aus Geldscheinen gefaltete Vögel
24.10.2022    Andreas Busch
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Diese Zahl stimmt nachdenklich: 13.990. So viele Unternehmen gingen laut Statistischem Bundesamt und IfM Bonn im vergangenen Jahr zu Insolvenzgerichten. Zwar meldete das Bundesamt für das erste Halbjahr 2022 einen Rückgang der Insolvenzen um vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch am Jahresende droht nun nach der Erwartung vieler Experten eine größere Zahl. Stark verteuerte Rohstoffe und explodierende Energiekosten dürften etliche Firmen in die Insolvenz treiben. Prominente Beispiele im September waren der Papierproduzent Hakle sowie der Schuh­filialist Ludwig Görtz.

Hinter dem Gang zum Insolvenzrichter verbergen sich Schicksale. Denn nicht nur die ins Verfahren gerutschten Betriebe sind betroffen, sondern auch zahlreiche Lieferanten, die dann vielfach ihre Forderungen teilweise oder sogar vollständig ausbuchen müssen.

Wie funktioniert Factoring?

Vorausschauend agierende Unternehmerinnen und Unternehmer bauen deshalb gerade jetzt clever vor. Sie setzen zum Beispiel Factoring als intelligentes Werkzeug im Liquiditätsmanagement ein. „Factoring ist eine Finanzierungsmethode, mit der ein Unternehmen Forderungen gegenüber Kunden an einen Finanzdienstleister – den sogenannten Factor – überträgt. Dieser zahlt diese Forderungen just in time an das Unternehmen aus“, sagt Stephan Ninow, Geschäftsführer von abcfinance und der abcbank, einem Experten in der Entwicklung individueller Finanzierungslösungen für nahezu alle Branchen.

Und so funktioniert Factoring: Nach der Lieferung von Waren oder der Erbringung einer Dienstleistung erstellen die Unternehmerin oder der Unternehmer wie immer ihre Rechnung. Mit Erhalt der Rechnungskopie überweist der Factor dann umgehend den entsprechenden Forderungsbetrag. Ist die Rechnung fällig, zahlt der Kunde des Unternehmens den Rechnungsbetrag an die Factoringgesellschaft. Kann der Kunde allerdings nicht zahlen, muss der Factor die Forderung anmahnen oder bleibt auf dem Betrag sitzen. Die Unternehmerin beziehungsweise der Unternehmer hat damit einen hundertprozentigen Ausfallschutz und finanzielle Sicherheit.

Bonität von Neukunden erfragen

„Zwar fallen beim Forderungsverkauf auch Zinsen und die Factoringgebühr an, doch beim Factoringkunden entstehen durch diesen Finanzierungsweg positive Ertragseffekte“, sagt Ninow. So ermöglicht Factoring es den Unternehmern zum Beispiel, ihren Kunden längere Zahlungsziele einzuräumen, ohne dabei Liquiditätsengpässe zu riskieren. Dies kann ein Argument im Vertrieb und ein Element der Kundenbindung sein.

Ein weiterer Vorteil: Factoringkunden können bereits vor Abschluss eines Geschäfts die Bonität eines Neu- oder Bestandskunden unkompliziert über das eigene Factoringportal erfragen. Das kann dazu beitragen, Probleme von vornherein zu vermeiden. Mit der „Cash by Click“-Funktion erhalten Unterneh­merinnen und Unternehmer bei abc­finance zudem Entscheidungen bei Limitanfragen in Echtzeit und haben jederzeit den Überblick über sämtliche Kunden- und Debitorendaten. Und eine stabile Liquidität sowie umfassende Transparenz sind insbesondere in wirtschaftlich schwierigerem Fahrwasser ein Segen.  

Drei Fragen an Stephan Ninow von abcfinance

Zur Person

Stephan Ninow, Experte für Factoring von abcfinance

Stephan Ninow

ist Geschäftsführer des Finanzdienstleisters abcfinance und der abcbank

Factoring ist eine Finanzdienstleistung. Die gibt es sicher nicht zum Nulltarif, oder?

Stephan Ninow: Nein, selbstverständlich nicht. Die Kosten setzen sich zusammen aus dem Zins für die Dauer der Laufzeit der Forderung – der liegt üblicherweise unter dem Kontokorrent­satz – und der Factoringgebühr. Diese liegt in der Regel deutlich unter einem möglichen Skontosatz.

Lohnt es sich dann nicht eher, auf die Vorfinanzierung der Forderungen zu verzichten?

Ninow: Den Kosten stehen gleich mehrere positive Ertragseffekte gegenüber. Die ergeben sich beispielsweise daraus, dass der Factoringkunde durch die sofortige Auszahlung über ge­nügend Liquidität verfügt, um Lieferantenskonti realisieren zu können. Zudem entstehen keine zusätzlichen Aufwendungen für Auskunfteigebühren; auch eine Warenkreditversicherung gegen Verluste aus Forderungsausfällen ist nicht mehr notwendig. Obendrein übernehmen wir das Forderungsmanagement; der Kunde muss sich also nicht mehr um Mahnverfahren oder das Inkasso kümmern. Dadurch können womöglich Personalkosten eingespart werden. Hatte das bisher die Unternehmerin oder der Unternehmer selbst erledigt, bleibt mithilfe des Factoring mehr Zeit für das Kerngeschäft.

Bietet Factoring darüber hinaus weitere ­finanzielle Vorteile?

Ninow: Ja. Durch den Forderungsverkauf verkürzt sich außerdem die Bilanz. Dies erhöht die Eigenkapitalquote. Die Bonität des Kunden verbessert sich. Dieses bessere Rating zahlt sich dann bei der nächsten Kredit­aufnahme bei der Hausbank mit günstigeren Konditionen aus. Denn aktuell gilt mehr denn je der Grundsatz: Liquidität geht vor Rentabilität.

24.10.2022    Andreas Busch
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