Investment-Segment im Fokus

BioTech: Aus der Nische in die Breite

Mit Impfstoffen gegen Corona gewann Biotechnologie viel Reputation. Woran Unternehmen aus dem BioTech-Bereich als Nächstes forschen und wie Anleger davon profitieren können.

26.09.2022

Mit BB Biotech investiert er in die Medizin der Zukunft: Welche neuartigen Technologien bei der Entwicklung vielversprechender Medikamente unterstützen, analysiert Daniel Koller, Head Investment Management Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management. Er blickt dabei in die Zukunft von mRNA-Anwendungen – und darüber hinaus.

Dr. Daniel Koller

ist Head Investment Management Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management. Er promovierte an der ETH Zürich in Biotechnologie und war unter anderem als Aktienanalyst für die UBS tätig

Aktien aus dem BioTech-Sektor standen zuletzt unter Druck – warum?

Daniel Koller: Ukraine-Krieg, Spannungen um Taiwan – die geopolitische Lage macht die Kapitalmärkte nervös. Dazu kommen die weltweit gestiegene Inflation und die Reaktion der Zentralbanken: Höhere Zinsen drücken die Bewertungen vor allem in Wachstumsbranchen wie der Biotechnologie. Das trifft kleine und mittelgroße Unternehmen, die noch investieren und die Gewinnzone erst später ansteuern.

Was ist für eine Trendumkehr nötig?

Koller: Wir brauchen gute klinische Daten und Pipeline-Fortschritte. Mich stimmen die jüngsten Nachrichten positiv – etwa von unserer Beteiligung Alnylam mit einer wichtigen Studie zur Bekämpfung von Herzinsuffizienz. Und nach langer Funkstille baut sich Momentum bei Übernahmen auf, was die Kurse treiben könnte. Es bleibt Strategie der Pharmakonzerne, sich mit BioTechs Wachstum einzukaufen.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie aktuell für BioTech-Aktien?

Koller: Vor allem ein Trend bietet gute Aussichten: Die Gesellschaften werden älter, der Bedarf an effizienten und sicheren Medikamenten wächst. Der Schlüssel dazu ist BioTech. Hinzu kommen nach den jüngsten Rücksetzern teils attraktive Bewertungen. Auf der Risikoseite steht die Bezahlbarkeit: Wie teuer darf ein Medikament sein? Die US-Demokraten wollen die Preise schärfer regulieren, was zur Hürde werden könnte.

Wie reagieren Sie darauf?

Koller: Wir sprechen mit Unternehmen, Krankenversicherern, Behörden. Und analysieren, welche Folgen für bestehende Positionen und künftige Produktkandidaten drohen. Grundsätzlich bleiben wir aber bei unserer Strategie. Der erste Ansatz ist, unsere großen Kernbeteiligungen bei etablierten, solide aufgestellten BioTech-Unternehmen zu halten. Der ­zweite Ansatz: bei unterbewerteten kleineren Firmen aufzustocken. Der dritte Ansatz sind selektive Neuanlagen.

Was bestimmt die Branche nach dem pandemiebedingten mRNA-Hype?

Koller: Ich glaube nicht, dass das Thema mRNA ausgereizt ist. Bei unserer Beteiligung Moderna erwarten wir durchschlagende Erfolge bei Impfstoffen für Influenza, RSV- oder CSV-Viren – also Schutz vor Atemwegsinfektionen. Mit Kombipräparaten dagegen könnte Moderna große Marktanteile gewinnen. Zudem setzen wir auf Gen-Medikamente wie die Technologie Antisense Oligos von Ionis aus unserem Portfolio. Bei der Genscheren-Technik sollte Crispr, bei denen wir ebenfalls dabei sind, bis Jahresende mit wichtigen Daten aufwarten. In zwei, drei Jahren könnten neue Medikamente folgen. Dann geht es aus der Nische in die Breite. Neue Ansätze kommen fast immer aus kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Und auf die fokussieren wir uns bei Neuanlagen.