Finanzierung

Fördergelder für Unternehmer: So sichern Sie sich Ihre Vorteile

Fördermittel und Unterstützungen haben im Zuge der Coronakrise einen neuen Stellenwert erhalten. Doch abseits dessen war und ist vielen nicht klar, ob und wie sie finanzielle Förderungen beantragen können. Fakt ist: Selbstständige und Unternehmen können in unterschiedlichen Situationen zahlreiche Unterstützungen in Anspruch nehmen, wie der Jurist Dr. Thomas A. Jesch, Autor von „Die Fördergeld-Strategie“, weiß.

19.02.2021

Es ist ein Dschungel. Angesichts des Dickichts aus Anlaufstellen und Antragsverfahren ist es für kleine und mittelständische Unternehmen eher komplex, an die richtigen Fördermittel zu gelangen. Doch die Mühe zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gibt in seinem neuesten Programm 18 unterschiedliche Anlaufstellen für Unterstützung an. Eine ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), welches im vergangenen Jahr 555 Millionen Euro für die Innovationförderung in kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung hatte.

Auch auf europäischer Ebene ist eine Förderung möglich. Absolut betrachtet ist Deutschland sogar Hauptempfänger von EU-Fördermitteln. 30,3 Milliarden Euro wurden zwischen 2014 und 2020 investiert; das entspricht circa 0,1 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts der Bundesrepublik.

Vielen Firmen mangele es aber einfach an den nötigen Informationen, sagt Thomas A. Jesch im DUB Digital Business Talk. Der Rechtsanwalt und Buchautor ist geschäftsführender Vorstand des Bundes Institutioneller Investoren, der das Ziel hat, die Professionalisierung institutioneller Kapitalanlagen in Deutschland voranzutreiben. Zudem arbeitet Jesch für eine Förderbank.

Mit seinem Buch „Die Fördergeld-Strategie ­– Fördergelder akquirieren für Existenzgründer sowie kleine und mittlere Unternehmen“ hat er kürzlich ein Nachschlagewerk zu allen wichtigen Fördergeld-Programmen veröffentlicht.

Kein Mangel an Fördergeldern

Eine umfangreiche Förderungsgrundlage habe es in Deutschland bereits vor der Coronakrise gegeben: „Tausende Programme auf EU-, Bundes-, Landes- und Kommunalebene geben Unternehmern einen großen Spielraum bezüglich der individuellen Förderungsstrategie.“ Fördergelder also gebe es genug, „nur leider kommen sie manchmal nicht dort an, wo sie nötig sind, oder sie werden teilweise erst gar nicht abgerufen“, so Jesch.

Brigitte Zypries, Bundeswirtschafts- und -justizministerin a.D., als Herausgeberin des DUB UNTERNEHMER-Magazins ebenfalls Teil des Talks, schlägt in dieselbe Kerbe. Viele Programme des BMWi, wie das ZIM für die Mittelstandsförderung oder das Gründungsstipendium EXIST, seien sehr beliebt. Das Gros der Programme sei aber nicht ausgelastet. Gerade die Beantragung von EU-Fördermitteln gehe nur schleppend voran.

Zypries: „Das liegt vor allem an den bürokratischen Prozessen, die für den normalen Mittelständler einfach oft zu kompliziert sind.“ Daher existieren sogar spezialisierte Agenturen, die Unternehmern beim Ausfüllen von Förderanträgen begleiten. Laut Zypries müsse aber eine vereinfachte Prozessstruktur her: „Es kann doch nicht sein, dass man für die Beantragung von EU-Fördermitteln Fachpersonal braucht.“

Keine Angst vor der EU-Förderung

Ein Antrag sollte jedoch ungeachtet bürokratischer Hürden nicht gescheut werden. Gerade in den Bereichen Forschung und Innovation sieht die EU besonderes Potenzial und daher die Notwendigkeit zu unterstützen. 2021 werden die Förderungsmittel dort erhöht. Das EU-Rahmenprogramm „Horizont 2021“ wird damit das weltweit größte Unterstützungsprogramm für Forschung und Innovation.

Zudem gibt es nicht nur Hilfestellung bei der Digitalisierung durch Programme wie AI REGIO, sondern weiterhin auch die klassische Strukturförderung. Diese werde von der EU gezahlt, aber von den Bundesländern verteilt. „Gerade in den neuen Bundesländern, kann man so Digitalisierungs- und Transformationsprozesse ankurbeln“, rät Dr. Mechthild Baumann, Beraterin für wirkungsorientierte EU-Projekte, und Gast im DUB Digital Business Talk.

Mit guter Strategie

Egal, ob es um die Einführung KI-gestützter Arbeitsprozesse, um Kundenservice via Chat oder Tools für Onlinereservierungen geht – seine nächsten Schritte und die dazugehörige Strategie sollte jeder Antragsteller bereits vor der Beantragung komplett durchgespielt haben. Denn jede unternehmerische Entwicklungsstufe trifft auf eigene Förderprogramme.

Jeschs Ratschläge für Unternehmer: „Nehmen Sie sich der Sache an. Aber nehmen Sie sich auch nötige Zeit. Entwickeln Sie Ihre Förderstrategie und versuchen Sie, eine Übersicht über potenzielle Programme zu erhalten.“

Eine Förderung sollte gut vorbereitet sein und nicht erst angegangen werden, wenn etwa eine finanzielle Notlage droht. Seine Devise: „Planen Sie für die nächsten drei Jahre im Voraus.“ So habe man auch genug Zeit, um sich auf umfangreiche Bewerbungsprozesse vorzubereiten. Wichig sei aber, das Fördergeld vor einem bevorstehenden Transformationsprozess beantragt werde.