Gesundheitsfachberufe

Den Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen vorantreiben

Die Gesundheitsfachberufe spielen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens eine zentrale Rolle, da sie den Zugang zu wertvollen Daten ermöglichen. Doch sie sind noch zu wenig in den Digitalisierungsprozess integriert und müssen noch besser in die Telematikinfrastruktur eingebunden werden.

Illustration von Gesundheitsfachkräften, die in einem Schlüsselloch-förmigen Scheinwerferlicht stehen

28.10.2024

Die Telematikinfrastruktur ist ein Meilenstein für den Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen, da sie einen sicheren und effizienten Datenaustausch ermöglicht. Dr. Jan Helmig, Geschäftsführer und Chief Digital Officer der Opta Data Gruppe, spricht im Interview über die zentrale Rolle der Gesundheitsfachberufe – also Pflegekräfte, Heil- und Hilfsmittelhersteller sowie Transport- und Rettungsdienste – und die Bedeutung der Digitalisierung.

Er erklärt, warum die Telematikinfrastruktur als Basis für den digitalen Datenaustausch unverzichtbar ist und wie sie die Effizienz und Qualität der Versorgung steigert. Doch bei der Umsetzung der Digitalisierung gilt es noch einige Herausforderungen zu meistern. Vor allem aber müsste man die Gesundheitsfachberufe besser in den Digitalisierungsprozess integrieren, so Helmig.

schwarz-weiß Porträt eines Mannes mit Brille

Dr. Jan Helmig

ist seit Juli 2024 Geschäftsführer der Opta Data Gruppe. Zu seinen Schwerpunktthemen zählen unter anderem Softwareentwicklung und -betrieb

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Was zeichnet die besondere Stellung der Gesundheitsfachberufe innerhalb des Gesundheitssystems aus?

Dr. Jan Helmig: Mit rund 1,7 Millionen Beschäftigten stellen die Gesundheitsfachberufe die größte Gruppe von Leistungserbringern im deutschen Gesundheitswesen. Sie verbringen nicht nur deutlich mehr Zeit mit den Patientinnen und Patienten als andere Akteure, sondern der enge Kontakt ermöglicht es ihnen auch, wertvolle Erkenntnisse über deren Zustand und Bedürfnisse zu gewinnen. Diese Informationen sind entscheidend für die weitere Versorgung und Therapie und sollten deshalb effektiv für andere Akteure wie Ärzte, Krankenkassen oder Apotheken nutzbar gemacht werden.

Welche Rolle spielt hier die TI?

Helmig: Wenn wir die Gesundheitsversorgung als Wertschöpfungskette verstehen, entlang derer die Digitalisierung vorangetrieben wird, ist die Telematikinfrastruktur unverzichtbar. Sie schafft die Grundlage für den digitalen Datenaustausch. Bei Opta Data interessiert uns schon lange, wie die Gesundheitsfachberufe mit diesem Thema umgehen. In früheren Studien haben wir festgestellt, dass die Telematikinfrastruktur in der Pflege vor einigen Jahren noch kaum bekannt war. Heute wissen beispielsweise 95 Prozent der Akteure in der Pflege, was die Telematikinfrastruktur bedeutet. Das Bewusstsein für die Bedeutung einer digitalen Infrastruktur ist also vorhanden – jetzt geht es darum, diese auch flächendeckend zu implementieren.

Welche Vorteile bringt die Anbindung an die TI mit sich?

Helmig: Die Telematikinfrastruktur bietet enorme Vorteile in Bezug auf Zeitersparnis und Effizienz – das ist ein echter Wendepunkt. Leistungserbringer können durch den digitalen Datenaustausch, etwa über die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept, erheblich profitieren. Zudem macht die Telematikinfrastruktur Gesundheitsdaten für verschiedene Akteure zugänglich, was die Qualität der Versorgung insgesamt verbessert. Das erhöht nicht nur die Effizienz, sondern trägt auch zu einer gezielteren Patientenversorgung bei.

Welche Herausforderungen gilt es noch zu meistern, und was sind Ihre Lösungsansätze?

Helmig: Der Weg zur Digitalisierung ist langwierig und komplex. Gesundheitsfachberufe sehen technische Lösungen als Mittel zum Zweck und erwarten einen hohen Nutzenbezug in den Lösungen. Deshalb ist es entscheidend, regelmäßig den Dialog zu suchen, die Vorteile der Digitalisierung klar zu kommunizieren und die Prozesse so einfach wie möglich zu gestalten. Leistungserbringer können zudem die Kosten für den Anschluss an die Telematikinfrastruktur beim GKV-Spitzenverband geltend machen, was einen zusätzlichen Anreiz schafft. Allerdings gibt es Unterschiede in der finanziellen Unterstützung je nach Berufsgruppe, was eine gleichberechtigte Zusammenarbeit erschwert.