Eine Luftaufnahme der Uhren-Stadt Glashütte
06.05.2022    Madeline Sieland
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Etwas sehr Seltenes ist da kürzlich im Bundesrat passiert: Erst zum zweiten Mal wurde die Herkunftsbezeichnung eines technischen Produkts in Deutschland streng geschützt. Im Jahr 1938 wurde diese Ehre den „Solinger Messern“ zuteil. Nun sind durch die Verabschiedung der Glas­hütte-Verordnung die Uhren aus der Kleinstadt im Erzgebirge ähnlich gesetzlich geschützt wie „Swiss Made“-Uhren.

Dem voraus ging allerdings ein drei Jahrzehnte währender juristischer Kampf gegen Trittbrettfahrer, die mit der Bezeichnung „Glashütte“ warben, ohne einen Bezug zu der Stadt zu haben und ohne die notwendige Qualität zu bieten. Sie riskieren nun nicht nur ­Unterlassungsklagen, sondern – bei Vorsatz – auch Geld- und Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren.

Ritterschlag für die Hersteller in der Region

Wer sich ab jetzt mit dem Namen der Kleinstadt schmücken will, muss mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung im Herkunftsgebiet erbringen. Für die Qualität einer Uhr besonders wichtige Arbeitsschritte müssen sogar zwingend dort erfolgen. Dazu zählen die Montage und das Ingangsetzen des Uhrwerks, die Reglage, die Montage des Zifferblatts, das Setzen der Zeiger und das Einschalen des Uhrwerks. Das Herkunftsgebiet umfasst neben der Stadt Glashütte auch die Ortsteile Bärenstein und Lauenstein von Altenberg sowie Dresden für Laserarbeiten sowie das Plattieren, Galvanisieren und Rhodinieren von Werkteilen.

„Die neue Verordnung bedeutet ein Mehr an Prestige für diesen besonderen Ort“, sagt Uwe Ahrendt, CEO von Nomos. „Und sie ist eine Anerkennung für das, was hier seit 1845 geleistet wird.“ Mit einer Fertigungstiefe von bis zu 95 Prozent in der Manufaktur vor Ort übererfüllt Nomos die Bedingungen der Verordnung bereits.  

Ein Paradies für Luxusuhren-Fans

Bereits seit 1845 werden in Glashütte im Erzgebirge Uhren gefertigt. Nur rund 6.700 Einwohner hat die Kleinstadt am Fluss Müglitz. Hauptarbeitgeber der Region ist die Uhrenindustrie, in der circa 1.800 Menschen tätig sind. Neun Manufakturen sind dort ansässig: 

  • A. Lange & Söhne (seit 1845)
  • Glashütte Original (seit 1845)
  • Mühle Glashütte (seit 1868)
  • Union Glashütte (seit 1893)
  • Tutima (seit 1926)
  • Nomos Glashütte (seit 1990)
  • Bruno Söhnle (seit 2000)
  • Kronsegler (seit 2004)
  • Moritz Grossmann (seit 2008)
06.05.2022    Madeline Sieland
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