Pressekonferenzen? Werden heute wie so vieles online abgehalten. Das zeigt, wie die Digitalisierung den Alltag einfacher machen kann. Und es zeigt den Weg, den die ING Deutschland eingeschlagen hat. „Tech first“, könnte man sagen. Genauer, App first.
Dem Bankhaus mit der niederländischen Mutter scheint nämlich gelungen zu sein, woran andere Unternehmen oft scheitern – die Kunden vom Nutzen einer App zu überzeugen. Immerhin werden zum Beispiel 60 Prozent der Wertpapiertransaktionen über die App abgewickelt. 2020 lag diese Kenngröße noch bei 46 Prozent. Und über 90 Prozent der Einwahlvorgänge liefen über die App.
Mehr App, mehr Geld?
Die unausgesprochene Hoffnung, die vermutlich dahintersteht: Wenn die Nutzung der App so einfach und verlockend ist, wird es immer mehr Kunden auch in die Geldanlage ziehen. Und damit lässt sich in Zeiten von Nullzinsen zunehmend Geld verdienen. Das zeigen auch die Daten, die die ING auf der Pressekonferenz präsentiert: 2021 stiegt das Provisionsergebnis um 13 Prozent auf 543 Millionen Euro. Das Zinsergebnis fiel dagegen von 2,04 Milliarden Euro um 4 Prozent auf 1,97 Milliarden.
Kein Wunder also, wenn Vorstand Nick Jue erklärt, man wolle bei der App Neues ausprobieren. „Immer mehr unserer Kundinnen und Kunden investieren über die App in Wertpapiere. Wir wollen sie dabei unterstützen und werden in diesem Jahr die Wertpapier-Funktionen in der App deutlich erweitern. Sie soll übersichtlicher und intuitiver werden, und sie soll durch gezielte und persönliche Informationen bei der Anlageentscheidung unterstützen.“
Bereits seit Mitte vergangenen Jahres bietet die Bank die „Komfort-Anlage“, bei der die Kunden digitale oder persönliche Unterstützung bei der Geldanlage bekommen können. Dabei wird geklärt, welcher der sieben angebotene Dachfonds für sie passend ist.
Depots sind das neue Tagesgeld
Jue selbst wähnt sein orange-gewandetes Haus auf einem guten Kurs. „Wir haben uns vorgenommen, das Investieren in Wertpapiere so einfach wie das Tagesgeldsparen zu machen, und wir sind damit ein gutes Stück vorangekommen. Unsere Kunden setzen sich zunehmend mit den Alternativen zum klassischen Sparen auseinander und nehmen unser Wertpapierangebot sehr gut an.“ Tatsächlich stieg die Zahl der Depots von 1,72 auf 2,05 Millionen an. Dafür sank die Zahl der Einlagen auf Girokonten und in Sparprodukten von 144,32 auf 134,22 Milliarden Euro.
Für weiteren Rückenwind könnte ausgerechnet die Europäische Zentralbank EZB sorgen. Mit ihrer Niedrigzinspolitik sorgt sie dafür, dass die Margen der Banken sinken. Am Ende des Tages vereinbaren viele Finanzhäuser mit ihren Kunden ein Verwahrentgelt, kurz Strafzinsen, für ihr Konto. Im Fall der ING haben die Kunden bis „Ende Februar 2022 Zeit, den neuen Geschäftsbedingungen und damit dem Verwahrentgelt für Guthaben über 50.000 Euro je Konto zuzustimmen“, vermeldet das Unternehmen.
Eine App kann den Schritt weg vom schlichten Sparen hin zur gezielten Geldanlage deutlich leichter machen. App-Solutismus eben.