Geldanlage

Gold kaufen: So bewerten Experten den Anlagetrend

Pandemie, Schuldenberge, Niedrigzins – Turbos für den Goldpreis. Warum es gerade so gefragt ist, Gold zu kaufen, und welche Perspektiven der Goldkauf Anlegern bietet, erklären die Experten Steffen Orben von Deutsche Börse Commodities und Nico Baumbach von Signal Iduna Asset Management. Plus: Sieben Tipps für den Kauf von physischem Gold.

16.10.2020

[dub-article-box id="5f8970a1ea329"]Von Rücksetzern unterbrochen, so Steffen Orben von Deutsche Börse Commodities, klettert  der  Goldpreis bereits seit den Terroranschlägen in New York im Jahr 2001. „Das Marktumfeld unterstützt den Preis seitdem“, sagt er im DUB Digital Business Talk. Deutsche Börse Commodities hat großen Erfolg mit seinem Xetra-Gold, der börsennotierten Inhaberschuldverschreibung, für die sich Anleger auf Wunsch physisches Gold ausliefern lassen können. Nico Baumbach, Manager unter anderem des Fonds HANSAgold von Signal Iduna Asset Management, weiß, warum immer mehr Anleger Gold oder Goldanlageprodukte im Portfolio halten: „Gold ist ein stabilisierendes Element im Depot, es wirkt wie eine Krankenversicherung.“ Eine Unfallversicherung, von der jeder hofft, dass er sie niemals braucht. Baumbach: „Wenn eine Unze Gold tatsächlich einmal 10.000 Euro kostet, ist alles andere im Depot nichts mehr wert“, beschreibt er ein solches Krisenszenario.

Wird der Goldpreis nach einem Ende der Pandemie einbrechen?

„Einige Anleger nehmen nach kräftigen Preisanstiegen Gewinne mit“, sagt Orben, „doch die meisten bleiben investiert. Der Bestand ist seit mehr als zehn Jahren konstant geblieben.“ Gold sollte strategisch gehalten werden, meint Baumbach, und sein Preis würde durch Privatinvestoren eine starke Stütze erhalten, nicht durch Spekulanten. Auch gebe es angesichts der „lang zementierten Niedrigzinsphase“ außer Aktien und Immobilien kaum eine Alternative. Zudem bleibt die wirtschaftliche Perspektive unübersichtlich. Orben: „Die USA etwa legen Konjunkturprogramme in Dimensionen auf, die ich mir nicht mehr vorstellen kann.“ Papiergeld werde im Verhältnis zu Gold immer billiger, schlussfolgert Baumbach.

Wie hoch soll der Goldanteil im Depot sein?

„Nach verschiedenen Studien ist ein Anteil zwischen 5 und 15 Prozent ratsam, so Orben. Baumbach pflichtet bei: „Bei einem defensiv angelegten Depot reichen 5 Prozent. Sind Aktien stark im Portfolio vertreten, sind 15 Prozent Gold gut.“

Aber ist Gold derzeit nicht sehr teuer?

Orben sagt: „Der jeweils aktuelle Preis ist der Wert der Versicherung.“ Wer auf Gold setzen wolle, müsse dies losgelöst von der Preisentwicklung betrachten. Auch für Baumbach entzieht sich Gold einer Bewertung, wie sie bei Aktien oder Anleihen möglich ist. Gold als strategische Beimischung solle stets beibehalten werden, bei kräftigeren Ausschlägen empfehle sich ein Rebalancing durch Zu- oder Verkäufe, um den optimalen Anteil im Depot beizubehalten.

Warum bietet Deutsche Börse Commodities kein Xetra-Silber an?

„Wir lagern das durch die Xetra-Gold-Inhaberschuldverschreibungen verbriefte Gold in Tresoren in Deutschland. Das sind aktuell gut 220 Tonnen. Der Transport und die Tresorkapazitäten für den Gegenwert dieser Menge in Silber wäre beim niedrigpreisigerem Silber viel zu teuer“, sagt Orben. Zudem eigne sich das im Preis deutlich schwankungsintensivere Silber eher für Profi-Anleger.

Lassen sich Xetra-Gold-Anleger zuweilen physisches Gold ausliefern?

Orben: „In der Vergangenheit gab es über das Jahr rund 30 Auslieferungen, im Durchschnitt handelte es sich dabei um jeweils drei Kilo. In diesem Jahr hatten wir bereits rund 400 Auslieferungen, die Gesamtmenge liegt bisher bei 1,5 Tonnen. Neben Corona und der Krise spielte dabei auch ein Gesetzesentwurf eine Rolle, nach dem die Abgeltungsteuerbefreiung beim fristgerechten Verkauf von Gold fallen sollte. Die Pläne sind meiner Erwartung nach aber jetzt dauerhaft vom Tisch.“

Wie nachhaltig ist die Anlage in Gold?

„Gold und Nachhaltigkeit vertragen sich nicht gut“, sagt Baumbach. Bergbau sei nun einmal nicht ökologisch. „Aber die Minenbetreiber tun einiges, finanzieren etwa Schulen an den Standorten.“ Orben verweist darauf, dass der älteste Goldbarren in den Tresoren seines Hauses im Jahr 1923 produziert wurde – da existierte der Begriff Nachhaltigkeit in seiner heutigen Bedeutung längst noch nicht.  Allerdings: Wenn Deutsche Börse Commodities Barren ausliefert, handele es sich dabei in der Regel um recyceltes Gold.