Eine Uhr auf grünem Hintergrund.
27.07.2022    Arne Gottschalck
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Kunstwerke, Uhren und Oldtimer haben eines gemeinsam: Sie sind nicht nur dekorativ, sondern können ihren Besitzern auch einiges an Wertzuwachs bescheren. Der Haken an der Sache: Nicht jeder hat das nötige Kleingeld, um zuzugreifen. Helfen kann die Tokenisierung – die Möglichkeit also, digitale Anteile an solchen Einzelstücken wie nun etwa Uhren zu erwerben. Genau dies ist das Geschäftsfeld des Hamburger FinTechs Finexity. CEO Paul Huelsmann erklärt das Business.

Zur Person

Portrait von Paul Hülsmann.

Paul Huelsmann

ist Gründer und CEO von Finexity. Das Unternehmen macht Werte wie Immobilien und auch teure Uhren per Token zugänglich

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Uhren zu tokenisieren?

Paul Huelsmann: Uhren sind schon lange eine spannende Sachwertanlage. Kurzzeitig, mit der Erfindung der Smartwatch, dachten viele an das Ende der Luxusuhren-Ära. Doch mit fortschreitender Digitalisierung entstehen auch entgegengesetzte Trends. Zu sehen sind diese vor allem im Auto- und Uhrenmarkt. Der Wunsch nach handgearbeiteten Luxusprodukten, mit echtem materiellem sowie emotionalem Wert, wird immer relevanter in der heutigen Gesellschaft.

Dieser Trend, der noch in seinen Anfängen steckt, trifft im Uhrenmarkt auf ein deutlich zu geringes Angebot, das oft als künstlich verknappt beschrieben wird. Doch diese Verknappung ist alles andere als nur künstlich. Denn die Nachfrage nach Luxusuhren ist weltweit hoch, und die Hersteller kommen schlichtweg mit der Produktion nicht hinterher. Darüber hinaus gibt es im Vintage-Bereich immer weniger Uhren. Die gesuchten sind zumeist in „festen Händen“. Und wenn dann einmal eine auf den Markt kommt und versteigert wird, erreichen diese Uhren eben auch einen hohen Preis. Zudem ist da noch der kleine Zusatzeffekt, dass die erzielte Rendite nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei ist.

Sie kaufen die Uhren physisch und lagern sie ein. Wie hoch sind die Kosten dafür?

Huelsmann: All unsere Sachwerte werden durch Experten bewertet und professionell verwahrt. Bei Luxusuhren arbeiten wir mit den ­Hochsicherheitslagern zusammen, die wir bereits für Kunstwerke nutzen. Diese Lager befinden sich in Deutschland und Luxemburg. Kameraüberwachung, dreifache Einlasskontrollen und optimal klimatisierte Tresore sind nur einige der Sicherheitsstandards, die dort erfüllt werden. Die Kosten für die Lagerung und Versicherung belaufen sich auf unter ein Prozent des Emissionsvolumens und sind bei der prognostizierten Performance bereits berücksichtigt.

Wie stellen Sie sicher, auch die „richtigen“ Uhren als Underlying zu wählen? Immerhin ist allein der Name Rolex noch längst keine Gewähr für Wertzuwachs.

Huelsmann: Völlig richtig, die Marke allein ist ein Indikator, aber kein Garant für Wertzuwachs. Daneben ist der uhrmacherische Wert, also etwa die Komplexität der Herstellung, die verwendeten Materialien und Funktionen, ein Faktor. Und natürlich Angebot und Nachfrage. Um eine Uhr als Investmentobjekt zu bewerten, haben wir ein internes Assetmanagement-Team, das den Uhrenmarkt genau kennt und ständig beobachtet. Beim Sourcing verlassen wir uns zudem auf unser Netzwerk aus Partnern und Experten. Im Falle von Uhren sind das beispielsweise die Munichwristbusters, welche die Authentizität sicherstellen.

Wie viel Geld müssen Anleger mitbringen?

Huelsmann: Wie bei allen unseren Anlageklassen sind Beteiligungen bereits ab 500 Euro möglich. Nach oben hin gibt es keinerlei Grenze. Aber natürlich ist das Angebot in der Anzahl der digitalen Anteile begrenzt.

Wie groß ist der Markt der Uhreninvestoren via Token? Viele Sammler schätzen es ja, Uhren physisch im Safe zu haben.

Huelsmann: Luxusuhren, die sich als Investition qualifizieren, sind nur schwer zugänglich. Vor dieser Hürde stehen selbst inte­ressierte und vermögende Anleger im Bereich Uhren. Ein Sammler bringt bereits Erfahrung im Marktumfeld und in der Preisfindung mit. Aus der Leidenschaft zum Sammeln kennt er die Besonderheiten einer Luxusuhr. Unsere Zielgruppe sind auch Sammler, aber eben genauso diejenigen, die bislang keine Erfahrung mit ­Luxusuhren machen konnten oder die nicht das nötige ­Eigenkapital für ­Hunderte von Luxusuhren haben, aber dennoch von dieser Anlageklasse profitieren möchten.

Wir nehmen nur ganz bestimmte Luxusuhren ins Angebot auf, kümmern uns um die professionelle Lagerung und den späteren Verkauf. Wir prüfen die Echtheit und bescheinigen eine lückenlose Provenienz. Das alles wirkt sich positiv auf den künftigen Verkaufspreis aus. Der weltweite Luxusuhrenmarkt hatte Ende 2020 einen Wert um die 15 Milliarden Euro. Fakt ist, dass sich ein Großteil der Investoren bis dato nicht an diesem Markt beteiligen konnte. Nicht ohne Grund gibt es schon lange Uhrenfonds wie den Watchfund, der seit Beginn ordentliche Renditen erwirtschaftet. Doch selbst dieser ist Inves­to­ren mit überschaubarem Kapital verschlossen. Wir ermöglichen über Token jedermann ein Investment.

Wie liquide sind Token?

Huelsmann: An unserem Sekundärmarkt können Token 24/7 gehandelt werden. Käufer und Verkäufer können den Preis bei ihren Kauf- beziehungsweise Verkaufsangeboten selbst bestimmen. Als Indikator dienen der indikative Token-Wert und der Token-Kurs. Je attraktiver der Preis im Vergleich dazu ist, desto schneller kommt ein Abschluss zustande.

Eine Vielzahl unserer Kunden möchte ihre digitalen Anteile aber nicht vorzeitig verkaufen. Wir stellen die alternativen Kapitalanlagen als Investment bereit – mit dem Ziel, diese Produkte nach einigen Jahren mit einer potenziellen Wertsteigerung zu verkaufen. Die investierten Anleger profitieren dann von einer hohen Beteiligung am Verkaufserlös. Im Mai 2022 konnten wir unsere Marktexpertise bereits unter Beweis stellen, indem ein Kunstwerk vorzeitig mit einem Gewinn von mehr als 30 Prozent für die Anleger verkauft wurde.

27.07.2022    Arne Gottschalck
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