Die Expertenschar ist sich einig: Der Verkehr der Zukunft muss vernetzt sein. Mit der neuen Bundesregierung könnte die Mobilitätswende zudem noch an Schwung gewinnen. Sicher ist: Die Schiene steht im Zentrum, wenn es darum geht, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Wie die Deutsche Bahn (DB) sich in diesem Transformationsprozess auch über Kooperationen positioniert, verrät die Leiterin des Partnermanagements Karina Kaestner.
Mobilität der Zukunft
Vernetzter Verkehr: Das plant die Deutsche Bahn
Was es braucht, damit die Mobilitätswende gelingt, und wie der Wandel über Kooperationen gestaltet werden kann, sagt Karina Kaestner von der Deutschen Bahn.
17.12.2021
Karina Kaestner
ist Leiterin Partnermanagement bei DB Vertrieb. Sie ist für alle Kooperationen verantwortlich und kümmert sich auch um die geschäftliche Mobilität. Seit 20 Jahren ist sie für die Deutsche Bahn tätig
In der Mobilitätswende soll die Bahn eine zentrale Rolle einnehmen. Dafür sind Investitionen vonnöten. Wo vor allem?
Karina Kaestner: Über die Jahre wurde wenig in die Bahninfrastruktur investiert, gerade im Vergleich zum Straßenverkehr. Im letzten Jahr wurde nun erstmals mehr in den Schienen- als in den Straßenverkehr investiert. Das ist ein gutes Zeichen. Auch wir als Unternehmen haben es uns auf die Fahnen geschrieben, stark zu investieren, beispielsweise in neue Züge. Aktuell haben wir das Angebot bereits spürbar ausgebaut. Es fahren mehr und deutlich längere Züge. Ziel ist es, unsere Kapazität mehr als zu verdoppeln und auf 600 Fernverkehrszüge aufzustocken.
Inwieweit stimmen Sie der These zu, dass die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene nur gelingen kann, wenn die Anschlüsse zu den anderen Verkehrsträgern reiblungslos funktionieren?
Kaestner: Ich stimme nur teils zu, denn das ist nicht die einzige Komponente. Die Anschlüsse zu bekommen ist sehr wichtig für die Reisenden. Ist man beruflich unterwegs, braucht man Zuverlässigkeit. Unsere Vision ist, dass wir die App „DB Navigator“ ausbauen und dass diese den Kunden navigiert, etwa bei Zugausfall sofort eine Alternative zeigt. Aber um die Verkehrswende zu verwirklichen, müssen auch Rahmenbedingungen und Steuerregelungen wie das Dienstwagenprivileg überdacht werden. Es gibt umweltfreundliche Möglichkeiten, aber sie werden noch nicht in dem Ausmaß eingesetzt, weil sie teurer und komplizierter für Unternehmen sind. Das muss sich dringend ändern.
Im Mobilitätsbereich wird oft die Vision von der einen App zitiert, die alle Mobilitätslösungen vereint und über ein Ticket kombiniert. Welche Rolle will die Bahn überregional in einem solchen Szenario einnehmen?
Kaestner: Bei den mobilen Apps liegt der „DB Navigator“ bei der Nutzung bereits mit großem Abstand vorn. Das ist nicht zufällig so, sondern liegt daran, dass die App schon ganz viele Bedürfnisse bedient. Wir wollen unser eigenes Produkt aber noch besser machen und perspektivisch weitere Mobilitätsleistungen integrieren – beispielsweise unsere Angebote „Call a Bike“ oder „Flinkster“.
Das DB-Start-up ioki bietet Mobilitätslösungen wie etwa Sammeltaxis on demand an – gerade im oft mangelhaft angebundenen ländlichen Raum. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung von ioki?
Kaestner: On-Demand-Verkehre sind sehr wichtig. Mit ioki haben wir bereits 65 On-Demand-Verkehre deutschlandweit. Das ist ein sehr guter Start, aber im Verhältnis zur Größe Deutschlands und zur Verbundanzahl ist das nur ein Anfang. Und an dem Problem, dass ländliche Regionen nicht gut an den öffentlichen Verkehr angebunden sind, arbeiten wir intensiv.
Redaktion
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