Energiewende
21.01.2022    Arne Gottschalck
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Über 30.000 Worte brauchte Larry Fink in diesem Jahr für seine Botschaft. Einmal mehr hatte der Vorstand von Blackrock – immerhin größter Assetmanager der Welt mit rund zehn Billionen Dollar unter seinen Fittichen – Briefe an die Chefs jener Unternehmen gewandt, in die sein Finanzhaus investiert ist. Eine alljährliche Tradition. Seine Botschaft in die Führungsetagen: Geht es an, akzeptiert, dass Nachhaltigkeit ein dauerhaftes Thema ist.

Larry Finks Botschaft an Unternehmen

Seine Aufforderung hat zwei Seiten. Zum einen die Implikationen für Unternehmen, eine Art Handbuch. Zum Beispiel der Hinweis darauf, wie das neue Normal der Arbeitswelt aussieht. „Früher erwarteten Unternehmen von ihren Mitarbeitern, dass sie von Montag bis Freitag ins Büro kommen. Die psychische Gesundheit war kaum ein Thema, über das am Arbeitsplatz diskutiert wurde. Und die Löhne von Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen stiegen kaum.“, schreibt er. „Diese Welt ist Geschichte.“ Bedeutet, dass Firmenlenker umdenken müssen, um bestehende Mitarbeiter zu binden und neue zu finden. Und das führt gleich zur anderen Seite des Finkschen Schreibens. Denn auch aus Investorensicht sind solche Fakten wichtig.

Offenkundig ist das bei Immobilien: Kein Immobilieninvestor kann erwarten, Renditen wie vor der Pandemie einzufahren, wenn Angestellte es gewohnt sind, zumindest zum Teil von zuhause aus zu arbeiten. Flexible Büroflächen seien daher möglicherweise Corona-Gewinner, schreibt Berlin Hyp.

Aber auch aus der Sicht des klassischen Anlegers ist dieses Umdenken wichtig. Immerhin geht es für sie darum, Kapital so geschickt wie möglich arbeiten zu lassen. Genau das geschieht nicht, wenn die Arbeitnehmer in Scharen gehen. „Fluktuation treibt die Kosten in die Höhe und schmälert die Produktivität“, schreibt Fink.

Eingebettet ist dieser Ansatz in das Großthema der Dekade: die Nachhaltigkeit. Immerhin ist jener Umgang mit den Mitarbeitern ein Teil des ESG-Dreiklangs – gutes unternehmerisches Verhalten. Das sich das rechnet, ist längst gezeigt worden. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach entsprechend nachhaltig aufgestellten Unternehmenspapieren. Eine Studie zeigt, dass das Angebot weiter steigen werde.

Blackrock steigt nicht generell aus Öl und Gas aus

Nur – wovon genau? Und da ist Finks Brief interessant: „Kapital aus ganzen Branchen abzuziehen oder die Finanzierung CO2-intensiver Anlagen einfach von den öffentlichen in die Privatmärkte zu verlagern, wird die Welt nicht zum Netto-Null-Ziel führen“, schreibt er. Genau das ist der Ansatz strenger Nachhaltigkeitsfreunde. Wenn man so will, solche Unternehmen vom Kapitalstrom abklemmen.

Anders Fink: „Blackrock verfolgt nicht die Strategie, generell aus allen Öl- und Gasunternehmen auszusteigen. (…) In vielen CO2-intensiven Branchen gibt es vorausschauende Unternehmen, die ihr Geschäft transformieren und damit einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft leisten.“ Damit schlägt sich Fink auf die Seite derer, die Nachhaltigkeit weniger streng auslegen. Für Anleger ist das eine Erinnerung an genau diese zwei unterschiedlichen Denkschulen – die weniger strengen und jene, für die bestimmte Sektoren undenkbar sind.

Immerhin, unter dem Strich steht damit die Erkenntnis, dass Investoren wie Blackrock weiterhin Druck machen in Richtung Nachhaltigkeit. Und weil dahinter die Wucht von rund zehn Billionen Dollar steckt, wird die Entwicklung weitergehen.

21.01.2022    Arne Gottschalck
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