Markus Rupprecht hat eine Mission: Mit seinem Unternehmen Traxpay möchte er die „Platform of Choice“ für Käufer, Lieferanten und Banken werden. Vor allem Außenhändler sollen vom einfachen, sicheren und nachhaltigen Working-Capital-Management mit allen gängigen Instrumenten der Lieferkettenfinanzierung profitieren – und zwar weltweit. Gerade in Zeiten, in denen der weltweite Handel ins Stocken geraten ist, ist das eine gewinnbringende Geschäftsidee für alle Beteiligten.
Finanzierung
Liquidität entlang der Lieferkette: So klappt's
Die Sicherung von Liquidität entlang der Lieferkette ist eines der wichtigsten Ziele der CFOs und Treasurer. Traxpay-Chef Markus Rupprecht kennt dafür Lösungen.
21.02.2022
Markus Rupprecht
ist Gründer und CEO der Finanzierungsplattform Traxpay, die für Unternehmen alle gängigen Finanzierungsformen anbietet
Die Lieferkettenprobleme im Welthandel stellen viele Unternehmen vor riesige Probleme vor allem finanzieller Art. Was können Unternehmen in dieser Situation tun?
Markus Rupprecht: Die Lieferprobleme im Welthandel sind vielfältig. Die Wirtschaft ist mit einem massiven Anstieg der Rohstoffpreise sowie der Knappheit von wichtigen Vorprodukten konfrontiert. Gleichzeitig haben die geopolitischen Herausforderungen zugenommen. Jedoch zeigten einige Indikatoren in letzter Zeit leichte Verbesserungen bei Lieferzeiten und Inputkosten in der Industrie. Bisheriges Just-in-Time-Denken wird infrage gestellt und auf Just-in-Case umgestellt. Der Höhepunkt in der globalen Lieferkettenkrise scheint überwunden, obwohl die Lage angespannt bleibt. Die globale Lage wird sich jedoch verschlechtern, falls Fabriken oder Häfen in China wieder schließen. Daher rückt die Frage, wie Lieferketten in Zukunft widerstandsfähiger werden, in den Mittelpunkt. Damit einher geht die Notwendigkeit für Unternehmen ausreichend Working-Capital zur Verfügung zu haben. Kernstück dabei ist die Sicherstellung von Liquidität. Viele Unternehmen glauben mindestens eine Liquiditätsquote von 60 Prozent erreichen zu müssen, um in Krisenzeiten den Going Concern sicherstellen zu können. Der Trend der Treasury-Abteilungen geht dabei hin zum Liquiditätsmanagement in der gesamten Lieferkette und nicht nur im eigenen Unternehmen. Die Liquidität der Lieferanten wird durch Supply-Chain-Finance-Instrumente – kurz SCF – gestärkt. Empirische Studien belegen, dass die Nutzung von SCF-Instrumenten von möglichst vielen Teilnehmern die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette steigert und zu überproportionalen Ertragsverbesserungen führt.
Supply-Chain-Finance-Instrumente wie Dynamic Discouting, Reverse Factoring, Digital Forfaiting und digitale Garantien wurden in der Coronapandemie immer beliebter. Warum?
Rupprecht: Die Liquiditätssicherung ist das wichtigste Ziel der CFOs und Treasurer. 360-Grad-Liquiditätsoptimierung wird zum komparativen Wettbewerbsvorteil. Durch die Kombination geeigneter SCF-Instrumente erzielt das Treasury den besten Liquiditätseffekt. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass sich die Rollen eines Unternehmens während der Wertschöpfung wandeln. Einmal tritt das Unternehmen beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen als Debitor auf. Ein anderes Mal als Kreditor, wenn die eigenen Produkte oder Dienstleistungen verkauft worden sind. Außerdem ändert sich die Liquiditätsposition kontinuierlich. Daher müssen sich SCF-Instrumente den wechselnden Rollen und Liquiditätspositionen anpassen. Ein einziges SCF-Instrument reicht dafür nicht aus. SCF-Instrumente müssen frei wählbar und kombinierbar sein, um sich an die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. Ferner müssen sie allen Beteiligten an der Wertschöpfung jederzeit zugänglich sein. Auf Plattformen wie Traxpay können Unternehmen verschiedene Working-Capital- und SCF-Lösungen kombinieren. Im Rahmen der Programme können Abnehmer zudem nachhaltig wirtschaftende Lieferanten finanziell incentivieren.
Nachhaltigkeit wird auch beim Lieferkettenmanagement immer wichtiger, nicht zuletzt durch das Lieferkettengesetz. Welche Auswirkungen hat das auf die Finanzierung?
Rupprecht: Die deutsche Regierung hat ihr Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette eingeführt. Dieses wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten. Es verpflichtet Unternehmen, klare Standards für soziale und ökologische Ziele in ihren Lieferketten zu etablieren und für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in der Lieferkette zu sorgen. Sicher werden bald auch andere Regierungen in der EU ähnliche Gesetze erlassen. Inzwischen wird von allen Finanzinstituten und FinTechs erwartet, umweltfreundlich zu handeln. Auch Investoren, Kunden und Mitarbeitende erhöhen den Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu wirtschaften. An Nachhaltigkeitskriterien gekoppelte Finanzierungslösungen können dabei helfen, Unternehmen und Lieferanten Anreize zu ESG-konformerem Verhalten zu geben. Durch das Sustainability-Feature von Traxpay kann Nachhaltigkeit in der Lieferkette belohnt werden. Damit gestaltet das Unternehmen die Lieferketten widerstandsfähiger und erleichtert die Erreichung der gesetzten ESG-Ziele. Nachhaltigkeit lohnt sich also. Traxpay geht gemeinsam mit den Banken den grünen Weg. Damit gestaltet Traxpay den nachhaltigen Wandel aktiv, um mit den Banken und Unternehmen auch nach der Pandemie stärker, erfolgreicher und vor allem nachhaltiger aufgestellt zu sein.
Trotz vielfältiger digitaler Möglichkeiten brechen Lieferketten zusammen. Wo muss Lieferkettenmanagement noch viel digitaler gedacht werden und wofür braucht es neue Angebote?
Rupprecht: Um Lieferanten zu stärken, bietet es sich an, digitale Lieferkettenfinanzierungssysteme wie Traxpay zu nutzen. Hier hat der Lieferant die Wahl zwischen verschiedenen Supply-Chain-Finance-Instrumenten. Nutzt er zum Beispiel das digitale Product-Dynamic-Discounting, so ist der Lieferant damit in der Lage, einfach, schnell und flexibel offene Rechnungen in Liquidität umzuwandeln. Das ermöglicht es ihm seinerseits, durch sofortige Zahlung Skonti zu nutzen sowie weitere Aufträge anzunehmen und damit noch mehr Umsatz, Ertrag und letztlich Liquidität zu generieren. Der Abnehmer wiederum nutzt seine eigene Liquidität und vermeidet dabei Verwahrentgelte. Sollte der Abnehmer seine eigene Liquidität nutzen wollen, springt seine Bank ein und ermöglicht eine transaktionsbezogene Rechnungsfinanzierung. Eine Win-win-Situation für beide Parteien. Bei Traxpay entwickeln wir stetig neue digitale Produkte, um für alle an der Wertschöpfung beteiligten Parteien Mehrwert zu sichern. In Zukunft erhalten Lieferanten durch Traxpay die Möglichkeit, Rechnungen aktiv an Finanzpartner regresslos zu verkaufen. So „befreien“ sie in Rechnungen mit Zahlungszielen gebundene Liquidität. Zum anderen reduzieren sie die Zahlungsrisiken gegenüber ihren Debitoren. Außerdem steht der Launch unserer „Digitalen Garantie“ an: Lieferanten können auf Anfrage eine Zahlungsgarantie der Bank des Abnehmers zur Absicherung des Zahlungsrisikos erhalten. Der Abnehmer nutzt dabei seine eigene Bonität und Kreditlinien um eine bedarfsgerechte Alternative zur Warenkreditversicherung mit voller Kosten- und Verfügbarkeitskontrolle zur Verfügung zu stellen. Dies bietet ein enormes Potential für Umsatzwachstum dank besserer Konditionen durch Einräumung längerer Zahlungsziele bei gleichzeitiger Reduzierung des Abnehmerrisikos. In Kombination mit einem Dynamic Discounting und Reverse Factoring Programm wird darüber hinaus Liquidität generiert.
Wohin entwickelt sich die Branche?
Rupprecht: Die Unsicherheiten über die Aussichten für die Weltwirtschaft sind groß. Diese übertragen sich auch auf die Branche. Banken und FinTechs müssen auch in der Lieferkettenfinanzierung gemeinsame Wege gehen, damit die Treasurer und Treasury-Abteilungen 360-Grad-Working-Capital-Lösungen anbieten können. Effiziente Mittel für die Verwaltung der Cash-Conversion-Zyklen von Käufern und Lieferanten müssen bereitgestellt werden, um den effizientesten Weg für die Kapitalzufuhr in der Lieferkette zu finden. Durch die verschiedenen Formen der Lieferantenfinanzierung mit zusätzlichen Faktoren wie ESG können die Lieferanten ihren eigenen Cashflow und ihre Liquidität besser steuern und so zur Unterstützung des gesamten Ökosystems der Lieferkette beitragen. Wenn außerdem die Transparenz und die Überwachung von Zahlungen und Finanzierungen – einschließlich ESG-gesteuerter Lieferantenfinanzierungen – im gesamten Ökosystem der Lieferkette hinweg verbessert wird, tragen Plattformen wie Traxpay dazu bei, dass die Lieferketten von der ersten bis zur letzten Meile so effizient, sicher und robust wie möglich ablaufen.
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