Kopfsilhouetten in verschiedenen Größen und Farben
30.12.2021    Arne Gottschalck
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Zahlen und Buchstabenkürzel sind eigentlich nicht besonders spannend. Aber trotzdem erzählen sie manchmal spannende Geschichten. Zum Beispiel die ESG-Scores. Sie sind eine Art Schulnote für Unternehmen im Fach Nachhaltigkeit. Und da zeigt sich: Familiengeführte Firmen haben offenbar besser aufgepasst. Davon profitieren auch Anleger.

Einen langen Atem zu haben ist so etwas wie das Wesensmerkmal familien­geführter Unternehmen. Immerhin geht es darum, das Erreichte an die nächste Generation weiterzureichen. Von dieser Philosophie bis zum bewussten Umgang mit den drei Faktoren E, S und G ist es offenbar nur ein kleiner Schritt.

E steht für Environmental, S für Social und G für Governance. Immerhin zeigen Untersuchungen von Credit Suisse Research, dass zwischen 2014 und 2019 die durchschnittlichen ESG-Scores von Familienunter­nehmen deutlich kräftiger wuchsen als jene der herkömmlich gesteuerten Konkurrenz. Dass das gut für die Umwelt und für das menschliche Miteinander ist, liegt auf der Hand. Aber nicht nur.

Nachhaltiger Vorteil

Denn ESG rechnet sich. Entsprechend aufgestellte Unternehmen sind innovativer, zeigt eine Analyse des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU). In den nüchternen Worten der Studie: „Nachhaltige Unternehmen zeigen eine höhere finanzielle und nicht-finanzielle Leistungsfähigkeit.“ Und in Zahlen: Auf einer Skala von eins bis sieben – Letzteres ist das obere Ende der Skala – liegen Unternehmen mit hohem Nachhaltigkeitsengagement in Sachen Innovationsgrad bei 5,3; solche mit einem niedrigen Nachhaltigkeitsengagement bei 4,7. Innovationsfähigkeit wiederum ist ein entscheidendes Kriterium für Investoren.

Mit Blick auf Familienunternehmen kommt dazu: Ein entsprechender Fokus der Anleger hilft, die ESG-Stars von morgen auszumachen, sagt Birgitte Olsen, Fondsmanagerin des Bellevue Sustainable Entrepreneur Europe. „Europäische Familienunternehmen haben – auch im internationalen Vergleich – bereits seit einigen Jahren überdurchschnittliche ESG-Scores. Darauf wollen wir uns fokussieren“, sagt Olsen. Entsprechend haben die Schweizer den alten Namen BB Entrepreneur Europe Fonds geändert. 

Dazu kommt, dass Nachhaltigkeit aus Investorensicht auch dann spannend ist, wenn entsprechende Kriterien noch nicht umgesetzt werden. Der Indexanbieter MSCI verglich in einer Studie unter anderem die Wertentwicklung von Unternehmen, die ihr ESG-Rating verbesserten, mit solchen Firmen, deren Nachhaltigkeits­engagement sank. Das Ergebnis: deutliche Performance-Vorteile für die Um- und Aufsteiger. Olsen zumindest kann in ihrem Fonds auch auf solche Nachzügler setzen – wenn der eingeschlagene Kurs stimmt.

Zahlen und Buchstabenkürzel mögen also vielleicht wirklich nicht besonders spannend sein. Aber im Fall der Kombination aus Nachhaltigkeit und Familien­unternehmen rechnen sie sich.

30.12.2021    Arne Gottschalck
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