Corona-Virus Jahreszahl 2022
01.12.2021    Arne Gottschalck
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Zum Jahresende überschlagen sich Banken, Versicherungen und andere Finanzexperten traditionell mit Prognosen, wie das kommende Jahr wohl aussehen mag. Das ist kein Selbstzweck, sondern die Grundlage, auf deren Basis Anlageentscheidungen gefällt werden.

Warum? Geht es der Wirtschaft blendend, liegen Aktien auf der Hand. Droht dagegen eine Krise, glänzt Gold – vereinfacht gesagt. Wie also wird 2022?

„More of the same“, könnte man sagen: Mehr vom Gleichen, einem fordernden Umfeld. Da ist die Coronapandemie, das zwischenzeitlich etwas schweratmige Wirtschaftswachstum. Dazu kommen Lieferketten, die auch im kommenden Jahr nicht so leise sirrend und effizient Güter von A nach B bringen dürften. „Die Engpässe bei Rohstoffen und in der Logistik werden uns auch 2022 noch beschäftigen. Sie bremsen die konjunkturelle Erholung und treiben die Preise nach oben“, schreibt etwa die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in ihrem Ausblick.

Entspannte EZB

Damit ist ein weiteres Merkmal der Anlagelandschaft des Jahres 2022 angesprochen, die Inflation, also die Geldentwertung. „Die Lieferkettenprobleme dürften 2022 allmählich zurückgehen und damit auch die Inflation“, sagt zum Beispiel Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS.

Trotzdem geht er davon aus, dass die Inflation „deutlich über dem Niveau vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie bleiben dürfte.“ In Deutschland ist die Inflationsrate im November auf 5,2 Prozent gestiegen und lag damit so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. In der Eurozone kletterten die Verbraucherpreise auf den Rekordwert von 4,9 Prozent. In den USA waren es zuletzt gar 6,2 Prozent.

Für das kommende Jahr rechnet die DWS in der Eurozone mit einer Geldentwertung von 2,6 und in den USA von 2,8 Prozent. Ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) mit einer Zinserhöhung ist nur dann wahrscheinlich, wenn die Inflation von Dauer ist. Davon geht EZB-Chefin Christine Lagarde aber nicht aus. Die Inflation sei zwar da, doch mittelfristig bleibe sie unter dem Zwei-Prozent-Ziel.

Nachhaltige Veränderung

Und was bedeutet das mit Blick aufs Wirtschaftswachstum? Wenn die Industrie ihre Lieferprobleme löst, kann es 2022 in Deutschland auf ein Wachstum von rund vier Prozent hinauslaufen, so die Helaba. Das wäre ein ganzer Prozentpunkt mehr als 2021. Auch in der Eurozone rechnen die Helaba-Experten mit knapp 4 Prozent Wachstum. In den USA dagegen dürfte das BIP-Plus von 5,5 auf 4 Prozent sinken.

Dazu kommen Faktoren, die sich erst langsam ins Kalkül vorschieben. „Der Klimawandel wird jedoch immer offensichtlicher, so dass Nachhaltigkeit in vielen Ländern auf die wirtschaftspolitische und gesellschaftliche Agenda rückt“, schreibt etwa die Helaba. Das bedeutet Ausgaben auf Seiten des Staates und auch von Unternehmen, aber auch Anlagechancen für Investoren.

Anders gefasst: 2022 bleibt fordernd.

Wie die Aussichten für die wichtigsten Anlageklassen im kommenden Jahr sind, beleuchten wir in einer sechsteiligen Serie. In Teil 2 nehmen wir Aktien unter die Lupe.

01.12.2021    Arne Gottschalck
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