Interview

Damit die Menopause nicht zum Stillstand wird

Die Wechseljahre können etwa 15 Jahre im Leben einer Frau umfassen. Diese Phase wirkt sich nicht nur auf das Privatleben aus, sondern benötigt auch am Arbeitsplatz Aufmerksamkeit. Was Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tun können.

junge, blonde Frau steht in der Küche am Fenster mit einem Glas Saft in der Hand. Vor ihr sind Gewürze und Kräuter im Fenster ausgestellt.

04.12.2024

"Ich verschreib Ihnen mal was!“ Auf viel mehr Information oder Unterstützung konnten Frauen bislang nicht hoffen, wenn es um die Menopause ging. Da spricht man nicht drüber! Ist nicht so wichtig! Medikation als Maximaltherapie. Der Arzneimittelhersteller Medice – The Health Family hat sich für einen ganzheitlicheren Umgang entschieden und mit Medigital ein Tochterunternehmen gegründet, das ergänzende Apps und digitale Services rund um ADHS, Urologie und eben Frauengesundheit anbietet.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Was sind die häufigsten Missverständnisse rund um die Wechseljahre, insbesondere im Unternehmenskontext?

Anna Bechara: Viele glauben, dass die Wechseljahre nur eine kurze Phase im Leben einer Frau darstellen, in der Symptome wie Hitzewallungen auftreten. In Wirklichkeit ist die Menopause ein Moment in einem Prozess, der etwa 15 Jahre dauern kann. Die Symptome sind zahlreich und sehr unterschiedlich – von Schlafstörungen über depressive Verstimmungen bis hin zu körperlichen Beschwerden. Aber oft fehlt es an Informationen. Deshalb haben wir mit Femfeel eine App entwickelt, die durch diese Zeit begleitet und Symptome lindern kann.

Welche Auswirkungen haben die Wechseljahre auf Unternehmen?

Bechara: Unternehmen, die die Wechseljahre ihrer Mitarbeiterinnen nicht berücksichtigen, können erhebliche Nachteile erfahren. Symptome wie Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafmangel können die Produktivität der betroffenen Frauen beeinträchtigen. Dies führt oft zu Frustration, sinkender Arbeitszufriedenheit und erhöhten Krankheitsausfällen. Langfristig kann dies auch die Bindung der Mitarbeiterinnen an das Unternehmen schwächen und die Kosten für das Unternehmen erhöhen.

Wie können Unternehmen konkret handeln, um Frauen in der Menopause zu unterstützen?

Bechara: Zunächst einmal durch Aufklärung und Sensibilisierung auf allen Ebenen. Außerdem können flexible Arbeitszeiten, individuelle Gesundheitsangebote und spezielle Schulungen für Führungskräfte dazu beitragen, das Arbeitsumfeld an die Bedürfnisse von Frauen in den Wechseljahren anzupassen. 

Welche Rolle könnten Krankenkassen in diesem Zusammenhang spielen?

Bechara: Sie haben das Potenzial, durch Kooperationen mit Lösungsanbietern eine wichtige Rolle zu spielen. Indem sie Programme unterstützen oder finanzieren, die Frauen in der Menopause zugutekommen, können sie dazu beitragen, dass diese Lösungen flächendeckend und niederschwellig angeboten werden. Dies wäre ein Gewinn für alle Beteiligten: Die Frauen erhalten die notwendige Unterstützung, Unternehmen profitieren von gesunden und leistungsfähigen Mitarbeiterinnen, und die Krankenkassen könnten langfristig Gesundheitskosten senken.

Anna Bechara

ist Head of Business bei Medigital, wo sie ihre Kenntnisse in digitaler Gesundheit und ihre Leidenschaft für Innovationen im Gesundheitswesen einbringt