Wie es uns der bekannte Fondsmanager, Philosoph und Finanzmathematiker Andreas Beck einmal gesagt hat: „Wisst ihr, was der wesentliche Unterschied zwischen Unternehmern und dem Rest der Menschheit ist? Ein Unternehmer hat keine Angst vor dem Tod.“
Unternehmer sein – das bedeutet, keine Angst vor Risiken zu haben
Das ist natürlich überspitzt, aber im Prinzip hat er recht: Viele Angestellte sind durch Angst motiviert. Angst, den Job zu verlieren; Angst, die Rechnungen nicht zahlen zu können; Angst, der Familie nicht genug bieten zu können. Entsprechend wünschen sie sich durch ihre Arbeit vor allem eines: Sicherheit. Keine unliebsamen Überraschungen und ein planvolles, berechenbares Leben.
Unternehmer ticken dagegen meist anders: Für sie ist die Welt voller Möglichkeiten. Sie sind bereit, immense Risiken einzugehen, um ihre Ideen umzusetzen. Sie sehen eher die Chancen als die Risiken. Der Preis für dieses Streben nach Erfolg ist oft eine gewaltige Unsicherheit, denn entsprechend häufig geht auch eine noch so gute unternehmerische Idee schief. Das sollte man nicht vergessen, denn in der Zeitung lesen wir meist nur die Erfolgsgeschichten und nicht von denen, die gescheitert sind, bevor es überhaupt richtig losging. Dieses Phänomen nennt sich Survivorship Bias.
Große Vermögen entstehen fast nur durch unternehmerisches Risiko
Umgekehrt ist aber auch das Upside dieses Lebensentwurfs sehr attraktiv: im besten Fall ein selbstbestimmtes, autonomes Leben und ein mitunter gewaltiger finanzieller Erfolg. Denn Vermögen stammt fast immer aus unternehmerischer Tätigkeit.
Mit Sparen und klugem Investieren können Sie sicher einen gewissen Wohlstand erreichen. Aber erstens dauert es ziemlich lange, bis der Zinseszins seine enorme Wirkung entfaltet. Zweitens wachsen die Bäume dabei nicht in den Himmel. Und drittens: Wenn Sie zu gierig werden und es mit dem Risiko am Kapitalmarkt übertreiben – sprich: wenn Sie spekulieren statt investieren –, sind Sie auch ganz schnell wieder arm.
Kluge Unternehmer schützen sich und ihre Familie
In jedem Fall haben Unternehmer deshalb meist eine gefährliche Monokultur in ihrer Vermögensstruktur: ihr eigenes Unternehmen. Oftmals wird jeder Euro reinvestiert oder als Gesellschafterdarlehen dem Unternehmen zur Verfügung gestellt.
Doch: Liebe Unternehmer, auch Euer Unternehmen ist nicht davor gefeit, irgendwann pleite zu gehen. Seid bitte so liebevoll mit euch und denjenigen, die von euch abhängen, und schafft rechtzeitig und regelmäßig Geld hinter die Brandmauer. Sprich: Entnehmt es aus dem Unternehmen und investiert es so langweilig wie möglich: Ein weltweit diversifiziertes ETF-Portfolio, wie es renommierte Autoren wie Kommer, Weber oder Beck empfehlen, wäre da eine optimale Lösung.
Nach dem Exit gilt: Nichts kaputt zu machen ist wichtiger als noch reicher zu werden
Das gilt umso mehr, wenn Sie einmal Ihr Unternehmen verkaufen: Lassen Sie sich deshalb so viel in Cash bezahlen, dass Sie damit möglichst den Rest Ihres Lebens sorgenfrei auskommen.
Auch hier gilt: Investieren Sie das Geld so langweilig, wie es geht. Und verkneifen Sie sich mit diesem Geld irgendwelche „tollen“ Investmentideen: Sie haben das Spiel gewonnen – hören Sie auf zu spielen. Viel wichtiger, als möglichst reich zu sterben, ist, dass Sie nicht wieder alles verlieren. Denken Sie daran: Unternehmer, die bei der Kapitalmarktinvestition nicht loslassen können und ständig im Portfolio rumdoktern und „optimieren“, sind grauenhaft schlechte Investoren.
Mit allem, was darüber hinaus geht, können Sie gern (wieder) höhere Risiken eingehen. Am naheliegendsten ist dabei sicher, sich einen Teil des Kaufpreises in Form einer Rückbeteiligung, als Stock Options oder als sogenannten Earn-out auszahlen zu lassen.
Monokulturen bei der Vermögensstruktur gefährden Lebensentwürfe
In der Praxis sehen wir dagegen immer wieder das Gegenteil: Nur ein kleiner Teil fließt bar, der Löwenanteil in Unternehmensanteilen – in der einen und anderen Form.
Was die Verkäufer dabei regelmäßig übersehen: Sie sind es nicht mehr, die über den Erfolg oder Misserfolg entscheiden; es ist nicht mehr ihr Unternehmen, an dem sie beteiligt sind. Und somit ist der Erhalt ihres (finanziellen) Lebenswerks abhängig von den Entscheidungen anderer. Die eigene finanzielle Zukunft hängt plötzlich an der Entwicklung einer Zahl – etwa dem Kurswert einer einzelnen Aktie –, die man selbst nicht mehr beeinflussen kann.
Das ist keine theoretische Überlegung: Was wir in den letzten Jahren als Folge dieses Verhaltens gesehen habe, reicht von der Beantragung einer Privatinsolvenz über einen annähernden Totalverlust und zahlreiche schmerzliche Einbrüche bis auf der anderen Seite zu gewaltigen Gewinnen.
Bevor Sie Fehler begehen, stellen Sie am besten eine einfache Überlegung an: Was wird Ihr Leben stärker beeinflussen? Wenn Sie Ihr erlangtes Vermögen verdoppeln oder wenn es sich halbiert oder gar ganz in Luft auflöst? Wenn Sie Ihre Familie lieben und wenn Sie Ihre finanzielle Lebensleistung erhalten wollen, dann gehen Sie solche Risiken nicht ein. Im Zweifel kann ein unabhängiger Honorarberater helfen.
Ihr Stefan Heringer und Nikolaus Braun
P.S.: Mehr zum Thema rationale Anlagestrategien, Strategien zum Vermögensaufbau, aber auch darüber, wie Ihr Umgang mit Geld Sie glücklicher machen kann, finden Sie im Blog der Neunundvierzig Honorarberatung und in Nikolaus Brauns Finanzratgeber „Über Geld Nachdenken“.
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