Wissen und Weiterbildung sind für Celine Nadolny unverzichtbare Grundlagen ihres Schaffens. Bevor sie als „Finfluencerin“ mit ihrem 2021 gegründeten Unternehmen Book of Finance jungen Menschen die spannenden Seiten von Finanzen und die Vorteile langfristiger Geldanlage näherbrachte, las sich die 25-Jährige in über 350 Sachbüchern zum Thema umfassendes Know-how an. Gestartet ist die „leidenschaftliche Leseratte“ mit einem Sachbuchblog, auf dem sie Rezensionen veröffentlichte.
Finanzbildung
Celine Nadolny erklärt, wie Frauen der Vermögensaufbau gelingt
Celine Nadolny ist „Finfluencerin“ und will mit ihrem Blog „Book of Finance“ junge Menschen für Finanzen begeistern. Im Interview spricht sie über ihr erstes Investment, ihre Verantwortung und Geschlechterparität in der Finanzbranche.
27.02.2023
Celine Nadolny
ist Gründerin des Unternehmens Book of Finance und „Finfluencerin“. Nach dem Abitur absolvierte die 25-Jährige erst ein duales Studium im Bereich Business Administration in einem Industrieunternehmen. Nach dem erfolgreichen Abschluss machte sie sich 2021, mitten in der Coronapandemie, selbstständig
Wann haben Sie Ihr erstes Investment getätigt?
Celine Nadolny: Meine ersten Aktien habe ich mit 16 Jahren gekauft, nachdem ich Robert Kiyosakis Finanzbuch „Rich Dad Poor Dad“ gelesen hatte. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, sich so früh wie möglich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen und Verständnis für die Zusammenhänge zu entwickeln. Diese Erkenntnis diente als Leitfaden, anhand dessen ich viele meiner Lebensziele koordiniert habe. Rückblickend war also eigentlich Kiyosakis Buch mein erstes Investment.
Warum agieren Frauen beim Thema Geldanlage zurückhaltender?
Nadolny: Hierzu gibt es vielfältige Theorien. In Studien der Krankenkasse AOK heißt es zum Beispiel, dass dies am weiblichen Harmoniebedürfnis liege. Aus Angst, anzuecken, handeln wir demnach weniger aktiv und impulsiv. Interessanterweise wird Passivität am Aktienmarkt aber belohnt – sofern man dort aktiv ist.
Welche Rolle spielen „Finfluencerinnen“, um junge Frauen für langfristige Geldanlagen zu begeistern?
Nadolny: Generell hoffe ich, dass sich „Finfluencerinnen“ und „Finfluencer“ ihrer Verantwortung gegenüber ihrer Community bewusst sind. Ich habe bereits vielen Menschen helfen können, den Einstieg am Aktienmarkt zu wagen und erste Erfolge zu feiern – ohne Gegenleistung und vollkommen kostenlos.
Manch andere entwickeln leider ein Geschäftsmodell, inszenieren sich als Gurus und bieten dann exorbitant teure Coachings oder Seminare an. Gerade wegen der jungen Zielgruppe, die empfänglich für allerlei manipulative Ansätze ist, sollten wir über Regulierungen und Zertifikate nachdenken. Ich finde es erschreckend, dass mittlerweile selbst Influencerinnen und Influencer aus dem Mode- oder Gaming-Bereich für Investmentplattformen werben – ohne jeden Kenntnisnachweis.
Das Wirtschaftsmagazins „Forbes“ hat Sie in die Liste „30 under 30“ aufgenommen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Nadolny: Mit dieser Auszeichnung hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Dass aber eine derart hochkarätige Jury bereits so viel in mir sieht, beflügelt und motiviert mich, weiter durchzustarten. Mir haben früher häufig die weiblichen Vorbilder gefehlt. Umso größer war und ist der Ansporn, zu einer Persönlichkeit zu werden, die ich mir selbst immer gewünscht habe.
Auf der Liste stehen 18 Frauen und 12 Männer. Welche Aussagekraft hat ein solches Ergebnis?
Nadolny: Alle stehen allein aufgrund ihrer Verdienste auf der „Forbes“-Liste. Dass es generell viele fähige und inspirierende Frauen gibt, ist nicht überraschend. Die ehrliche Sichtbarkeit, die Frauen über diese Liste bekommen, ist trotzdem eine positive Entwicklung.
Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Wie lässt sich dieses strukturelle Problem lösen?
Nadolny: Erstens, indem wir offener über solche Missstände sprechen – auch in Unternehmen. Manchmal wissen die Menschen gar nicht, dass es Unterschiede in den eigenen Reihen gibt. Zudem sind Gespräche über Gehälter oft ein Tabuthema. Zweitens müssen wir Frauen ermutigen, sich ihres Wertes bewusster zu werden. Dabei helfen verschiedene Techniken und Soft Skills, die früh vermittelt werden müssen. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir junge Mädchen für ihre Konformität loben und sie dann später im Job nicht bereit sind, mal anzuecken und für sich einzustehen.
Welche schlechten Erfahrungen haben Sie als junge Frau in der Finanzwelt gemacht?
Nadolny: Davon kann ich ganze Opern singen. Es ist erschreckend, wie widerwärtig manche Menschen im Netz sind. Offenkundig bin ich vielen mit meiner lebensfrohen und jugendlichen Art ein Dorn im Auge. Heute lösche ich respektlose und dumme Kommentare unter meinen Social-Media-Beiträgen, blockiere die Leute, die sie verfasst haben, und teilweise selbst die, die ihn gelikt haben, um meine Community sauber zu halten und Trollen keine Plattform zu bieten. Ich habe die Erfahrung gemacht und auch von meiner Community gespiegelt bekommen, dass unkonstruktive Kommentare beim Lesen belasten.
Welche Tipps haben Sie für junge Frauen, die am Anfang ihrer Karriere in der Finanzbranche stehen?
Nadolny: So viel Wissen und Erfahrung wie möglich aufzusaugen, um sich später mit Mut und Kreativität selbstständig zu machen. Oder aber ein modernes Unternehmen zu suchen, das zu ihren Werten passt. Weite Teile der Finanzbranche könnte ich persönlich nur temporär aushalten. Dazu wird an viel zu vielen Stellen auf den Werten herumgetrampelt, die mir und vielen anderen Menschen wichtig sind – insbesondere Ehrlichkeit und Gleichberechtigung der Geschlechter.
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