„Vacation Deprivation“-Studie

Kann Workation einen echten Urlaub ersetzen?

Es klingt verlockend: Vor der Arbeit noch schnell eine Runde surfen gehen oder nach Feierabend einen Cocktail im Pool schlürfen. Aber sonderlich erholsam finden deutsche Arbeitnehmende Workation – also die temporäre Verlegung des Arbeitsorts in eine Urlaubsregion – gar nicht.

14.03.2022

Die Work-Life-Balance? Ist während der Corona-Pandemie nicht unbedingt besser geworden. Es ist eher das Work-Life-Blending – also die Verschmelzung von Berufs- und Privatleben –, das sich in den vergangenen zwei Jahren durchgesetzt hat. Mit Folgen: 79 Prozent der Deutschen leiden unter akutem Urlaubsmangel – und das, obwohl ihnen 2021 durchschnittlich 27 Urlaubstage zustanden und 81 Prozent der Befragten auch alle Tage voll ausgeschöpft haben.

Das geht aus der „Vacation Deprivation“-Studie des Online-Reisebüros Expedia hervor. Diese Studie untersucht seit 2000 die Urlaubsgewohnheiten von Arbeitnehmenden in Nord- und Südamerika, Europa sowie im asiatisch-pazifischen Raum.

Niemand muss Urlaubsschuldgefühle haben

Demnach ist der gefühlte Urlaubsmangel in Deutschland aktuell weltweit am größten. Und er ist sprunghaft gestiegen: In den Befragungen zwischen 2016 und 2020 klagte lediglich jeweils knapp die Hälfte der Deutschen über Urlaubsmangel. Ganz besonders urlaubsreif sind aktuell Frauen, Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z und Millennials sowie Menschen, die in systemrelevanten Berufen tätig sind.

Und die Expedia-Studie zeigt auch detailliert auf, was die Deutschen daran hindert, das Beste aus dem Urlaub zu machen:

  • 35 Prozent nehmen ihren Arbeitslaptop mit in den Urlaub
  • 30 Prozent wählen sich während des Urlaubs in Meetings ein
  • 28 Prozent geben in ihrer Abwesenheitsnotiz ihre Handynummer an
  • 54 Prozent fürchten sich nach dem Urlaub vor zu vielen unbearbeiteten E-Mails

„Jeder spricht vom wohlverdienten Urlaub, aber kaum jemand gesteht sich selbst eine Pause zu“, sagt Expedia-Sprecherin Svetlana Hirth. „Vielen fällt es schwer, im Urlaub einfach mal komplett abzuschalten.“ So gibt beispielsweise mehr als ein Drittel der Deutschen an, auch im Urlaub zu arbeiten.

Dabei sind Urlaubsschuldgefühle absolut fehl am Platz: „Wir sollten uns endlich bewusst machen, wie wichtig Urlaub ist und uns nicht scheuen, diesen auch einzufordern und zu genießen“, rät Hirth.

Kann Workation Urlaub ersetzen?

Die Corona-Pandemie und die daraus folgende Flexibilisierung der Arbeitswelt haben auch den Trend zu Workation verstärkt. Und das bedeutet nichts anderes als: Für einen begrenzten Zeitraum wird dort der täglichen Arbeit nachgegangen, wo andere Urlaub machen.

„Eine Workation bringt Abwechslung in den Arbeitsalltag, ist aber kein Ersatz für einen Erholungs- oder Abenteuerurlaub“, betont Hirth. So sagen 74 Prozent der Arbeitnehmenden, die 2021 eine Workation gemacht haben, dass diese nicht mit einem echten Urlaub vergleichbar sei. Und 59 Prozent fühlten sich laut „Vacation Deprivation“-Studie nach einer Workation nicht so erholt wie nach einem regulären Urlaub.

Dennoch betont Sion Lewis, Vice President EMEA beim Softwareunternehmen LogMeIn: „Eine Workation kann einen Motivations- und Kreativitätsschub auslösen und sich insgesamt positiv auf die Arbeitsleistung auswirken. Unternehmen sollten daher offen sein und Workation als willkommene und vor allem wohltuende Abwechslung und Ergänzung zum normalen Büro- und Remote-Alltag sehen, in den man dann auch gerne mit frischen Eindrücken wieder zurückkehrt.“

Welche Location eignet sich für Workation?

Wer beim Hören des Begriffs Workation allerdings nur von Sonne, Strand und Beachhouse träumt, springt zu kurz. Besonders Städte bieten oft eine unschlagbare Kombination aus Infrastruktur und Freizeitangebot. Welche Städte zu den besten Workation-Zielen weltweit gehören, ermittelte der Ferienhaus-Marktplatz HomeToGo. Dabei flossen die Anzahl der Coworking-Spaces und Restaurants, die Internetgeschwindigkeit und das Kulturangebot, der Übernachtungspreis und die Durchschnittstemperatur im Juni ebenso in die Bewertung ein wie eine Visumspflicht.

Unter den Top Ten tummeln sich Weltstädte, die man dort auch vermutet hätte. Etwa Tokio, London, Paris, Barcelona und New York. Doch Bangkok, Bukarest und Valencia? Das ist dann doch eine faustdicke Überraschung. Wer sich die Zahlen genauer anschaut, findet auch Gründe abgesehen vom Flair dieser Städte: Bukarest profitiert von vergleichsweise günstigen Übernachtungspreisen, Valencia von einem sehr schnellen Internet, Bangkok vom Klima.

Deutsche Städte schneiden als Workation-Location schlecht ab

Ebenfalls überraschend: Deutsche Städte spielen auf der internationalen Workation-Landkarte nur eine untergeordnete Rolle. Berlin nimmt Platz 15 ein, Frankfurt rangiert auf Platz 30 und München auf 32. Absolut enttäuschend ist das Abschneiden von Hamburg: Hinter Düsseldorf (39), Dortmund (45) und Essen (47) schafft es die Hansestadt nur auf Rang 48. Gründe dafür sind die etwas höheren Übernachtungspreise sowie die Tatsache, dass die Temperatur im Juni schon mal den Workation-Aufenthalt verhageln kann.