Versicherung 4.0

Einhörner der digitalen Versicherungen

Der Start-up-Boom in der deutschen Versicherungsbranche flaut ab. Die jungen Wilden werden erwachsen – und sind in Kooperationslaune. Fast alle setzen auf die Zusammenarbeit mit etablierten Versicherern. Das sorgt bei einigen für einen kräftigen Wachstumsschub.

02.01.2020

„Hey! Ich bin Maya“, stellt sich eine junge Frau auf der Website vor. „Ich mache dir superschnell einen duften Preis. Bist du bereit?“ Adresse, Alter, Wohnungsgröße eingeben, und schon blinkt der Tarif für die Hausratversicherung auf. Mit Lemonade aus den USA vertreibt das erste internationale InsurTech Policen in Deutschland. Das Rezept, das eine Milliardenbewertung und damit den Status eines „Einhorns“ brachte: Mittels KI beurteilt der Versicherer in Sekundenbruchteilen die Risikosituation oder Schadenmeldung seiner Kunden.

Der Start des digitalen Schwergewichts Lemonade hat die Konkurrenz zwischen den hiesigen Online-Versicherern weiter verschärft. Dabei scheinen die Wachstumsjahre vorbei. „Ein Abflachen des anfänglichen Gründungsbooms ist klar zu erkennen“, sagt Nikolai Dördrechter, Co-Autor der Studie „Insur-Tech-Radar Deutschland 2019“ von der Beratung Oliver Wyman. Die Untersuchung zeigt zudem, dass sich die Firmen mittlerweile ausgewogener auf die Bereiche Angebot, Vertrieb und Betrieb verteilen. „Die Schieflage hin zu einer übergroßen Zahl an Vertriebsmodellen hat sich weiter abgebaut“, so Dördrechter.

Ein Markt verdichtet sich

In diesem Umfeld haben einige Start-ups die nächste Erfolgsstufe zünden können. Ein Grund dafür sind Kooperationen mit etablierten Versicherern. „Wir erwarten, dass sich die positive Entwicklung bei den meisten Scale-Ups fortsetzen wird“, sagt Dietmar Kottmann, Partner bei Oliver Wyman. So können Firmen, deren Referenzliste wächst, ihre Bewertungen in anstehenden Finanzierungsrunden steigern. Beispiele: der digitale Makler wefox und der Kfz-Versicherer Friday, die Anfang des Jahres je über 100 Millionen Euro bei Kapitalgebern einsammelten.

Die Experten sind zuversichtlich, dass es nach dem FinTech N26 in zwei bis drei Jahren auch ein deutsches Versicherungs-Start-up in die märchenhafte Riege der Einhörner schaffen könnte. DUB UNTERNEHMER sprach mit Etablierten wie Newcomern über das Spannungsfeld Assekuranz und Digitalisierung.

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