Der Lexus RZ 450e fährt auf einer Straße an einem See und einigen Bäumen vorbei
20.04.2023    Michael Neher
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Sprinten ist wichtig. Aber wer einen Marathon gewinnen möchte, braucht einen langen Atem. Kurz: Gut Ding will Weile haben. Und wer sich schon mal an eine Langstrecke herangewagt hat, weiß, dass gute Vorbereitung alles ist. Die hat Lexus zur Genüge – nämlich mehr als 18 Jahre Erfahrung als Hybrid-Pionier. Zudem kommt mit dem Lexus UX 300e das allererste E-Modell des Toyota-Konzerns auch aus dem Premiumstall. Deshalb rollen die Japaner bei der Frage „Spätstart?“ nur noch mit den Augen. Alles ist im Fluss. Credo: „Wir bieten die Technik an, die unsere Kunden wünschen.“ Und die wollen jetzt die volle Ladung Strom!

Neu beim Lexus RZ: Plattform und Antrieb

Genug Geplänkel. Wie sieht er denn nun aus, und was kann das erste Elektrofahrzeug von Lexus, das von Grund auf neu entwickelt wurde?

Überraschung: Der neue RZ 450e sieht tatsächlich wie ein Lexus aus. Na klar, das Design wurde geschärft und dank der größeren Gestaltungsmöglichkeiten bei einem Vollstromer auf noch mehr Dynamik getrimmt. Geblieben sind der typische Lexus-Auftritt und die charakteristische Silhouette.

Die Frontpartie macht den RZ indes klar als batterieelektrisch angetriebenes Auto (BEV) erkennbar: abgesenkte Motorhaube, verkleinerte Lufteinlässe, der spindelförmige Diabolo-Grill ist nun dreidimensional. Zudem ist die Front in Fahrzeugfarbe lackiert. Durch das optionale Bi-Tone-Design und die raubkatzenartigen Scheinwerfer wird die markante Optik zusätzlich aufgeladen.

In Sachen Fahreigenschaften hält die Edelmarke an ihrem klassischen Dreiklang aus Vertrauen, Kontrolle und Komfort fest. Nur wurde die sogenannte Lexus Driving Signature beim RZ weiterentwickelt und um BEV-typische Vorteile wie schnelles Ansprechverhalten und hohe Präzision ergänzt. Grundlage dafür bildet die extra für Stromer geschaffene modulare Konzernplattform e-TNGA (Toyota New Global Architecture). Der E-Crossover profitiert in vielerlei Hinsicht davon: optimiertes Packaging, reduziertes und optimal verteiltes Gewicht, verbesserte Gesamtsteifigkeit. Für die Pace sorgt der neue E-Axle-Antrieb, angeordnet an Vorder- und Hinterachse, bestehend aus Elektromotor, Getriebe und Steuergerät. Systemleistung: 313 PS (230 kW).

Zudem verfügt der RZ 450e als erstes Serienmodell über das exklusive Direct4-Allradsystem. Lexus verspricht optimale Drehmomentverteilung in Millisekunden sowie maximalen Grip und Traktion. Das unmittelbare maximale Drehmoment von 434 Nm katapultiert den Zweitonner in nur 5,3 Sekunden auf Tempo 100. Bei 160 km/h Spitze ist Schluss. Schließlich will der RZ nicht rasen, sondern luxuriös und flüsterleise dahingleiten.

Volle Ladung Strom

Einen weiteren Fokus hat Lexus auf die Speichereinheit gelegt. Wie bei Stromern üblich, ist die Lithium-Ionen-Batterie flach im Fahrzeugboden mit 96 Zellen (Kapazität: 71,4 kW) verbaut. Vorteile: niedriger Schwerpunkt und mehr Platz im Innenraum (Radstand: 2,85 Meter). Lexus garantiert im Übrigen, dass die Batterie des RZ nach zehn Jahren noch mindestens 70 Prozent ihrer Kapazität vorhält. Ein beachtenswertes Kaufargument. Denn: Zu den wichtigsten Anschaffungskriterien zählt sicherlich die sogenannte Batteriegesundheit.

Die Leistung des Antriebsakkus ist entscheidend für Reichweite und Langlebigkeit eines Stromers und damit natürlich auch für den Wiederverkaufswert. Außerdem gehört die Fahrbatterie zu den teuersten Einzelbauteilen in einem E-Auto. Ein wirklich elektrisierendes Statement von Lexus zur eigenen Leistungsstärke.

Apropos, die Reichweite liegt laut WLTP und je nach Fahrstil zwischen etwa 400 und 440 Kilometern. Zum Stromzapfen hat der RZ ein kompaktes und leichtes 11-kW-Ladegerät mit an Bord. Für dreiphasiges Wechselstrom-Laden müssen etwa sechseinhalb Stunden, bei einphasigem Laden circa zehn Stunden kalkuliert werden. An einer Gleichstrom-Schnellladestation ist der Akku in rund 30 Minuten wieder zu 80 Prozent voll.

Revolutionäre Lenkung

Reichlich frischer Wind weht auch im Innenraum. Das Cockpit ist voll digital, Instrumente und Multimedia-Touchscreen (14 Zoll) sowieso. Neuheit: Der RZ ist das erste Lexus-Modell, in dem das optionale „One Motion Grip Steer-by-Wire“-System zum Einsatz kommt. Dabei gibt es keine mechanische Verbindung und keine Lenksäule mehr. Stattdessen werden die Lenkbewegungen des Fahrers vom Lenkrad über eine elektrische Steuerung an die Räder geschickt. Wegen der derzeit noch laufenden finalen Abstimmung ist die Markteinführung allerdings erst für 2025 geplant.

Zum Marktstart ist der RZ mit einer konventionellen Zahnstangenlenkung mit elektromechanischer Servolenkung ausgestattet. Weiteres Highlight: das neue Yoke-Lenkrad, das ab 2025 immer in Kombination mit dem optionalen „One Motion Grip Steer-by-Wire“-System kommt. Ähnlich einem Flugzeug-Steuerelement oder Formel-1-Boliden hat es keinen durchgängigen Lenkkranz mehr. Die Folge: weniger Lenkaufwand. Für den vollen Anschlag ist nur noch eine 150-Grad-Drehung nötig, das Umgreifen entfällt.

Weitere Ausstattungshighlights: ein wärmeabschirmendes, dimmbares Panoramadach, digitaler Rückspiegel sowie auf Kniehöhe montierte Komfortheizung. Beim entspannten Cruisen gibt’s vom exquisiten Mark-Levinson-Premium-Surround-Sound-System mächtig auf die Ohren. Auch neu: der Safe Exit Assist. Er verbindet die elektromechanische Türöffnung mit dem Totwinkel-Assistenten. Erkennt dieser etwa einen Fahrradfahrer, der sich von hinten nähert, wird eine optische und akustische Warnung ausgelöst und ein Entriegeln der Türen verhindert. Das System dürfte dazu beitragen, dass viele sogenannte Dooring-Unfälle verhindert werden.

Fahrvergnügen pur

Und wie fährt sich der neue Lexus RZ 450e? Vor allem die Ausfahrt mit dem revolutionären Yoke-Lenkrad ist sensationell. Als gestandener Autojournalist behaupte ich: Das ist eine Innovation, die Schule machen wird, machen muss!

Wer einmal das höchst komfortable Handling und das deutlich direktere Ansprechverhalten genossen hat, möchte sich eigentlich gar nicht mehr hinter ein herkömmliches Steuer setzen. Lästiges Kurbeln, umständliches Umschlagen? Aus und vorbei! Das Ergebnis ist eine sofortige Reaktion und sehr präzise Lenkkontrolle. Auch durch engste Serpentinen lässt sich lässig und sicher cruisen – wirklich ein Hochgenuss und Fahrspaß pur!

20.04.2023    Michael Neher
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