Venture Capital

600 Investments in junge Unternehmen

Mehr Start-ups als im Vorjahr: Trotz Coronakrise boomt die Gründerszene. Warum Venture-Capital-Fonds eine attraktive Finanzierungsquelle für junge Unternehmer sind, erklärt Dr. Alex von Frankenberg, Geschäftsführer vom High-Tech Gründerfonds.

19.01.2021

„Mit Vorsprung in die Zukunft“ – das ist das Motto der diesjährigen High-Tech Partnering Days, einer Veranstaltung des Venture-Capital-Investors High-Tech Gründerfonds (HTGF). Die Formulierung passt, denn der Anteil der VC-finanzierten Start-ups wächst stetig, wie der Deutsche Startup Monitor 2020 zeigt. Demnach haben 18,6 Prozent aller befragten Start-ups Venture-Capital als zentrale Finanzierungsquelle angegeben. Das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr.

Trotz oder gerade wegen Corona ist die Zahl der Gründungen ebenfalls gestiegen. Laut Studien der Start-up-Plattform startupdetector, wurde im 1. und 3. Quartal 2020 mehr gegründet als in den Vorjahreszeiträumen. In 2. Quartal blieb die Zahl konstant. Herrscht also eine Hochphase für Gründer und Investoren?

Dr. Alex von Frankenberg muss es wissen. Er ist Geschäftsführer vom HTGF, hat mit seinem Unternehmen knapp 600 Investments getätigt, unzählige Gründer mit Investoren zusammengeführt und 130 Unternehmen zum Teil erfolgreich wieder veräußert. Im Interview mit DUB UNTERNEHMER redet von Frankenberg über die Vorteile von Venture-Capital und der Investmentphilosophie seines Unternehmens.

Dr. Alex von Frankenberg

ist seit dem Jahr 2000 im Venture-Capital- sowie Start-up-Umfeld tätig und Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds. Davor war er Projektleiter bei Siemens Management Consulting

Der HTGF ist eine Public Private Partnership: Was unterscheidet den HTGF von privaten Venture-Capital-Fonds?

Dr. Alex von Frankenberg: In Arbeitsweise und Anspruch an die Beteiligungen unterscheiden wir uns nicht. Der Unterschied ist, dass wir pro Jahr im Durchschnitt 40 Neuinvestments tätigen und dabei die volle Technologiebreite abdecken. Wir investieren in junge Unternehmen in den Bereichen Industrial Tech mit Themen wie Robotik, Sensorik, Maschinenbau, Energie über Biotech, Medtech und Chemie bis hin zu allgemeiner Software. Und wir beteiligen uns früh. Rund die Hälfte der Unternehmen sind, wenn wir sie kennenlernen, noch nicht oder gerade erst gegründet.

Welche grundlegenden Kriterien müssen Start-ups erfüllen, damit sich der HTGF an der Finanzierung beteiligt?

von Frankenberg: Fokus ist die Seedphase, das bedeutet konkret, die Unternehmen müssen jünger als drei Jahre beim Erstkontakt sein und dürfen nicht mehr als eine halbe Million Eigenkapital von Investoren aufgenommen haben. Bei der Betragsgrenze zählen Mittel der Gründer, Fördermittel oder Kredite nicht. Unternehmen, die ihren Sitz im Ausland haben, brauchen einen Deutschlandbezug in Form einer Niederlassung in Deutschland.

Gibt es eine Spezialisierung auf Branchen respektive Technologien?

von Frankenberg: Nein, der Fokus liegt auf der Seedphase, High-Tech sowie innovativen respektive disruptiven Geschäftsmodellen. Ein paar Branchen wie etwa Glücksspiel, Pink Business oder Waffen sind ausgeschlossen.

Der HTGF investiert in der Seedrunde bis zu eine Million Euro, insgesamt bis zu drei Millionen Euro. Reicht dies aus, um ein – möglichst auch international – wettbewerbsfähiges, Unternehmen aufzubauen?

von Frankenberg: Jein. Natürlich brauchen die allermeisten Unternehmen, die an die Weltspitze vordringen wollen, viel mehr als drei Millionen. Mit unserer Startfinanzierung schaffen es aber über 60 Prozent unserer Portfoliounternehmen eine A-Runde zu akquirieren. Wir öffnen die Türen zu weiteren Investoren. Unser Netzwerk ist groß und international. Das bedeutet, wir geben einen starken Anschub, der es den Unternehmen dann ermöglicht, viel mehr zusätzliches Geld zu akquirieren und damit ein großes, internationales Unternehmen aufzubauen.

Zahlreiche Konzerne beteiligen sich an den bislang drei Fonds Ihrer Organisation. Stehen dabei Renditen oder auch andere Ziele im Vordergrund?

von Frankenberg: Im Vordergrund steht tatsächlich der Mehrwert, den wir für unseren Fondsinvestoren liefern. Dies geschieht beispielsweise aus dem Erkennen von Trends, Zugang zu Technologien, vor allem Kooperationsmöglichkeiten, aber auch der Möglichkeit sich an den Portfoliounternehmen zu beteiligen. So haben unsere privaten Fondsinvestoren immerhin mehr als 140 Millionen Euro über das Fondsinvestment hinaus direkt in Portfoliounternehmen investiert. Neben Konzernen handelt es sich bei unseren Fondsinvestoren vor allem auch um große Familienunternehmen sowie ein paar recht kleine Unternehmen. Mit FONDOF hat sich sogar ein ehemaliges Start-up, das jünger als der HTGF ist, am Fonds III beteiligt.

Vom 9. bis zum 11. Februar veranstalten Sie die Digitalkonferenz High-Tech-Partnering-Days. Das Motto lautet „Mit Vorsprung in Ihre Zukunft“. An welche Zielgruppen richtet sich das Event?

von Frankenberg: Zielgruppe sind etablierte Unternehmen jeglicher Größe, die nicht nur erkannt haben, dass Innovation enorm wichtig ist, sondern auch gezielt Kooperationen mit hochinnovativen jungen Unternehmen suchen. Wir stellen rund 100 Top-Start-ups aus unserem Portfolio vor. Auch wenn jemand Interesse am HTGF hat und ein Fondsinvestment in Erwägung zieht, sind die Partnering Days eine gute Gelegenheit, uns kennenzulernen. Wir decken inhaltlich alles ab. Von Industrial Tech, Life Science bis hin zu Digital Tech wird alles vertreten sein. Nicht nur ganz junge Unternehmen aus unserem Portfolio, sondern auch schon ein paar Jahre alte und etablierte Start-ups.

Wenn Teilnehmer der Konferenz miteinander reden, geht es auch um vertrauliche Informationen. Sind solche Gespräche während einer Digitalkonferenz möglich?

von Frankenberg: Absolut. Wir bieten 1:1-Matchings an. Man trifft sich dann zu zweit und natürlich vertraulich in einem digitalen Meetingraum. Perfekt um sich kennen zu lernen und die nächsten Schritte vorzubereiten, aber auch um sich auszutauschen.