Wirtschaftsförderung

Experte: Mittelstand hat mehr verdient als kurze Steuersenkung

Mehrwertsteuersenkung und Überbrückungsgelder werden nicht reichen, um die Wirtschaft durch die Corona-Krise zu bringen. Synergien zwischen Mittelstand und Start-ups müssten durch den Bund und Investoren stärker gefördert werden, so die Meinung der Experten im DUB Digital Business Talk, sonst könnte der Technologiestandort Deutschland mittelfristig abgehängt werden.

29.07.2020

Für Dr. Jaschinski lohnt sich der Blick auf den Mittelstand. International präsent und spezialisiert, sei er Triebfeder und stütze in der technologischen Transformation die deutsche Wirtschaft. Deshalb müsse der Bund weitere Fördermöglichkeiten bereitstellen. Die aktuelle Mehrwertsteuersenkung stärke zwar die Konsumbereitschaft der Deutschen, genüge aber nicht, um die Rezession langfristig zu bekämpfen.

Wie überzeugen Gründer Investoren?

Obwohl Deutschland als Technologiestandort international noch in einer guten Position sei, dürften sich Politik und Wirtschaft nicht auf bisherigen Erfolgen ausruhen. Deutsche Hochschulen etwa böten zwar eine sehr gute Ausbildung, was sich auch in innovativen Start-ups niederschlage. „Die Idee zur kommerziellen Marktreife zu bringen, schaffen aber viele nicht, weil das Eigenkapital fehlt“, sagt Dr. Brede.

Investoren ließen sich nicht durch Luftschlösser überzeugen. Gründer müssten in ihren Businessplänen Wachstumspotenziale aufzeigen und genaue Vorstellungen darüber haben, welche Wirtschaftspartner sie brauchen, um eine Zielgruppe mit genug Marktvolumen zu erreichen.

DUB Business Talks

Mittelstand und Start-ups vernetzen

Die Herausforderung liege an dieser Stelle also nicht in der Ideenlosigkeit, sondern daran, dass Investoren fehlen, aussichtsreiche Firmen sowohl mit Kapital als auch mit Netzwerken zu versorgen. Einen Ansatz zur Lösung dieses Problems biete der UP2 German Opportunity Fund 1 von UP2INVEST und der M.M.Warburg Bank. „Der Fonds verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Bevor in ein Start-up investiert wird, wird geprüft, welches Marktvolumen abgedeckt werden kann. So erhöht sich auch die Sicherheit für die Investoren“, sagt Dr. Brede.

In der Praxis bedeute das, sich vom Konzept der regionalen Wirtschaftsförderung gedanklich zu verabschieden. Kleinere Unternehmen müssen gezielt für den überregionalen Markt stark gemacht werden. Das Gießkannenprinzip habe ausgedient. Himmel: „Hat ein Mittelständler oder dessen Kunde einen bestimmten technologischen Bedarf, muss dieser mit genau dem Start-up zusammengebracht werden, dass die Lösung hat. Das ist zeitgemäße und nachhaltige Wirtschaftsförderung.“