Elektroauto gegen Benziner

Showdown im Sand

Wie kann der Motorsport grüner werden? Diese Frage beschäftigt Hersteller wie Fans gleichermaßen. Im Januar versuchte Audi, die Rallye Dakar, die quer durch Saudi-Arabien führte, mit dem Hybriden RS Q e-tron zu gewinnen. Doch es triumphierte Vorjahressieger Toyota mit dem Benziner Hilux T1+.

07.03.2023

Benzin schlägt Strom – und zwar deutlich. Das ist die kurze und knappe Bilanz nach zwei Wochen Rallye Dakar 2023 in Saudi-Arabien. Dabei war Hersteller Audi im Januar dieses Jahres zum zweiten Mal in der Wüste angetreten, um zu beweisen, dass die härteste Rallye der Welt auch mit einem elektrifizierten Fahrzeug zu gewinnen ist.

Doch lediglich einer von drei hybriden Audi RS Q e-tron kam ins Ziel – und zwar der des ehemaligen DTM-Champions Mattias Ekström, als 14. in der Endabrechnung und mit einem Rückstand von mehr als sieben Stunden auf den Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah im Toyota-Benziner Hilux T1+ (siehe Interview unten).

Audi macht Rennsport mit Hightech grüner

Audi ließ sich das Vorhaben, die Rallye Dakar grüner zu machen, sehr viel kosten, entwickelte den Prototyp des RS Q e-tron mit seinem alternativen Antriebskonzept weiter und bestückte seine Fahrzeuge mit satten 390 PS. Bei der zweiten Evolutionsstufe erfolgte der Antrieb von Vorder- und Hinterachse elektrisch, wobei die E-Maschinen mit Energie aus einer Hochvoltbatterie versorgt wurden.

Das Problem: Die Kapazität der 52-kWh-Batterie hätte bei Weitem nicht für eine komplette Rallye-Etappe gereicht. Deshalb kam zusätzlich ein hocheffizienter Energiewandler zum Einsatz, bestehend aus einem Vierzylinder-Turbomotor sowie einer weiteren Motor-Generator-Einheit (MGU), die mit eigens entwickelten „reFuels“ betrieben wurde – einem neuartigen Treibstoff auf Basis biogener Pflanzenteile, den Audi eigens für die Dakar 2023 mit nach Saudi-Arabien brachte. Damit sollten die CO2-Emissionen der Fahrzeuge um mehr als 60 Prozent verringert werden.

Audi erlebt Debakel, Toyota triumphiert

„Der Audi RS Q e-tron weist den Weg in die Zukunft“, war Audi-Motorsportchef Rolf Michl vor dem Start der Rallye Dakar überzeugt. Nach zwei kräftezehrenden und intensiven Wochen im Sand fiel das Fazit dann aber gemischt aus: „Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt. Die Spitzenergebnisse in den Tageswertungen zeigen, dass wir mit unserem innovativen RS Q e-tron zu den Schnellsten zählen – und das mit einem Auto, das die geringsten Emissionen erzeugt. Von Reifen- und Fahrwerksschäden bei Hindernissen auf den rauen Pisten bis zu den Unfällen haben wir aber auch viele Enttäuschungen erlebt“, so Michl.

Für das zweite Werksteam im Starterfeld, Toyota, lief die 45. Auflage der Rallye Dakar dagegen mit der altbewährten Verbrennertechnik wie geschmiert. Zwar war der 360 PS starke Allrad-Pick-up Hilux T1+ den hochkomplexen Audis auf dem Papier unterlegen, dafür meisterte das Fahrzeug die Herausforderungen im Sand zuverlässig wie eh und je. Toyota verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr. Auch weil Nasser Al-Attiyah und sein Co-Pilot Mathieu Baumel ihr Fahrzeug umsichtig durch schwieriges Gelände navigierten und ein eingespieltes Team hinter sich hatten.

Siegertyp mit dem Plus an Erfahrung

Im Januar hat der Katarer Nasser Al-Attiyah (52) zum fünften Mal die Rallye Dakar gewonnen. Er ist längst Botschafter für den Rallyesport und für Toyota.

Nasser Al-Attiyah

Nasser Al-Attiyah

ist einer der Stars der Rallye-Szene. In diesem Jahr gewann er zum fünften Mal die Rallye Dakar und verteidigte seinen Titel erneut mit einem Toyota

Sie haben Ihren Dakar-Sieg aus dem Jahr 2022 wiederholt. Wie schwierig war es?

Nasser Al-Attiyah: Die Rallye Dakar ist eine der härtesten Rallyes weltweit. Die Dakar 2023 war aber besonders hart, weil Audi sehr viel dafür getan hat, das Rennen zu gewinnen. Die Strecke verlangte den Fahrzeugen viel ab. Aber mein Team hat wirklich hart dafür gearbeitet, dass unser Auto jeden Tag stark war. Mein Beifahrer Mathieu Baumel und ich haben dann versucht, Tag für Tag clever zu fahren und immer ein gutes Rennen hinzulegen.

Wie ungleich war das Duell mit den elektrifizierten Audis?

Al-Attiyah: Unser Toyota hatte 30 PS weniger unter der Haube als die Audis. Das war nicht einfach, aber das waren die Regularien. Im Laufe der ersten Rennwoche hat Audi zusätzliche 8 kW von den Organisatoren hinzubekommen. Für uns war das keine einfache Entscheidung, aber unser Toyota war immer noch sehr stark. Wir haben dann versucht, über unsere größere Erfahrung und ein zuverlässigeres Auto die Rennen zu gewinnen.

Was ist Ihr größter Vorteil gegenüber der Konkurrenz?

Al-Attiyah: Das bin ich (lacht). Im Ernst: Unser entscheidender Vorteil ist die Erfahrung des Teams. Ich versuche, während der Rallye sorgsam mit dem Auto umzugehen, damit unsere Mechaniker nicht allzu viel zu tun haben. Die Dakar ist kein Tagesrennen, wir fahren 15 Tage. Von Tag zu Tag hole ich dann mehr aus dem Auto heraus.