Alternative Antriebe

Nachhaltig mobil: Batterie oder Wasserstoff? Beides!

Das ambitionierte Ziel der Automobilbranche: Nicht weniger Mobilität, aber weniger Emissionen. Doch mit welchem Energieträger ist das erreichbar? Im Fokus steht aktuell die Batterie. Doch Wasserstoff sollte nicht ignoriert werden.

31.03.2021

In Kürze

  • Automobilbranche will nachhaltige Mobilität mit einem Technologiemix erreichen.
  • Brennstoffzellenautos sind Elektroautos mit autarker Stromproduktion.
  • Experten bauen auf Elektroautos für die Stadt, Wasserstoff ist für Langstrecke und Schwerlastverkehr interessant.

In der öffentlichen Debatte scheint das Schicksal des Verbrennungsmotors für fossile Kraftstoffe bereits besiegelt. Trotz E-Fuel wird er vielfach als Auslaufmodell gehandelt. Die Zukunft gehört alternativen Technologien, so scheint es. Und noch vor kurzem waren die USA und Asien im Rennen um die automobile Zukunft in der Pole Position. Das hat die hiesige Automobilwirtschaft enorm unter Handlungsdruck gesetzt. Mit dem Ergebnis, dass die Hersteller hierzulande spürbar und vor allem auf die Elektromobilität setzen. Gleichzeitig fördert die Bundesregierung den Umstieg auf Elektro- und Hybridfahrzeuge mit großzügigen Prämien.

Das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder: Deutschland hat die USA bei den Neuzulassungen von E-Autos 2020 erstmals überholt. Doch das war erst der Anfang. Volkswagen verkündete zuletzt eine große E-Offensive und will bis 2025 zum größten Elektroauto-Hersteller der Welt aufsteigen – der Börsenkurs zeigt die Begeisterung der Anleger. „Die Richtung ist klar: Sie ist elektrisch. Die Frage ist nur: Wie wird der Strom produziert“, sagt Alain Uyttenhoven, der bis Dezember 2020 Chef von Toyota Deutschland war, einem Hersteller, der für unterschiedlichste Antriebstechnologien steht.

Warum ist ein Wasserstoffauto auch ein Elektroauto?

Von einem Wettbewerb zwischen den Energieträgern Batterie und Brennstoffzelle will der Automobilexperte aber nichts wissen: „Oft werden Brennstoffzellenautos gar nicht als Elektroautos gesehen. Dabei sind das eigentlich zu 100 Prozent E-Autos mit autarker Produktion von Strom aus Sauerstoff und Wasserstoff“, stellt Uyttenhoven klar. Er ist davon überzeugt, dass Wasserstoff eine goldene Zukunft hat. „Es ist ein gigantischer Energiespeicher und kann nicht nur im Bereich der Mobilität, sondern zum Beispiel auch in der Stahlindustrie eingesetzt werden“, so der ehemalige Toyota-Chef.

Für Hartung Wilstermann, beim Zulieferer Webasto global verantwortlich für den Bereich Batteriesysteme, haben sowohl die Batterie, als auch die Brennstoffzelle in Zukunft ihre Daseinsberechtigung: „Wenn man die Technologien intelligent miteinander verbindet, können sie sich gegenseitig unterstützen.“ Sogar den Verbrennungsmotor werde es laut Wilstermann in Zukunft in bestimmten Anwendungen noch geben. Aber vielleicht in einem Bereich, der für den Verbraucher nicht mehr direkt erlebbar ist. Den entscheidenden Vorteil der Batterie gegenüber Wasserstoff sieht er in der flächendeckenden Verfügbarkeit: „Der Strom liegt schon an jedem Haus und jeder Laterne.“ Eine Herausforderung sei allerdings die Entwicklung intelligenter Lademanagementsysteme, um ausreichend Energie kurzfristig und flächendeckend zum Laden zur Verfügung zu stellen.

Ist Wasserstoff die Energiequelle der Zukunft?

Apropos Ladeinfrastruktur: Obwohl es in Deutschland erst etwa 90 Wasserstofftankstellen gibt, hat Hersteller Toyota mit dem Mirai bereits ein Wasserstoff-Auto in zweiter Generation auf dem Markt – setzt aber parallel weiterhin auch voll auf Hybride und nun auch auf E-Autos. „Wir glauben an ein Nebeneinander der Antriebstechnologien“, bestätigt Ferry Franz, Director Berlin Office & Hydrogen Affairs bei Toyota Europe. Bis sich am Ende vielleicht die Brennstoffzelle durchsetzt, dürfte es noch dauern. Dabei liegen einige entscheidende Vorteile auf der Hand: „Auf der Langstrecke, im Schwerlastverkehr oder für Busse ist Wasserstoff eine sehr gute Alternative“, glaubt Franz. Der urbane Bereich sei dagegen ein wunderbares Spielfeld für die Elektromobilität. „In der Stadt brauche ich keine riesengroßen Batterien, da genügt eine gesicherte Reichweite von 150 Kilometern, um 80 Prozent der Mobilitätsbedarfe abdecken zu können“, erklärt Franz. Für alles, was darüber hinausgeht, sei Wasserstoff eine sehr gute Alternative.

Erneuerbare Energiequellen führen zu mehr Nachhaltigkeit

Die Experten sind sich einig: Die Mobilität der Zukunft ist ohne erneuerbare Energien nicht denkbar. Denn ein Hybridauto ist heute nur deshalb CO2-neutraler als ein Elektroauto, weil immer noch Kohleenergie und andere Stromarten drinstecken. Erneuerbare Energiequellen können und sollen Abhilfe schaffen. Dann wird die Mobilität der Zukunft auch nachhaltig.