Diversifikation des Portfolios
Mit Schweizer Unternehmen das Depot stabilisieren
Die Turbulenzen um die Schweizer Bank Credit Suisse hat die Wirtschaft des Landes gut gemeistert. Das macht die Eidgenossenschaft für Anlegende interessant. Welche Vorteile dort insbesondere kleinere und mittelgroße Unternehmen bieten, erklärt Bellevue-Fondsmanagerin Birgitte Olsen.
Birgitte Olsen
ist Lead Portfoliomanagerin Bellevue Entrepreneur Europe Small (Lux), Bellevue Entrepreneur Swiss Small & Mid (Lux) sowie Mitglied der Geschäftsleitung von Bellevue Asset Management. Nach ihrem Studium an der Universität St. Gallen kam sie über Stationen bei Generali Investments und Vontobel Asset Management zu Bellevue
Frau Olsen, sehen Sie nach den Schwierigkeiten der Credit Suisse noch akute Risiken?
Birgitte Olsen: Kaum. Die Wirtschaft in der Schweiz gilt zu Recht als eine der stabilsten, aber auch eine der produktivsten weltweit, mit einer enorm starken Währung. Die Bankenturbulenzen haben nichts daran geändert. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um rund ein Prozent wachsen. Dieser Anstieg wird allerdings leicht gebremst, weil viele Banken ihre Kreditvergabe verlangsamt haben. Aber insbesondere der Dienstleistungssektor steht aktuell gut da. Insgesamt sind das also keine schlechten Aussichten.
Ihr Fonds Bellevue Entrepreneur Swiss Small & Mid investiert in inhabergeführte Unternehmen. Was unterscheidet diese von anderen?
Olsen: Unsere Zielinvestitionen sind Unternehmen mit einem starken Ankerinvestor, der typischerweise mehr als 20 Prozent der Stimmrechte hält und zugleich eine sehr aktive Rolle im Management einnimmt. Man sagt ja: Entrepreneure denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Das stimmt, und das Ergebnis sind äußerst solide Bilanzen: Die Verschuldung familiengeführter Unternehmen in der Schweiz ist meist gering. Das reduziert die Abhängigkeit von Bankkrediten und führt zu einem dynamischeren Wachstum. Für Anlegende bedeutet das langfristig höhere Renditen.
Für welche Anlageziele eignet sich Ihr Fonds besonders?
Olsen: Anleger aus der Eurozone suchen oft nach Diversifikationsmöglichkeiten. Als Klassiker gilt dabei der US-Aktienindex S&P 500. Dieser legte in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 50 Prozent zu. Aber Schweizer Aktien, vor allem Nebenwerte, sind sogar noch stärker gestiegen. Die erste Schweizer Entrepreneur-Strategie von Bellevue hat in den 17 Jahren seit ihrer Auflage jährlich gut zehn Prozent Rendite erbracht und damit etwa doppelt so viel wie der paneuropäische Aktienindex Stoxx 600. Daher sollten sich alle ein Stück Schweiz gönnen als Diversifikation für ihr Euro-Portfolio.
Was spricht gerade jetzt für kleinere und mittelgroße Schweizer Werte?
Olsen: Diese Unternehmen sind meist sehr gut gewappnet für die aktuell anspruchsvollen Zeiten: Sie sind deutlich agiler als Großkonzerne und schneller bei Themen wie Nachhaltigkeit, Energieknappheit oder Komplexität von Lieferketten. Denn ihre Entscheidungswege sind kürzer. Sie agieren flexibel, mit viel Weitsicht. Generell sind Schweizer Familienunternehmen daher sehr gut aufgestellt für die derzeitigen Herausforderungen.
Redakteur
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