Fondsmanager Günter Fett im Interview
„Bank-Aktien? Never ever again“
Die Inflation, über die derzeit viel gesprochen wird, sei ein Stück weit hausgemacht, sagt Günter Fett. „Das hat im Grunde auch mit den staatlichen Eingriffen in die Märkte während der Pandemie zu tun“, so der geschäftsführende Alleingesellschafter der Finanzberatung Franz & Partner. Doch ein Grund, der Aktienanlage den Rücken zuzukehren, ist eine drohende Inflation für Fett nicht.
Günter Fett
Er beschäftigt sich seit über 40 Jahren professionell mit der Geldanlage und war bei verschiedenen Banken wie HSBC und Merck Finck & Co, tätig. Seit 1997 ist er selbständig und berät vermögende Privatkunden sowie Unternehmer. 2008 legte er den offenen Dachfonds GF Global Select HI (A0NEKE) auf
Die Logik an den Finanzmärkten ist manchmal etwas verquer. Steigt die Inflation, müssen die Notenbanken gegenhalten und lassen die Zinsen steigen. Das macht Aktien für Anleger weniger attraktiv. Wie sichern Sie sich gegen solch eine Entwicklung ab?
Günter Fett: Mit meinem Dachfonds bin ich zu 100 Prozent in Aktien investiert. Aktien sind einer der Sachwerte, die man haben sollte – neben Immobilien und Gold. Ich schaue einer eventuellen Inflation dennoch sehr ruhig entgegen. Von Sicherungsinstrumenten halte ich genauso wenig wie von Anleihen. Die spannende Frage ist ja auch: Was mache ich mit dem Geld, falls ich aus Aktien rausgehe? Soll ich in den Zinsmarkt, wo ich ein Verwahrentgelt zahlen muss? Soll ich in Bonds gehen, deren Kurse unter Umständen fallen, wenn Zinsen steigen? Im Übrigen hatten wir ja in den USA schon einen Zinsanstieg bei den zehnjährigen US-Treasuries. Das waren rund zwei Prozent – in einer Phase, in der Standard & Poor‘s auch gestiegen ist. Deshalb: Man kann nicht pauschal sagen, wenn die Zinsen steigen, muss man aus Aktien raus.
Wo und wie sind Sie aktuell investiert?
Fett: Ich bin über meinen Dachfonds in circa 1.000 Aktiengesellschaften weltweit investiert. Der Deutschland-Anteil liegt bei rund acht Prozent – wobei ich aufgrund meiner beruflichen Vergangenheit als Leiter der Firmenkundenabteilung bei Merck Fink & Co. einen Hang zur mittelständischen Industrie habe. Sehr stark bin ich in Asien und Schwellenländern investiert – also da, wo das Wirschaftswachstum am stärksten ist. Rund 20 Prozent meiner Investments sind zudem ökologisch nachhaltig. Fondsmanager, deren Fonds ich auswähle, müssen für mich Experten sein, die Umwelttechnologie, Physik oder Ähnliches studiert haben. Ich bin auch im Bereich Pharma und Gesundheit investiert, da die Demografie ebenfalls ein Megatrend ist. Die Leute, die dort entscheiden, welche Aktien gekauft werden, haben häufig ein medizinisches Studium. Oder nehmen Sie den asiatischen Markt: Ich kaufe grundsätzlich nur Fonds, die asiatische Fondsmanager haben.
Im Jahr 2020 konnte man mit einer Konzentration auf Growth-Werte gute Erträge erzielen, in diesem Jahr mit Value-Werten
Fett: Ich glaube, man sollte nicht mehr so stark zwischen Value und Growth unterscheiden. Für mich ist viel entscheidender, um welches Unternehmen mit welchem Geschäftsmodell es geht, wie robust dieses ist und wie es sich in den letzten fünf, zehn oder 20 Jahren entwickelt hat. Die Idee von Value ist es ja, Aktien zu kaufen, die unterbewertet sind, weil man da am sichersten investiert ist, da diese Werte – so die Theorie – irgendwann mal aufholen müssten. Aber schauen Sie sich an, wie viele Werte gerade unterbewertet sind. Die laufen nicht, weil es sich zum Beispiel um die falsche Branche handelt. Finanzaktien etwa haben jetzt zwar aufgeholt. Aber meinen Sie, ich wollte heute noch Bank- oder Versicherungsaktien haben? Never ever again. Das war einmal.
Wie stehen Sie zu ETFs?
Fett: Ich wundere mich immer über Leute, die sagen, sie kaufen sich einen Dax-ETF. Denn in einem ETF haben Sie immer einige gute, aber wahnsinnig viele schlechte Werte, die ein aktiver Fondsmanager gar nicht kaufen würde.
Redakteurin
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