Man könnte ja eigentlich davon ausgehen, dass gerade Unternehmer durch ihre Erfahrungen, ihr Know-how und die tagtägliche Arbeit gut für den Aktienmarkt gerüstet sein müssten. Schließlich müssen Unternehmer – wenn sie erfolgreich sein und bleiben wollen – am Puls der Zeit sein, Trends erkennen und Opportunitäten ausnutzen. All das zeichnet Unternehmer aus – und davon haben wir gottlob in Deutschland sehr viele.
Was machen erfolgreiche Unternehmer?
Werfen wir mal einen Blick auf die Charakteristika guter Firmenlenker:
- Sie gehen mit sehr hohem eigenen Kapitaleinsatz immense Risiken ein.
- Sie konzentrieren sich auf eine Nische.
- Sie beschäftigen sich oft Tag und Nacht mit ihrem Geschäft, mit dessen Weiterentwicklung, mit neuen Absatzmärkten und mit den Chancen, die sich ergeben und wie diese genutzt werden können.
- Bei Krisen ziehen sie im Zweifel die Notbremse und leiten im Unternehmen schmerzhafte Maßnahmen ein – Stichwort Restrukturierung.
Und was brauchen gute Anleger an der Börse?
Bei der Anlage sind dagegen folgende Aspekte relevant:
- Eliminierung von Einzelrisiken durch möglichst breite Streuung
- Ein einfaches und beherrschbares Portfolio
- Buddhistische Gelassenheit
- Einen langen Atem haben, um Krisen auszusitzen
Metaphorisch gesprochen, sind Sie als Unternehmer Siegfried, der gegen den großen Drachen – die erbarmungslose Konkurrenz – kämpft und all seine Expertise und Kraft aufwendet, um erfolgreich zu sein und zu bleiben.
Am Kapitalmarkt schrumpft aber JEDER Investor, egal ob Student, Beamter oder Unternehmer, sowie unabhängig vom Volumen – ob Kleinanleger oder Multimillionär – zum reinen Zuschauer. Niemand schert sich um Ihre Meinung und Ihre Erwartungen. Der Kapitalmarkt ist Kontrollverlust pur.
Vermögen schaffen und Vermögen erhalten sind zwei völlig unterschiedliche Dinge
Und genau dieser Programmwechsel fällt unserer Erfahrung nach gerade Unternehmern relativ schwer. Sie sind es gewohnt, am Steuerknüppel zu sitzen und im Zweifel das Ruder herumzureißen. An der Börse hingegen sitzen sie in der letzten Reihe im Bus und haben keine Ahnung, in welche Richtung die Reise geht.
Ein ganz schwieriger Fallstrick in diesem Kontext sind Aktien oder Aktienoptionen des eigenen Unternehmens oder – falls Ihr dieses übernommen wurde – von Ihrem Investor. Man ist ja häufig immer noch Teil des Unternehmens, kennt die Entwicklung sehr gut, kann vermeintlich Chancen und Risiken gut abschätzen und vertraut auf die eigenen Fähigkeiten oder die Expertise der neuen Unternehmenslenker.
Aber dabei vergessen Sie einen ganz wichtigen Aspekt: Denn Sie müssen zumindest für einen Anteil Ihres Vermögens den Schalter umlegen von „Chancen nutzen und wie werde ich noch reicher“ auf „Wie bringe ich möglichst viel Vermögen hinter die Brandmauer?“.
Vermögen entstehen in der Regel durch unternehmerische Tätigkeit. Sobald ein finanzieller Exit – auch nur für einen Teil – möglich ist, geht es darum, vermögend zu bleiben und die Substanz so gut es geht zu erhalten. Sie haben in der Regel Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für Ihre Familie. Dieser sollten Sie gerecht werden.
Wirklich souverän als Kapitalanleger ist, wer seine Stärken und Schwächen kennt
Ein souveräner Investor erkennt, was er beherrschen kann und was nicht. Der Kapitalmarkt lässt sich nicht kontrollieren oder zähmen. Sie müssen bereit sein, das zu akzeptieren, und trotzdem bewusst vom Entscheider zum Zuschauer wechseln. Wenn Sie dabei Unterstützung brauchen, kann Ihnen ein guter Honorarberater dabei helfen.
Ihr Stefan Heringer und Nikolaus Braun
P.S.: Mehr zum Thema rationale Anlagestrategien, Strategien zum Vermögensaufbau, aber auch darüber, wie Ihr Umgang mit Geld Sie glücklicher machen kann, finden Sie im Blog der Neunundvierzig Honorarberatung und in Nikolaus Brauns Finanzratgeber „Über Geld nachdenken“.
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