Gold fasziniert die Menschen. Ein Beispiel: Ab dem Jahr 1896 strömten Hunderttausende an den Klondike River im Nordwesten Kanadas. Der als Goldrausch bekannt gewordene Run auf den Fluss führte zu erheblichen Funden des gelben Metalls, die den Weltmarkt fluteten – und zu zahlreichen Tragödien unter den Goldsuchern.
Nachfrage nach Gold auf Allzeithoch
Von sensationellen Explorationserfolgen ist in diesen Tagen zwar nichts bekannt, Rekorde gibt es rund ums gelbe Metall aber zuhauf. Wie die Interessengemeinschaft World Gold Council Ende Oktober meldete, erhöhte sich im dritten Quartal 2024 die gesamte Goldnachfrage weltweit im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 1.313 Tonnen. Die Gesamtnachfrage – von Industrie, Notenbanken und Anlegenden – ist nach Angaben des Councils zum ersten Mal in der Geschichte über die 100-Milliarden-Dollar-Grenze gestiegen.
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, kommentierte im Oktober die Entwicklung in seinen börsentäglich erscheinenden „Perspektiven am Morgen“: „Die anhaltend hohen Goldnotierungen dürften zum einen die Erwartungen vieler Marktakteure hinsichtlich mittelfristig hoher Inflationsraten widerspiegeln. Zum anderen äußern nicht wenige Analysten Sorgen hinsichtlich der wachsenden Verschuldung vieler Staaten und insbesondere auch der USA.“ Dies könne auch einer der Gründe dafür sein, dass vor allem in den USA in den letzten Monaten die Nachfrage nach börsengehandelten, mit physischem Gold hinterlegten Zertifikaten sprunghaft angestiegen ist. Im September seien 1,4 Milliarden Dollar investiert worden, so Stephan.
Ungewöhnlich starkes Plus
Die hohe Nachfrage macht sich beim Preis beeindruckend bemerkbar: „Mit einem Plus von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn würde Gold nach derzeitigem Stand die beste Jahresperformance seit mindestens 14 Jahren aufweisen“, schrieb Carsten Fritsch aus der Rohstoffanalyse der Commerzbank Anfang November in einem Informationsdienst der Société Générale. Zuletzt kostete die Unze (31,1 Gramm) rund 2.666 Dollar oder etwa 2.490 Euro. Nach der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gab der Preis für das gelbe Metall nach. Investierende erwarten offenbar, dass von dem neuen alten Präsidenten die US-Wirtschaft und damit die Aktienkurse profitieren, und schichteten zumindest zeitweise Gelder um.
Kritische Geister erklären den andauernden Anstieg des Goldpreises mit dem Verlust des Vertrauens in die sogenannten Fiat-Währungen (fiat: lateinisch „es werde“), also Währungen, die von Staaten ausgegeben werden und über keinerlei Deckung wie etwa einst beim Dollar durch Gold, verfügen. Nur solange Glaube an diese Währungen bestünde, würden diese auch funktionieren. Zeiten stark anziehender Inflation – wie nach der Coronapandemie – könnten das Vertrauen schwinden lassen, und vorsichtige Naturen zum Beispiel auf Gold setzen lassen.
Überraschende Fakten über Gold
Während die Anhänger dieser Theorie zuweilen in die Ecke libertärer Esoteriker gerückt werden, gibt es durchaus Finanzmarkt-Profis, die solche Überlegungen teilen. Ein Beispiel ist die Incrementum AG, die wissen lässt: „Durch Aufklärung über die Kurzlebigkeit des herrschenden Geldsystems möchten wir die Gesellschaft positiv und nachhaltig beeinflussen.“ Entsprechend hat das Investmenthaus aus Schaan in Liechtenstein unter anderem den Incrementum Active Gold Fund oder den Incrementum Crypto Gold Fund im Angebot – der Bitcoin etwa wird nicht als Fiat-Geld betrachtet. Eine Fülle von Informationen zum gelben Metall bietet der „In Gold We Trust Report 2024“ des Incrementum-Partners Ronald-Peter Stöferle und seiner Co-Autoren. Wer hat sich etwa schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass der Goldpreis in Dollar seit 1980 um 226 Prozent gestiegen ist, die Schuldenlast der USA jedoch um mehr als 4.000 Prozent zunahm?
Komfortabler Kauf per Wertpapier
Wer einen Teil seiner Rücklagen in Gold investieren möchte, kann – statt Barren oder Goldmünzen zu kaufen – auch über Xetra-Gold nachdenken. Der Xetra-Gold ETC (Exchange Traded Commoditiy) ist eine Anleihe auf Goldbestände in Euro und wird von der Deutschen Börse Commodities aufgelegt, einem Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Börse AG und einer Reihe von Bankpartnern. Die Wertpapiere verbriefen ein Gramm zum aktuellen Marktpreis, ihr Wert steigt und fällt also mit dem Goldpreis, zudem besteht ein Emittentenrisiko, falls das Unternehmen insolvent wird.
Wichtiger Steuervorteil
Vorteile dieses Papiers sind etwa die Hinterlegung mit physischem Gold, das sich Anleger auf Wunsch ausliefern lassen können, sowie der Umgang des Finanzamts damit. „Steuerlich wird Xetra-Gold wie physisches Gold behandelt, es fällt also keine Abgeltungssteuer auf Gewinne an, sofern Xetra-Gold mindestens zwölf Monate gehalten wird. Die Gerichte haben entschieden, dass es sich hier nicht um eine Kapitalforderung handelt, sondern um eine Forderung auf eine Sachleistung. Somit unterscheidet sich dies auch von Aktien, Fondsbeteiligungen oder Zertifikaten“, sagt Steffen Orben, Geschäftsführer von Deutsche Börse Commodities (siehe Interview). So können Anlegende steuerfrei von der Entwicklung des Goldpreises profitieren – ohne einen beschwerlichen Ritt in den kalten Norden Kanadas.
„Die Nachfrage nach Gold ist ungebrochen“
Steffen Orben, Geschäftsführer von Deutsche Börse Commodities, über Xetra-Gold
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Der Goldpreis legte in diesem Jahr bereits mehr als 30 Mal einen Rekordstand hin. Welche sind die wichtigsten Gründe für diesen rasanten Anstieg?
Steffen Orben: Gold wird seit jeher als sicherer Hafen und Wertspeicher in Krisenzeiten geschätzt, und die Entwicklungen in diesem Jahr haben diesen Ruf erneut bestätigt. Die bemerkenswerte Wertentwicklung von Gold ist hauptsächlich auf die aktuellen geopolitischen Krisen und Ereignisse wie die US-Wahlen im November zurückzuführen. In etwas geringerem Maße spielen auch andere Faktoren wie die Inflation und die Zinsentscheidungen der Zentralbanken eine Rolle.
Spielt auch das vielfach als Grund genannte sinkende Vertrauen in wichtige Währungen eine Rolle? Die stark ansteigende Schuldenlast vieler Länder soll die Ursache dafür sein ...
Orben: Gold macht auf jeden Fall anderen Währungen Konkurrenz. Gold hat den Euro als zweitgrößte Reservewährung abgelöst, berichtete jüngst die Bank of America. Dies ist zum einen auf die anhaltende Goldnachfrage vieler Notenbanken zurückzuführen, die aus unterschiedlichen Motiven handeln. In Schwellenländern gibt es zudem Bestrebungen, sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen.
Ist ein Szenario denkbar, in dem Gold überraschend deutlich an Wert verlieren könnte?
Orben: Deutlich steigende Zinsen könnten die Nachfrage bremsen. Aber eine komplette Trendwende ist schwer vorstellbar. Die Nachfrage nach Gold ist ungebrochen, nicht nur als Wertanlage, sondern auch durch die verarbeitende Industrie. Ohne das Edelmetall wären weder Kommunikation mit KI noch der Einsatz moderner Technologien wie autonomes Fahren möglich. Das Angebot dagegen ist begrenzt. Das gesamte jemals geförderte Gold passt in einen Würfel mit etwa 20 Metern Kantenlänge.
Welche Summe haben Anleger aktuell insgesamt in Xetra-Gold investiert?
Orben: Im Tresor lagerten im ersten Halbjahr 2024 175,5 Tonnen Gold.
Was unterscheidet Xetra-Gold von anderen Wertpapieren, die den Goldpreis verbriefen?
Orben: Xetra-Gold ist weltweit das einzige Produkt, das Privatanlegern Gold in der kleinsten Einheit, nämlich ein Gramm, zum Großhandelspreis zugänglich macht. Jeder Anteil von Xetra-Gold entspricht also genau einem Gramm Gold und ist auch eins zu eins mit Gold unterlegt, das im Tresor von Clearstream Banking lagert, einer Tochter der Deutsche Börse AG. Xetra-Gold ist an der Börse handelbar, mit einer sehr geringen Differenz zwischen Verkaufs- und Ankaufspreis von durchschnittlich 0,1 Prozent und ohne Gebühren, die den Goldbestand verringern. Es fallen so nur die im Wertpapierhandel üblichen Transaktionskosten an. Und: Wer möchte, kann sich das Gold auch ausliefern lassen.
Wie hoch ist der Anteil der Investoren, die sich für ihre Xetra-Gold-Papiere physisches Gold ausliefern lassen?
Orben: Seit Einführung von Xetra-Gold im Dezember 2007 haben wir insgesamt 1.850-mal ausgeliefert, insgesamt über acht Tonnen Gold.
Welche Kosten entstehen bei der Auslieferung?
Orben: Die Kosten sind abhängig von der Menge und von der Stückelung. Die Höhe ist auch abhängig vom Standort der Hausbank des Anlegers. Die Lieferung eines Kilobarrens ist in etwa mit der Handelsspanne vergleichbar, die beim Direkterwerb eines Kilobarrens bei einer Bank oder einem Goldhändler anfallen: 275 Euro innerhalb Deutschlands. Eine Übersicht zu den Kosten findet sich auf unserer Webseite.
Haben Sie Erkenntnisse darüber, wie Gold-Fans nach der Auslieferung mit dem Edelmetall verfahren? Die Verwahrung zu Hause birgt hohe Risiken ...
Orben: Dazu haben wir vor ein paar Jahren eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben, die ein interessantes Bild zeigte: Demnach würden 53 Prozent der Befragten Gold in einem Bankschließfach lagern, 22 Prozent zu Hause in einem gesicherten Safe oder Tresor. Der Rest zieht auch Schubladen und Schränke in Erwägung – oder würde das Gold sogar im Garten vergraben.