In Kürze:
- Durch den Ausverkauf von Tech-Aktien ist Apple nicht mehr das wertvollste Unternehmen der Welt
- Investoren bevorzugen Titel, die von einem Aufschwung profitieren
- Value-Fonds könnten profitieren
Dieser Wechsel sagt alles: Apple ist seinen Status als wertvollstes Unternehmen der Welt vorerst los. Stattdessen steht der Ölkonzern Saudi-Aramco nun an der Spitze. Die Ablösung ist das jüngste Anzeichen eines spektakulären Favoritenwechsels an den Aktienmärkten. Waren nach dem Ausbruch der Coronapandemie vor allem Tech-Aktien wie Apple, Amazon oder Tesla gefragt, steht nun die „Old-Economy“ wie etwa Ölkonzerne im Fokus der Anleger. Nicht zuletzt, weil der Ölpreis zwischenzeitlich wieder auf 70 Dollar pro Fass gestiegen ist. 2020 lag er zeitweise unter null Dollar.
Schaden steigende Zinsen den Tech-Aktien?
Als Hauptgrund sehen viele Marktbeobachter die gestiegenen Anleihezinsen etwa in den USA. „An dieser Begründung habe ich so meine Zweifel“, sagt Manfred Schlumberger, Vorstand der Fondsgesellschaft Starcapital. Traditionell hätten Wachstumswerte wie Tech-Unternehmen einen hohen Bedarf an Fremdkapital und würden daher von sinkenden Zinsen profitieren. „Aber die FAANG-Aktien – also Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google/Alphabet – haben reichlich Geld, sie brauchen keins. Die steigenden Zinsen sind für sie kein Problem“, sagt der Kapitalmarktexperte.
Vielmehr sieht Schlumberger aktuell ein positives Umfeld für Value-Werte wie Rohstoff- und Energieunternehmen oder auch Banken: „Wir beobachten momentan extreme Bewegungen. Mit den steigenden Zinsen und der absehbaren Konjunkturerholung kommt viel zusammen, was für klassische Value-Aktien wichtig ist.“
Stehen Value-Fonds vor einem Comeback?
Schlägt nun also die Stunde der Value-Anlagestrategien? Mittelfristig spricht das Börsenumfeld dafür. „Das wird noch eine ganze Weile so weiterlaufen“, sagt Schlumberger. Die besten Chancen sieht die Fondsgesellschaft Starcapital in einem weiterentwickelten Value-Ansatz, der „Profitable Value-Strategie“. Dabei werden nicht nur Aktien mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ausgewählt, sondern darüber hinaus Profitabilitätskennzahlen wie die Bruttogewinnmarge und der Gewinn vor Zinsbelastung, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) als Bewertungsmaßstab herangezogen.
„In einem umfangreichen Backtest zeigte die Profitable Value-Strategie eine langfristige Outperformance – sowohl in Bullen- als auch in Bärenmärkten“, erklärt Schlumberger. Mit dem klassischen Value-Ansatz hatten es Anleger lange sehr schwer: Von 2008 bis November 2020 hinkten sie den Growth-Werten deutlich hinterher. Höchste Zeit also für eine Weiterentwicklung.