Grün ist in – zumindest, wenn es ums Geld geht: Während die Partei die Grünen bei der Sonntagsfrage zuletzt etwas Federn lassen musste, werden nachhaltige Fonds bei Sparern immer beliebter. Im ersten Quartal ist das verwaltete Vermögen in solchen Produkten laut Branchenverband BVI um 107 Milliarden auf 254 Milliarden Euro gewachsen – Rekord. Im Vergleich zum gesamten Fondsmarkt ist der Anteil mit acht Prozent zwar immer noch relativ gering, aber stetig steigend. Ende 2020 lag der Wert noch bei fünf Prozent.
Die Statistik berücksichtigt erstmals auch die Offenlegungsverordnung der EU (Sustainable Finance Disclosures Regulation, kurz SFDR) die am 10. März in Kraft getreten ist. Sie ist Teil der EU-Initiative für nachhaltige Finanzen, zu der auch die EU-Taxonomie gehört. Die SFDR unterscheidet drei Gruppen von Fonds: Alle Fonds – auch die konventionellen – müssen nach Artikel 6 SFDR sogenannte ESG-relevante Informationen offenlegen. Das betrifft vor allem das Risikomanagement, also die Nachhaltigkeitsrisiken.
Echte Impact-Fonds in der Minderheit
Artikel-8-Fonds sind solche mit Nachhaltigkeitsmandat. „Sie zielen darauf ab, in Wertpapiere von Emittenten zu investieren, die Nachhaltigkeitsmerkmale aufweisen und werden als ‚hellgrün‘ bezeichnet“, erklärt Sara Silano von der Ratingagentur Morningstar. Die dritte Gruppe sind Fonds nach Artikel 9. Sie werden auch als Impact-Fonds bezeichnet, weil sie eine Nachhaltigkeitswirkung erzielen sollen und gelten deswegen als „dunkelgrün“. Es ist quasi der Demeter-Standard unter den Ökofonds.
Doch diese strengen Kriterien erfüllen nur ein Bruchteil der nachhaltigen Fonds. Laut BVI entfallen 93 Prozent des Vermögens bei Publikumsfonds auf Artikel-8-Fonds. Gerade einmal zwölf Milliarden Euro sind in Impact-Fonds angelegt. „Dies dürfte vor allem daran liegen, dass Impact Investing ein relativ neues Phänomen ist und es nur wenige Anlagemöglichkeiten in diesem Bereich gibt“, konstatiert der BVI.
Druck vom Vertrieb
Laut einer Morningstar-Auswertung von Anfang April wurden europaweit 18 Prozent der Fonds als Artikel-8 und 3,6 Prozent als Artikel 9 klassifiziert. Die Ratingagentur schätzt die Größe des Marktes auf 2,5 Billionen Euro. „Für viele der Vermögensverwalter, mit denen wir gesprochen haben, ist es wichtig, so viele Fonds wie möglich unter Artikel 8 und 9 zu haben. Sie sehen SFDR als eine Möglichkeit, ihr Engagement für nachhaltiges Investieren zu demonstrieren", sagt Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research bei Morningstar. Druck kommt auch vom Vertrieb: „Sie fühlen sich auch von einigen Vertriebsgesellschaften und Fondskäufern unter Druck gesetzt, die klar formuliert haben, dass sie in Zukunft nur noch Fonds der Kategorien Artikel 8 und 9 in Betracht ziehen würden“, so Bioy.