wir verfolgen eine langfristige und nachhaltig ausgelegte Strategie zur Gewinnung, Entwicklung und Bindung unseres Fachpersonals sowie High Potentials in der Organisation. Dies bedeutet, dass wir dafür sorgen, die passenden Menschen für bestimmte Schlüsselpositionen zur richtigen Zeit zu identifizieren und im Idealfall dauerhaft für uns zu gewinnen. Dabei nutzen wir nicht nur den Blick nach außen, sondern auch den fachlichen Austausch sowie das Engagement und das Netzwerk unserer Mitarbeitenden. Active-Search- und Performance-Marketing-Kampagnen unterstützen unser klassisches Recruiting. Darüber hinaus haben wir mittlerweile auch ein Netzwerk von Ehemaligen, die eine Art Botschafter für uns in ihrem Umfeld sind.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit setzen Sie?

Gottwald: Als allererstes ist die eigene Haltung wichtig: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist für sich und die persönliche Weiterentwicklung verantwortlich; diese unterstützen wir auf verschiedenen Wegen und gestalten sie gemeinsam aktiv. Wir sind überzeugt davon, dass gute Leistung eine Folge von Mitarbeiterzufriedenheit ist. Und diese erreichen wir unter anderem durch lebenslanges Lernen – das ist unser Selbstverständnis. Ganz deutlich sehen wir die Relevanz des „on the job-learning“. Klassische Weiterbildungsformate sind immer noch wichtig, relevanter wird aber das (implizite) Lernen von Kolleginnen und Kollegen oder das Nutzen kurzer Lernnuggets auf unterschiedlichen Plattformen. Mit unserer neuen Initiative #wiederwasgelernt starten wir eine Großkampagne, die unseren Mitarbeitenden beim Aufbau von Fähigkeiten und neuen Kompetenzen unterstützt. Sozusagen ganz nebenbei im Arbeitsalltag. Zudem sind alle unsere Personalinstrumentarien auf das Entwickeln und Fördern von Potenzialen ausgelegt, hier lautet das Stichwort „Stärken stärken“.

02.02.2022
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