Digitalisierung

Bitcoin trifft Banking

Banking ist so 1990er-Jahre, die Kryptowährung Bitcoin auch schon wieder Geschichte? Im Gegenteil, findet man beim Start-up Bitwala. Entsprechend sieht das Angebot aus: ein Konto für normale Überweisungen. Eine Wallet für die beiden Kryptowährungen Bitcoin und Ether. Und eine Debit-Karte zum Bezahlen – alles aus einer Hand. Wie zukunftsfest ist die Idee? CFO Christoph Iwaniez erklärt das Geschäftsmodell.

24.02.2020

Christoph Iwaniez

ist Chief Financial Officer (CFO) beim Berliner Start-up Bitwala. Vor der Gründung 2015 leitete er den Finanzbereich der GIZS, die für die Sparkassen-Gruppe das Bezahlverfahren paydirekt koordiniert.

DUB UNTERNEHMER-Magazin: Bitcoin und Banking aus einer Hand – wie kam es zu dem Angebot?

Christoph Iwaniez: Wir haben früh erkannt, dass Finanzprodukte auf Basis der Blockchain – wie zuers­­t Bitcoin – gegenüber dem konventionellen Bankensystem erhebliche Vorteile bringen. Es muss aber auch eine Brücke zum bestehenden Girokonto des Kunden geschlagen werden. Denken Sie etwa an die teuren Überweisungen ins nicht europäische Ausland, für die Banken zudem auch heute noch viele Tage benötigen. Die Bitcoin-Blockchain bildet das binnen Minuten und zu überschaubaren Gebühren ab. Bei Bitwala gibt es das Girokonto, das diese Welt öffnet. Mir und den anderen beiden Bitwala-Gründern waren die Vorteile schon 2015 klar. Wir ent­wickelten die Vision, Bitcoin möglichst vielen Menschen leicht zugänglich zu machen. Daraus entstand Bitwala, das heute ein kostenfreies Bankkonto mit leicht nutzbarem Zugang zur Blockchain-Welt bietet. Wenn Sie so wollen, eine in Deutschland regulierte Brücke in die digitale Weltwirtschaft.

Wie hoch schätzen Sie das Kundenpotenzial in Deutschland? Zumindest der Bitcoin-Hype scheint ja verflogen ...

Iwaniez: Das Kundenpotenzial ist erheblich. Studien sprechen von vier bis sechs Prozent der Bevölkerung. Das sind also bis zu drei Millionen Deutsche, die bereits Kryptowährungen genutzt haben. Übrigens begründet sich das hohe Potenzial schon darauf, dass wir nicht auf Deutschland beschränkt sind. Genauer: Gut die Hälfte der Bitwala-Kunden sind in Deutschland angesiedelt, aber die anderen 50 Prozent leben in 30 weiteren Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums. Für uns ist das Kundenpoten­zial in Europa wesentlich. Ein großer Markt also, der noch wachsen wird.

Wie kryptoaffin ist Deutschland im internationalen Vergleich?

Iwaniez: Deutschland liegt im europäischen Mittelfeld. Wir stellen fest, dass insbesondere kleinere Länder mit offenen Ökonomien außerhalb des Euroraums fast doppelt so viele Kryptonutzer aufweisen. Dazu zählt die in ­Europa führende Schweiz, aber auch Rumänien und Dänemark sind vorn mit dabei. Im Euroraum liegt Österreich an der Spitze – wahr­scheinlich, weil sich das Land schon frühzeitig für Bitcoin und Co. geöffnet hat.

Viele Handelsplattformen konnten in der Krypto-Krise keine Liquidität sicherstellen. Wie wollen Sie das gewährleisten?Zahlen Sie selbst in Bitcoin?

Iwaniez: Als weltweit einziger Bankservice unterscheiden wir uns deutlich von solchen Anbietern: Wir verdienen nicht am Eigenhandel, was uns bei hoher Volatilität tatsächlich angreifbar machen würde, sondern an den Gebühren – die übrigens mit nur einem Prozent besonders gering sind. Da wir Kryptowährungen nicht auf unserem eigenen Buch belassen, ist ein bedrohlicher Handelsverlust ausgeschlossen.

Zahlen Sie selbst in Bitcoin?

Iwaniez: Das habe ich vor allem in Asien bereits getan. Bitcoin hat bewiesen, dass die Blockchain das Payment revolutionieren kann, ist aber selbst dafür inzwischen zu wertvoll geworden. Unser alltägliches Zahlungsverhalten werden daher andere Währungen auf der Blockchain revolutionieren – etwa Libra, der digitale Euro oder ein Anbieter, den wir heute noch gar nicht kennen.