Wenn der Highway Assist zweimal klingelt

BMW I5 TOURING Für Flottenchefs, Fuhrparkmanager, Dienstwagen- und Vielfahrer sowie Familien mit Freude am Fahren hat BMW jetzt seinen ersten rein elektrischen Kombi ans Netz gebracht. Ein großer Wurf, nicht nur bei Platz und Technik.

BMW i5 Touring

30.10.2024

Kleider machen Leute. Was früher ein ehernes ungeschriebenes Gesetzt war, wird heute zwar nicht mehr ganz so streng gehandhabt, doch gerade Geschäftsleute, die etwas auf sich halten und ihr Unternehmen entsprechend repräsentieren wollen beziehungsweise müssen, dürften große Freude am neuen BMW i5 Touring finden. Denn mit dem ersten vollelektrischen Kombi der bayrischen Premiummarke gibt’s jetzt einen maßgeschneiderten Businessanzug aus dem Premiumregal. Bisher ist der E-Kombi aus Dingolfing das einzige Angebot in dieser Gewichtsklasse. Und wie fährt er sich, BMWs elektrifizierter Lademeister? Wir durften mit dem Elektrokombi eine ausgiebige Testrunde durchs Altmühltal drehen.

BMW's erster vollelektrischer Kombi

Das Cockpit präsentiert sich zeitgemäß volldigital. Gleich ins Auge fällt die riesengroße, leicht gebogene Instrumentenanzeige, neudeutsch Curved Display genannt. Dabei bilden ein 12,3 Zoll großer Info-Monitor und der Control-Touchscreen mit einer Bildschirmdiagonale von 14,9 Zoll einen spacigen Anzeigenverbund. Zum modernen Premiumambiente im Interieur tragen außerdem die neuen serienmäßigen Sportsitze und das jetzt im unteren Bereich abgeflachte Lenkrad bei.

Laut Hersteller ist die serienmäßige Interieurausstattung zudem vollständig vegan. Bequemeres Be- und Entladen soll die verbreiterte Gepäckraumöffnung in Verbindung mit der tiefen Ladekante ermöglichen. Insgesamt kann der i5 Touring 570 bis 1.700 Liter Gepäck aufnehmen.

Elektrische Reichweite mit 81,2. KWH-Batterie bis 560 Kilometer

Schon nach wenigen Kilometern wird klar: Wo bei BMW Premium draufsteht, ist auch Premium drin. Es fängt bei den Materialien an – Haptik und Verarbeitung sind markengerecht – und hört bei Ausstattung und Technik noch lange nicht auf. Viel Platz, gute Sitze, gute Geräuschdämmung, stimmiges Fahrwerk, gelungenes Handling. Der elegante Businesskombi lässt nicht nur Managerherzen höher schlagen.

Für Fahrspaß beim i5 eDrive40 Touring sorgt eine an der Hinterachse montierte E-Maschine mit 340 PS und 430 Nm. Damit beschleunigt der 2,2-Tonner in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 193 km/h Spitze. Die 81,2-kWh-Batterie ist laut WLTP für etwa 483 Kilometer ausgelegt. Am Ende der Testfahrt erscheinen rund 400 Kilometer realistischer. Unser Durchschnittsverbrauch betrug nach 64 Minuten und 101,5 Kilometern 25,0 kWh. Das ist ganz ordentlich. Gleiches gilt für den Preis. Bereits die Basisversion schlägt mit stattlichen 72.200 Euro (60.672 Euro netto) zu Buche. Aber Freude am Fahren hatte schon immer ihren Preis und gehört ja nach wie vor zu den Markenzeichen des weiß-blauen Premiumherstellers.

Level 2+: Freude am Gefahrenwerden

Wie sich das in Zukunft anfühlt und wie aus Freude am Fahren Freude am Gefahrenwerden wird, konnten wir indes auch schon miterleben. Und dieser Fahreindruck war tatsächlich bemerkenswert. Denn im neuen i5 Touring ist ein im Wortsinne wegweisender Autobahnassistent verbaut. Dieser fortschrittliche elektronische Helfer ermöglicht teilautomatisiertes Fahren gemäß Level 2+. Speziell Vielfahrer dürften auf diesen Assistenten buchstäblich abfahren.

Unser Test war beeindruckend. Maschine oder besser KI steuert den Menschen nahezu selbstständig. Kurz: Es ist großartig und gruselig zugleich. Zuerst muss der Highway Assist per Taste am Lenkrad aktiviert werden. Nach kaum mehr als zwei Sekunden signalisiert die Anzeige „Assist Plus ready“ im Instrumentendisplay, dass der Fahrer die Hände vom Steuer nehmen kann. Gesagt, getan. Von nun an übernimmt der BMW i5 Touring größtenteils die Fahrfunktionen. Eine Infrarotkamera kontrolliert permanent, ob der Pilot den Verkehr weiter im Auge hat. WhatsApp und Co. oder gar ganz oldschool Zeitunglesen sind nicht möglich. Unaufmerksamkeit beantwortet der Autobahnassistent umgehend mit lautem Klingeln und kräftigem Meckern, wird dann immer penetranter und greift schließlich ein. Gleichwohl ist das Abbiegen in eine andere Spur ohne Lenkeingriff möglich. Es ist sogar spielend einfach.

Signalisiert der Assi Ja und gibt sein Okay, genügt ein Blick des Fahrers in den Außenspiegel, und der E-Kombi wechselt die Spur, zum Beispiel zum Überholen, im Alleingang. Die Funktion ist bis 130 km/h auf der Autobahn oder auf Schnellstraßen mit getrennten Fahrtrichtungen einsetzbar. Geht es runter von der Autobahn, deaktiviert sich die Fahrhilfe automatisch. Auch Kurven werden vom i5 spielend automatisiert genommen. Bereits nach kürzester Zeit fasst der Tester deshalb Vertrauen und legt die Hände ganz entspannt in den Schoss. Zudem reifen die Gedanken, dass diese Art zu Reisen Vielfahrern tatsächlich ein wenig Entspannung auf langen Touren vermitteln kann. Das neustes BMW Motto könnte bald lauten: Freude am Gefahrenwerden!