Höhere Leitzinsen verteuern Kredite für Unternehmen – eröffnen diesen aber auch bessere Möglichkeiten, die eigene überschüssige Liquidität gewinnbringend zu managen. Drei Tipps aus der Praxis von Dr. Florian Mann, Co-Founder des Fintechs FINLIUM.
In der Nullzinsphase konnten Sie nicht viel falsch machen, wenn Ihre Unternehmensliquidität einfach auf den Geschäftskonten rumlag. Als dann Negativzinsen fällig wurden, war eine Vermeidungsstrategie ein guter Schachzug. Aber spätestens seit der Zinswende verdient das Thema wirklich Ihre Aufmerksamkeit!
Zinserträge fürs Geschäft nutzen
Es stellt sich die Frage: Was mache ich mit der Liquidität, die erst in mehreren Monaten oder sogar ein oder zwei Jahren benötigt wird? Und: Wie kann ich sie sicher anlegen, ohne Risiko einzugehen? Das Thema ist relevant: Pro eine Million Euro Liquidität ist bei den aktuellen Zinsen eine Rendite von bis zu 40.000 Euro im Jahr möglich – ein Betrag, mit dem z. B. eine Marketingkampagne umgesetzt werden könnte. Aber die Realität ist bei vielen Unternehmen eine andere: Die Hausbank zahlt entweder gar keinen Zins oder weniger als ein Prozent – was sehr unattraktiv ist.
Neben der entgangenen Rendite gibt es aber noch einen anderen wichtigen Aspekt: Ist die Liquidität überhaupt sicher auf dem Geschäftskonto? Spätestens seit den Turbulenzen rund um die Silicon Valley Bank ist vielen klar geworden, dass es bei jeder Bank ein Ausfallrisiko gibt. Die gesetzliche Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro würde wohl wenig helfen und die freiwilligen Einlagensicherungssysteme der Banken sichern in der Regel nicht die Einlagen von Kapitalgesellschaften ab. Aber wenn Sie die Liquidität statt auf eine einzelne Bank über viele solvente Gläubiger wie Staaten streuen, sinkt das Ausfallrisiko deutlich.
Was es zu beachten gilt
Anders als bei Privatkunden sind gute Tages- oder Festgeldangebote im Geschäftskundenbereich nicht einfach zu finden. Meist bieten die Banken Ihnen diese Anlageformen nur an, wenn Sie dort auch ein reguläres Geschäftskonto haben. Die Neobanken, bei denen viele Start-ups ihre Geschäftskonten haben, bieten dagegen in der Regel keine Tages- oder Festgeldangebote an. Außerdem ist eine Anlage über 100.000 Euro wegen des Ausfallrisikos keine ideale Lösung. Um die kostbare Liquidität trotzdem gut und halbwegs aufwandsarm anzulegen, müssen daher im Wesentlichen drei Themen bearbeitet werden.
Auswahl der passenden Anlageformen: Wenn Sie sich für die Do-it-yourself-Variante entscheiden, müssen Sie nach erfolgreicher Depoteröffnung die passenden Wertpapiere auswählen. Um das Risiko zu minimieren, bieten sich Geldmarkt-ETFs als Tagesgeldersatz und Anleihen mit Investment-Grade-Rating als Festgeldersatz an. Theoretisch könnten auch Anleihen-ETFs oder -Fonds zum Einsatz kommen – wegen der fehlenden Endfälligkeit existiert hier allerdings ein Zinsänderungsrisiko.
- Transparenz beim Kapitalbedarf: Aus einer soliden Liquiditätsplanung muss zunächst abgeleitet werden, wie viel Geld mit welchem Zeithorizont angelegt werden kann. Es sollte eine ausreichend große Cash-Reserve auf dem Geschäftskonto verbleiben.
- Auswahl der richtigen Partner bzw. Broker: Im Normalfall werden Sie keine geeigneten Tages- und Festgeldangebote mit fairen Konditionen finden, die nicht zeitlich oder betragsmäßig limitiert sind. Gute Konditionen erkennen Sie vereinfacht daran, dass der Zinssatz nicht weit unter dem Einlagensatz der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt. Somit bleiben zwei Varianten.
- a. Entweder Sie nehmen das Angebot einzelner Fintechs an, die über die Anlage in Geldmarktfonds eine gute Tagesgeldalternative bieten. Der Aufwand für Sie als Unternehmerin oder Unternehmer ist gering, im Gegenzug wird eine laufende Gebühr fällig. Ein spannendes Angebot im Markt gibt es etwa von UnitPlus.
- b. Alternativ können Sie ein Firmendepot bei einem Broker einrichten und das Anlagethema selbst in die Hand nehmen. Dabei sollten Sie auf die Handelsgebühren für Anleihen, ETFs und ggf. Fonds achten und vor allem auf dieser Basis den Broker auswählen. Mögliche Anbieter sind etwa Flatex, Interactive Brokers oder CapTrader.
- Auswahl der passenden Anlageformen: Wenn Sie sich für die Do-it-yourself-Variante entscheiden, müssen Sie nach erfolgreicher Depoteröffnung die passenden Wertpapiere auswählen. Um das Risiko zu minimieren, bieten sich Geldmarkt-ETFs als Tagesgeldersatz und Anleihen mit Investment-Grade-Rating als Festgeldersatz an. Theoretisch könnten auch Anleihen-ETFs oder -Fonds zum Einsatz kommen – wegen der fehlenden Endfälligkeit existiert hier allerdings ein Zinsänderungsrisiko
Ein Praxisbeispiel
Wir bei FINLIUM haben vor kurzem frisches Funding eingesammelt und auf Basis unserer Liquiditätsplanung den Großteil davon angelegt. Dafür haben wir ein Firmendepot bei Flatex eröffnet, womit wir nun dauerhaft eine Lösung mit sehr geringen Kosten haben. Wir haben einen Geldmarkt-ETF und verschiedene Anleihen ausgewählt. Beim Geldmarkt-ETF liegt nur ein minimales Zinsänderungsrisiko vor, da die zahlreichen dort enthaltenen Wertpapiere eine sehr geringe Restlaufzeit haben. Diesen ETF nutzen wir, um flexibel zu bleiben und durch monatliche Teilverkäufe unseren Liquiditätsbedarf zu decken. Die Ordergebühren sind sehr gering.
Um uns die derzeit attraktiven Zinsen für längere Laufzeiten zu sichern, investieren wir außerdem in Investment-Grade-Anleihen verschiedener Laufzeiten. Als Anleihen-Schuldner haben wir zum Beispiel Deutschland, Frankreich, einige deutsche Bundesländer und große Konzerne ausgewählt. Ein Zahlungsausfall ist bei diesen Schuldnern zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich.
Fazit zu Unternehmensgeldern
Dank der aktuellen Zinsen können Sie Ihre Unternehmensliquidität fast ohne Risiko am Kapitalmarkt arbeiten lassen. Ist die Lösung einmal aufgesetzt, entsteht fast kein Aufwand mehr. Außerdem bleiben Sie mit der richtigen Auswahl der Anlagen flexibel, falls sich die Entwicklung Ihres Unternehmens und die Liquiditätsplanung verändern, und entschärfen zugleich das Risiko eines Zahlungsausfalls Ihrer Bank.