Wer zuletzt sein Geld bei Banken als Tagesgeld bunkerte, bekam dafür nach Zahlen der FMH-Finanzberatung im Durchschnitt von 136 Banken 2,16 Prozent Jahreszins. Der Satz lag damit unter der für Deutschland für März gemeldeten Inflationsrate von 2,2 Prozent – also in etwa ein Nullsummenspiel.
Beeindruckende Dividendenrendite
Wer dagegen zum Beispiel auf der Internetseite der Börse Frankfurt unter den Kennzahlen der Dax-Werte nachschaut, findet interessantere Angebote. Dort werden die Dividendenrenditen der Index-Mitglieder ausgewiesen – also der prozentuale Anteil der Ausschüttungen einer Aktiengesellschaft gemessen am aktuellen Kurs. So betrug zuletzt die Dividendenrendite der Volkswagen-Vorzugsaktie 7,3 Prozent, die des BASF-Titels 6,3 Prozent oder des Allianz-SE-Anteilsscheins 5,2 Prozent.
Ausschüttung reduziert den Kurs
Also alle Ersparnisse auf Aktien mit weit überdurchschnittlicher Dividende setzen? Eine solche Anlage könnte sich als Fehler erweisen. So reduziert sich der Kurs am Tag nach der von der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft beschlossenen Ausschüttung – dem Ex-Tag – in der Regel um den Betrag der ausgezahlten Dividende. Wie es dann mit der Notierung weitergeht, hängt stark von der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ab. Madeleine Ronner, Fondsmanagerin und ausgewiesene Aktienexpertin der Investmentgesellschaft DWS, sagt: „Historische Renditen haben beispielsweise gezeigt, dass Investitionen in Aktien mit der höchsten Dividendenrendite keine überdurchschnittlichen risikobereinigten Renditen erzielen, da sie häufig eine anstehende Dividendenkürzung anzeigen. Wir vermeiden diese daher eher“ (siehe Interview unten).
Hintergründe beachten
Anlegende sollten deshalb unbedingt nachforschen, welche Hintergründe für die hohe Dividendenrendite ursächlich sind: Ist die Ausschüttung sehr hoch? Kommt sie aus dem Gewinn des Geschäftsjahres oder der Substanz des Unternehmens? Resultiert die stattliche Dividendenrendite womöglich nur aus einem starken Kursrückgang? Bleiben trotz hoher Ausschüttung Mittel für wichtige Investitionen übrig? Also kommen auch die Dividendenfans unter den Anlegenden nicht darum herum, sich intensiv etwa mit der Marktstellung, den Zukunftsaussichten und der finanziellen Ausstattung der Kandidaten zu beschäftigen, die eine hohe Dividendenrendite bieten.
Dauerhafte Dividendenzahler
Ein Indiz ist beispielsweise die Dividendenkontinuität. Eine Reihe von Unternehmen schafft es über lange Zeiträume, Ausschüttungen zu leisten und diese immer wieder heraufzusetzen. So konnte beispielsweise der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé („After Eight“, „Maggi“) zwischen 1995 und 2022 über 28 Jahre die Dividende steigern. Der US-Konsumgüteranbieter Procter & Gamble („Pampers“; „Ariel“) zahlt bereits seit 133 Jahren durchgängig Dividende, seit 67 aufeinanderfolgenden Jahren wurde sie erhöht. Beide Titel zeigen, dass sich defensive Aktien vor allem für eher geduldige Anleger eignen. Langfristig können sie eine hervorragende Entwicklung vorweisen, zuletzt dümpelten ihre Kurse aber mehr oder weniger dahin – während dagegen insbesondere Technologieaktien im Fokus der Investorinnen und Investoren standen.
Wichtig zu wissen: Dividenden tragen einen bedeutenden Anteil zur Gesamtentwicklung von Aktien bei. „Vor allem Investoren in europäische Aktien konnten sich in der Vergangenheit über hohe Ausschüttungssummen freuen. Diese halfen, die Gesamtperformance in Jahren negativer Kursentwicklung zu stabilisieren,“ so Dr. Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets & Thematic Research, von Allianz Global Investors in der aktuellen Dividendenstudie „Stabilität in Zeiten der Disruption“.
Experten-Expertise nutzen
Wem die individuelle Suche nach Dividendenstars zu aufwendig ist, kann auf die Expertise von Profis zugreifen. Es steht etwa eine Reihe entsprechender Fonds zur Auswahl. So beispielsweise der im Jahr 2003 aufgelegte DWS Top Dividende, dessen Management um Thomas Schüßler die Anleger jährlich am Erfolg des Portfolios beteiligt. Im November vergangenen Jahres gab es 4,60 Euro je Fondsanteil, was einer Ausschüttungsrendite von 3,4 Prozent entsprach. Ebenfalls im Angebot sind unter anderem der Allianz Global Equity Dividend oder der DJE – Dividende & Substanz der deutschen Investmentlegende Jens Ehrhardt.
Auf Dividendenwerte ausgerichtete ETFs
Neben diesen aktiv gemanagten Fonds gibt es zahllose auf Dividendenwerte ausgerichtete und meist gebührengünstige Exchange Traded Funds (ETF) wie etwa den Amundi ETF MSCI EMU High Dividend, der den Strategieindex MSCI EMU High Dividend Yield abbildet. Er folgt ihm im Gleichschritt – nach oben wie nach unten. Die Dividenden der Firmen im Index werden reinvestiert. Ein Blick auf die große Angebotspalette kann sich lohnen – zumindest aktuell mehr, als Rücklagen zu Minizinsen auf Tagesgeldkonten zu bunkern.