Benzin schlägt Strom – und zwar deutlich. Das ist die kurze und knappe Bilanz nach zwei Wochen Rallye Dakar 2023 in Saudi-Arabien. Dabei war Hersteller Audi im Januar dieses Jahres zum zweiten Mal in der Wüste angetreten, um zu beweisen, dass die härteste Rallye der Welt auch mit einem elektrifizierten Fahrzeug zu gewinnen ist.
Doch lediglich einer von drei hybriden Audi RS Q e-tron kam ins Ziel – und zwar der des ehemaligen DTM-Champions Mattias Ekström, als 14. in der Endabrechnung und mit einem Rückstand von mehr als sieben Stunden auf den Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah im Toyota-Benziner Hilux T1+ (siehe Interview unten).
Audi macht Rennsport mit Hightech grüner
Audi ließ sich das Vorhaben, die Rallye Dakar grüner zu machen, sehr viel kosten, entwickelte den Prototyp des RS Q e-tron mit seinem alternativen Antriebskonzept weiter und bestückte seine Fahrzeuge mit satten 390 PS. Bei der zweiten Evolutionsstufe erfolgte der Antrieb von Vorder- und Hinterachse elektrisch, wobei die E-Maschinen mit Energie aus einer Hochvoltbatterie versorgt wurden.
Das Problem: Die Kapazität der 52-kWh-Batterie hätte bei Weitem nicht für eine komplette Rallye-Etappe gereicht. Deshalb kam zusätzlich ein hocheffizienter Energiewandler zum Einsatz, bestehend aus einem Vierzylinder-Turbomotor sowie einer weiteren Motor-Generator-Einheit (MGU), die mit eigens entwickelten „reFuels“ betrieben wurde – einem neuartigen Treibstoff auf Basis biogener Pflanzenteile, den Audi eigens für die Dakar 2023 mit nach Saudi-Arabien brachte. Damit sollten die CO2-Emissionen der Fahrzeuge um mehr als 60 Prozent verringert werden.
Audi erlebt Debakel, Toyota triumphiert
„Der Audi RS Q e-tron weist den Weg in die Zukunft“, war Audi-Motorsportchef Rolf Michl vor dem Start der Rallye Dakar überzeugt. Nach zwei kräftezehrenden und intensiven Wochen im Sand fiel das Fazit dann aber gemischt aus: „Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt. Die Spitzenergebnisse in den Tageswertungen zeigen, dass wir mit unserem innovativen RS Q e-tron zu den Schnellsten zählen – und das mit einem Auto, das die geringsten Emissionen erzeugt. Von Reifen- und Fahrwerksschäden bei Hindernissen auf den rauen Pisten bis zu den Unfällen haben wir aber auch viele Enttäuschungen erlebt“, so Michl.
Für das zweite Werksteam im Starterfeld, Toyota, lief die 45. Auflage der Rallye Dakar dagegen mit der altbewährten Verbrennertechnik wie geschmiert. Zwar war der 360 PS starke Allrad-Pick-up Hilux T1+ den hochkomplexen Audis auf dem Papier unterlegen, dafür meisterte das Fahrzeug die Herausforderungen im Sand zuverlässig wie eh und je. Toyota verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr. Auch weil Nasser Al-Attiyah und sein Co-Pilot Mathieu Baumel ihr Fahrzeug umsichtig durch schwieriges Gelände navigierten und ein eingespieltes Team hinter sich hatten.