Surfer reitet die Welle
04.01.2021    Arne Gottschalck
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Am Anfang war das Wasser. Dann kam der Sportler. Robby Naish lernte früh, auf einem Brett durch die höchste Brandung zu zischen. 1976 wurde er Weltmeister im Windsurfen. Heute ist Naish 57 Jahre alt – und immer noch Windsurfer, Wellenreiter und Kiteboarder. Eben Sportler. Aber eben auch Herr über ein Unternehmen, das alles herstellt, was auf dem Wasser Spaß macht. Genau das ist ein Lehrstück für Anleger.

Bitte diversifizieren

Sich breiter aufstellen, um die Welle abzureiten. Sportlich wie wirtschaftlich. Klappt es mit der Sportlerkarriere nicht, lässt sich mit dem Unternehmen punkten. Verkauft sich Windsurf-Equipment nicht mehr, gehen Stand-up-Paddelbretter. Oder die Foils, bei denen eine Art kleiner Flugzeugflügel unter Surfboards montiert werden. Oder Wing-Surfer, das nächste große Ding am Himmel über dem Meer. Naish scheint das intuitiv zu wissen und immer die richtige Balance zu finden.  

Auch bei der Geldanlage geht es immer um die Balance. Zu viel Risiko – und man geht baden. Zu wenig? Es geht nicht voran, die Welle trägt alle anderen davon – und man bleibt zurück. Wer diese Mischung hinbekommt, hat daher schon vieles richtig gemacht, zeigen Studien immer wieder. Zwischen 80 und 90 Prozent des Anlageerfolgs fußen auf dieser Balance. Das Prinzip: Wird es an einer Stelle turbulent, findet sich woanders ruhigeres Fahrwasser. Und sorgt in der Summe dafür, in jedem Umfeld klarzukommen.

Derzeit werden die Wellen weltweit ruppiger. Niedrige Leitzinsen sorgen für niedrige Zinserträge, die etwaige Verluste aus Aktien kompensieren könnten. Die Börsen werden immer wieder von Corona-Schüttelfrost geplagt – und von Sorgen um das politische Umfeld.

Es ist mehr als ein Weg denkbar

Die Antwort auf diese Herausforderungen liefert auch die Geschichte von Naish: sich breiter aufstellen, immer beweglich bleiben. Das lässt sich auf zweierlei Wegen erreichen. Multi-Asset-Fonds sorgen für einen festen Stand aus einer Hand. Bei ihnen mischen professionelle Manager verschiedene Anlageklassen so zusammen, dass der Anleger damit nicht baden geht. Ein beliebter Ansatz: Mischfonds, ein anderer Name für Multi-Asset, sammelten von Januar bis Juni 2020 trotz schlechter Großwetterlage über 4,5 Milliarden Euro ein. Eine Streuung lässt sich aber auch in Eigenregie bewerkstelligen.

Diversifikation bedeutet dabei nicht, ein bisschen von jedem zu kaufen, sondern gezielt in jene Papiere oder Fonds zu investieren, die das Portfolio voranbringen. Streuung funktioniert dabei zum einen über unterschiedliche Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und alternative Anlagen wie etwa Immobilien. Weil jede davon unterschiedliche Charakteristika hat. Doch das ist noch nicht alles.

Auch Stilrichtungen tragen zur Streuung bei. Value und Growth zum Beispiel interpretieren die Aktienanlage ganz unterschiedlich. Growth bedeutet vereinfacht gesagt, bei der Geldanlage vor allem auf Wertzuwachs zu schauen, unabhängig vom Einstiegskurs. 

Der Value- oder Substanz-Ansatz wiederum setzt genau darauf – einen günstigen Einstiegskurs. Beide Ansätze punkten in unterschiedlichen Umfeldern. Und deshalb können beide einem Portfolio zur besseren Balance verhelfen.

Die großen Wellen abreiten

„Anleger sollten sich daher nicht von Moden an der Börse beeinflussen lassen“, sagt Hans-Peter Schupp, dessen Fondsboutique Fidecum auf den Value-Ansatz fokussiert. Anbieter wie etwa Comgest, die für den Growth-Ansatz stehen, dürften ihm beipflichten.

Mit anderen Worten: Mit einem diversifizierten Portfolio lassen sich Turbulenzen überstehen. Seien es die großen Wellen der Finanzkrise oder das Kabbelwasser der Trump-Unruhen.

Und abseits zu stehen ist keine Alternative. Denn wer nicht gezielt gewisse Risiken eingeht, kann auch keine attraktiven Erträge mitnehmen. Und genau darum geht es am Ende des Tages doch bei der Geldanlage.

04.01.2021    Arne Gottschalck
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