Interview

Revolution in der Pharmabranche

Von Kooperationen mit der Charité bis hin zu einem „europäischen Boston an der Spree“ – Bayer-Vital-Geschäftsführer Christian Lauterbach gibt Einblicke in die Projekte des Pharmariesen.

Pharmabranche: Eine Frau klickt auf einem digitalen Pad.

05.12.2024

Die deutsche Pharmabranche steht vor komplexen Herausforderungen: überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Energiekosten, bröckelnde Infrastruktur und steigende Arbeitskosten. Auch eine nachhaltige Produktion sowie mehr Investitionen in die Digitalisierung sind gefordert. Wie lassen sich also der Pharmastandort Deutschland und seine Wettbewerbsfähigkeit stärken? Im Interview stellt Christian Lauterbach aktuelle und zukünftige Pilotprojekte des deutschen Arzneimittelvertreibers Bayer Vital vor.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Warum erlebt die Pharmabranche in Deutschland gerade einen Wendepunkt?

Christian Lauterbach: In diesem Jahr hat die Politik drei bedeutende Meilensteine für den Fortschritt im deutschen Gesundheitswesen erreicht: die Nationale Pharmastrategie, das Medizinforschungsgesetz und die Nationale Strategie für Gen- und Zelltherapien. Sie zielen darauf ab, den Patientinnen und Patienten schneller und effektiver neue Behandlungsmöglichkeiten zu bieten. Der Erfolg dieser Fortschritte ist das Ergebnis eines intensiven Dialogs und einer engen Partnerschaft zwischen Politik, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft. Solche Kooperationen sind entscheidend, um positive und stabile Rahmenbedingungen als Basis für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen.

Haben Sie ein Beispiel für solche Partnerschaften?

Lauterbach: In den letzten fünf Jahren haben wir bei Bayer über 3,5 Milliarden Euro in den Aufbau einer Plattform investiert, die sich auf Zell- und Gentherapien sowie Gene-Editing konzentriert. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Partnerschaft in diesem Bereich ist das Berliner Zentrum für Gen- und Zelltherapien. Diese Initiative wurde in Zusammenarbeit mit Bayer, der Charité sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Land Berlin gegründet. Solche strategischen Investitionen sind entscheidend, um Deutschland als führenden Standort für innovative Therapien weiter auszubauen.

Warum ausgerechnet Berlin?

Lauterbach: Berlin bietet eine beeindruckende Landschaft aus akademischen und medizinischen Institutionen. Es ist auch bekannt dafür, ein Magnet für Gesundheits-Start-ups zu sein. Hervorragende Voraussetzungen für ein blühendes Innovations-Ökosystem. Wir sind überzeugt, dass durch neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zwei wesentliche Ziele erreicht werden können: erstens die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und die Entwicklung innovativer Therapien. Zweitens die Schaffung hoch qualifizierter Arbeitsplätze, die sowohl die Wirtschaft stärken als auch die Fachkräfte von morgen fördern. Um dies zu erreichen, wollen wir aktiv Netzwerke schaffen und den Wissensaustausch fördern, um gemeinsam zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln.

Welche Projekte planen Sie für die Zukunft?

Lauterbach: In Boston befindet sich ein globaler Hotspot für Innovation mit über 250 Biotech-Unternehmen. Diese Dynamik hat uns inspiriert: Was wäre, wenn wir Berlin in ein europäisches Boston an der Spree verwandeln könnten? Diese Vision steht hinter dem Bayer Life Science Campus. Mit dem Start dieser Partnerschaft wollen wir in den nächsten 10 bis 15 Jahren ein Innovationszentrum schaffen, das Startups, wissenschaftliche Exzellenz, moderne Labore und inspirierende Begegnungsorte miteinander verbindet. Zudem wird Ende dieses Jahres das Bayer Co.Lab Berlin eröffnet. Der Fokus liegt auf disruptiven Innovationen und wissenschaftlichen Durchbrüchen. Mit diesem Netzwerk unterstützen wir visionäre Start-ups mit modernster Ausstattung, erfahrenen Mentoren und einer lebendigen Gemeinschaft, in der sie ihre Ideen in effektive Gesundheitslösungen umsetzen können.