Aktienmarkt

Biotech: Neue Kurspotenziale für Pharmaunternehmen

Fallende Leitzinsen versprechen Biotech-Aktien Rückenwind. Doch auch die Leistungen der Unternehmen in der Entwicklung dürften Kurspotenziale eröffnen.

Biotech: Eine Frau mit Gummi-Handschuhen hält eine Petrischale, auf der kleine grüne Punkte zu sehen sind, in die Kamera

18.10.2024

Die wichtigsten Notenbanken weltweit lockern ihre Geldpolitik. Das erleichtert Biotech-Unternehmen das Wachstum – auch durch Übernahmen. Diese Trends sollten die Aussichten für Aktien aus dem Sektor deutlich aufhellen. Warum das so ist und worauf es für die Branche darüber hinaus noch ankommt, erklärt Experte Dr. Christian Koch von der BB Biotech AG im Interview.

schwarz-weiß Porträt eines Manns mit Glatze

Dr. Christian Koch

ist Investmentmanager für BB Biotech bei Bellevue Asset Management. Er promovierte an der ETH Zürich im Bereich Computer-Assisted Drug Design

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Sie machen neues Potenzial für Biotech-Werte aus. Was sind die Gründe dafür?

Dr. Christian Koch: Haupttreiber sind auf der Fundamentalseite nach wie vor klinische Studien, Produktzulassung – und Quartalszahlen, die belegen, welche Profite realisierbar sind. Jetzt spielen auch sinkende Zinsen eine Rolle. Sie verringern die Kapitalkosten für niedrig kapitalisierte Anbieter. Das verschafft Zeit, bis ihr Cashflow positiv wird. Zugleich können größere Konzerne mehr Fremdkapital aufnehmen. Damit wird es für Pharmaunternehmen einfacher, ihr Portfolio durch Biotech-Zukäufe zu erneuern. Dies ist alle 13 bis 15 Jahre für einen Neustart des Produktzyklus nötig, etwa weil geltende Patente auslaufen. Manche Biotech-Anbieter sind bereits ähnlich groß wie Pharmakonzerne und müssen nun selbst zu Akquisitionen übergehen. Entscheidend ist daher die ausgewogene Balance aus Zukäufen, externen und organischen internen Kapazitäten.

Argenx, eine der größeren Positionen im Portfolio von BB Biotech, hat jetzt ein Medikament gegen die Autoimmunkrankheit gMG lanciert. Wie geht es weiter bei diesem auf seltene Erkrankungen spezialisierten Unternehmen?

Koch: Wir erwarten ein signifikantes Wachstumspotenzial für Vyvgart, das gegen gMG bereits zugelassen ist. Zudem sehen wir drei oder vier weitere Indikationen mit einem Umsatzpotenzial von jeweils rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Das zeigt, wie groß allein dieses Präparat werden kann. Argenx hat jetzt ein weiteres Programm in der mittleren klinischen Phase, das Hilfe bei einer anderen Gruppe neuromuskulärer Erkrankungen zeigen könnte. Mit diesem Zusatzpotenzial kann Vyvgart eines der größten Produkte des Sektors werden. Und Argenx entwickelt weitere Produkte und ist damit auf dem richtigen Weg, erfolgreich in den nächsten Zyklus hineinzugehen.

Welche anderen Beteiligungen von BB Biotech dürften in der nächsten Zeit mit positiven Nachrichten aufwarten?

Koch: Viele unserer Beteiligungen werden in den nächsten 12 bis 18 Monaten Meilensteine unterschiedlicher Natur erreichen – klinische oder regulatorische. Unsere einzige Beteiligung, die im Moment nicht börsennotiert ist, Rivus Pharmaceuticals, steht vor ersten klinischen Ergebnissen bei adipös bedingter Herzinsuffizienz. Das wird den Pfad für diesen Anbieter vorgeben. Zwei weitere unserer Beteiligungen sind derzeit in Zulassungsstudien. Daraus ergibt sich insgesamt eine gute Balance aus klinischen Meilensteinen, Neuzulassungen durch die Behörden und unseren schon heute profitablen Unternehmen. Diese werden in ihren Quartalsergebnissen immer wieder belegen können, wie gut ihre Produktplatzierungen bisher gelaufen sind und weiter laufen dürften.